Infektionen in Sachsen-Anhalt Erlebt das Land im Herbst eine neue Corona-Welle?
Die Corona-Inzidenz ist in Sachsen-Anhalt extrem niedrig. Das Gesundheitsministerium des Landes rechnet aber mit steigenden Fallzahlen in der kalten Jahreszeit.

Halle/MZ - Die Pandemie ist zwar beendet, das Virus ist aber geblieben. Infektionen mit dem Erreger, der über drei Jahre lang die Welt in Atem gehalten hatte, werden auch in Sachsen-Anhalt weiter gemeldet.
Allerdings sind die Fallzahlen extrem niedrig. „Aktuell befindet sich Sachsen-Anhalt nach wie vor auf einem sehr niedrigen Sommerniveau“, sagt Andreas Pinkert, ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums auf MZ-Nachfrage. In der Woche Ende Juli meldeten die Gesundheitsämter bisher 67 Corona-Fälle. Die Inzidenz lag am Mittwoch laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 1,7.
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Nachdem im April die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung und zuvor in weiten Teilen die Masken- und Testpflicht ausgelaufen waren, sei Sachsen-Anhalt zu einem langfristigen Covid-Management übergegangen. „Das Landesamt für Verbraucherschutz beobachtet die Corona-Situation und steht im regelmäßigen Austausch mit uns“, so Pinkert. Laut Auswertung gab es in den vergangenen Monaten einige Wochen im Mai (Inzidenz bei acht) und Juli (3,4) mit höheren Werten. Das Abwassermonitoring für das Bundesland, bei dem Abwasser auf Viren untersucht wird, zeigt auch für Juli vereinzelt minimale Ausschläge. So kam es zu leichten Anstiegen in Magdeburg, Weißenfeld und Naumburg.
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Gibt es im Herbst wieder mehr Corona-Infektionen?
Das Landesgesundheitsministerium prognostiziert für den Herbst und Winter wieder steigende Fallzahlen. Es folgt damit der Einschätzung des RKI: Besonders in der kälteren Jahreszeit sei ähnlich wie bei anderen Viren, die akute Atemwegserkrankungen verursachen, mit Erkrankungswellen zu rechnen. Sie verbreiten sich dann besser, weil unter anderem mehr Menschen Zeit in Innenräumen verbringen würden. „Dort ist die Übertragungswahrscheinlichkeit deutlich höher.“
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Im Alltag der Arztpraxen spielt Corona keine Rolle mehr, sagt Holger Fischer vom Hausärzteverband Sachsen-Anhalt. „Momentan ist Corona überhaupt kein Thema. Es wird sich in die anderen Erkältungserreger einreihen, die auch bei Erkältungswellen nicht getestet werden.“ Er selbst habe zuletzt Patienten im April 2022 geimpft und im Oktober getestet. „Ich wüsste also gar nicht, ob sich einer meiner Patienten mit Corona infiziert hätte. Das ist auch für mich als Mediziner uninteressant, weil es keine spezifischen therapeutischen Ansätze gibt.“ Was der Herbst bringe, wisse niemand. „Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Erkrankungswelle mit gefährlicheren Auswirkungen erscheint jedoch gering.“
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Keine Nachfrage nach Covid-Tests
Doch vereinzelt testeten sich Patienten noch, sagt Till Hartmann, Hausarzt in Landsberg (Saalekreis). „Neulich meinte jemand, sein Schnelltest sei positiv. Ich war irritiert und mein erster Gedanke war: Oh, es testen sich noch Leute? Im Alltag ist Corona kein Thema mehr.“ Das stellt auch Clemens Frischkemuth von der Geiseltal-Apotheke Frischkemuth in Braunsbedra (Saalekreis) fest. „Tests werden gar nicht mehr nachgefragt. Und unsere letzte Kundin, die mit Maske erschien, hat diese jetzt auch abgelegt. Wir haben alle gelernt, mit Corona zu leben.“