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Enkeltrick in Sachsen-Anhalt Betrug per Whatsapp: Kriminelle erbeuten hunderttausende Euro mit Handynachrichten

„Hallo Mama, hallo Papa“: Mit einer besonderen Masche nehmen Betrüger vor allem Eltern in Sachsen-Anhalt ins Visier. Aber auch vor betrügerischen Buchverkäufern warnen Verbraucherschützer. Warum die Tricks der Kriminellen so erfolgreich sind.

Von Max Hunger Aktualisiert: 14.02.2024, 10:02
"Hallo Mama": Eine neue Whatsapp-Betrugs-Masche von Betrügern zielt vor allem auf Eltern.
"Hallo Mama": Eine neue Whatsapp-Betrugs-Masche von Betrügern zielt vor allem auf Eltern. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Halle/MZ - Es ist eine scheinbar harmlose Handynachricht, doch sie kann enormen Schaden anrichten: Mit einer neuen Masche nehmen Trickbetrüger vor allem Eltern in Sachsen-Anhalt ins Visier.

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Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) flutet seit 2022 eine Welle betrügerischer Whatsapp-Nachrichten das Land. Allein im letzten Quartal 2022 zählte die Polizei mehr als 400 Betrugsversuche über die Nachrichtenplattform – fast so viele wie in den restlichen Monaten des Jahres zusammen. Insgesamt erbeuteten die Täter im vorigen Jahr demnach über eine halbe Million Euro. „Seit 2022 hat das Phänomen Whatsapp-Betrug massiv an Relevanz gewonnen“, sagte LKA-Sprecherin Manuela Kurrat der MZ.

Polizei in Sachsen-Anhalt warnt vor Whatsappnachrichten

Die Polizei warnt vor einer bestimmten Masche: Dabei erhalten die Opfer eine Whatsappnachricht von ihrem vermeintlichen Kind. Der Texteinstieg: „Hallo Mama, hallo Papa, ich habe mein Handy verloren.“ Im weiteren Verlauf werden die Empfänger aufgefordert, per Textnachricht auf die angeblich neue Telefonnummer ihres Kindes zu antworten. Meist folgt ein scheinbar harmloses Geplänkel. Schließlich bittet die vermeintliche Tochter oder der Sohn um Geld, in der Regel wird ein Notfall vorgeschoben.

Das sind hochprofessionell geschulte Leute.

Simone Meisel / Verbraucherschützerin

Vor allem bei Senioren haben die Betrüger damit immer wieder Erfolg, wie ein Fall aus Dessau zeigt: Vor wenigen Wochen überwies hier eine 63-Jährige einen vierstelligen Betrag auf das Konto eines Unbekannten. Er gab sich als Sohn des Opfers aus. Zuvor hatte er in einer Handynachricht behauptet, dringend Rechnungen bezahlen zu müssen. Erst als er eine zweite Summe forderte, kontaktierte der Ehemann der Seniorin den tatsächlichen Sohn – der Schwindel flog auf.

Betrüger verkaufen angeblich wertvolle Bücher an der Haustür

Das LKA sieht in den Betrugsversuchen per Whatsapp eine neue Spielart des „Enkeltricks“. Dabei nehmen die Kriminellen meist Senioren ins Visier und geben sich als Verwandte oder Bekannte aus, um Geld zu erschleichen. Doch auch abseits des Handybildschirms erfinden die Kriminellen immer neue Maschen.

Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt beobachtete zuletzt mehrere Fälle von betrügerischen Buchhändlern. Sie klingeln an Haustüren, um alte, angeblich wertvolle Bücher zu verkaufen, sogenannte Faksimiles. In einem Fall habe ein Rentner 40.000 Euro für drei nahezu wertlose Wälzer gezahlt, sagte Simone Meisel, Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale. Die Betrüger hätten sogar ein Kartenlesegerät dabeigehabt. „Das sind hochprofessionell geschulte Leute. Die wissen genau, an welchen Schrauben sie drehen müssen“, so die Rechtsexpertin.

Schocknachrichten aus dem Ausland: Täter sind nur schwer zu fassen

Das LKA bewertet die Betrugsversuche inzwischen als „aktuellen Schwerpunkt“. Die Verfolgung der Täter ist allerdings schwierig, denn insbesondere die Banden hinter den Schocknachrichten sind oft gut organisiert. Von Zentralen im Ausland aus erschlichen die Betrüger sich über verschlüsselte Leitungen Geld von Menschen in Sachsen-Anhalt, sagte LKA-Sprecher Michael Klocke.

Die beim Opfer angezeigte Rufnummer ersetzten sie dabei durch falsche Anschlüsse. Das macht es den Ermittlern schwer, die Spur zurückzuverfolgen. „Die Täter handeln auf der Grundlage gezielt geschaffener Strukturen“, sagte Klocke.

Verbraucherschützer rufen daher zur Vorsicht auf: Ein Weg, einen Betrug zu enttarnen, sei es etwa, die eigenen Kinder unter einer eingespeicherten Nummer zu kontaktieren, rät Simone Meisel. Sie empfiehlt Betroffenen zudem, einen Betrugsversuch sofort der Polizei zu melden. Dazu sollten sie die Whatsapp-Nachricht nicht löschen – so können die Beamten sie später auswerten.