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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Wer war der Mörder?

Von Sophia-Caroline Kosel 24.02.2011, 06:17

Halle (Saale)/Magdeburg/dpa. - Vier Jahre lang fehlte jede Spur vonder jungen Schweizerin. Dann fanden Forstarbeiter vor einigen Tagenin einem Wald bei Mansfeld skelettierte Teile ihrer Leiche - unddamit ein mutmaßliches weiteres Opfer des «Doppelmörders vonMansfeld». Der Fall scheint nun der Aufklärung nahe - im Gegensatz zuvielen anderen Mordfällen in Sachsen-Anhalt nach der Wende.

Bei mehreren Dutzend Tötungsverbrechen blieben die Ermittlungenvon Polizisten und Staatsanwälten bislang ohne Erfolg. Aktenbergestapeln sich bei den Mordermittlern. Die Täter sind noch auf freiemFuß. «Aber eines ist klar: Mord verjährt nicht. So steht es imStrafgesetzbuch», sagt ein Sprecher des Innenministeriums inMagdeburg.

Im Süden Sachsen-Anhalts etwa sind noch zehn Morde seit 1990«offen»; darunter der Fall «Geigenkasten» aus dem Jahr 1994: Ein20-Jähriger wird auf offener Straße von einem Unbekannten erschossen,der kurz zuvor die Freundin des Opfers belästigt hatte. Das Projektilfanden die Ermittler im Geigenkasten des getöteten Musikstudenten. Imgleichen Jahr wird ein Hallenser mit einem tiefen Stich im Hals inseiner Wohnung gefunden - tot. Auch dieser Fall ist ungeklärt, ebensoder Tod eines Bordell-Türstehers 1999 in Halle.

«Das sind schwerwiegende Verbrechen, die auch die Polizei nicht inRuhe lassen», sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle, KlausWiechmann. «Wenn es die Zeit erlaubt, werden die Verfahren wiederherausgeholt - von Mitarbeitern, die damals nicht in die Ermittlungeninvolviert waren.» Trotz der ungeklärten Verbrechen ist er sicher:«Den perfekten Mord gibt es nicht.»

Im Bereich der in Magdeburg angesiedelten PolizeidirektionSachsen-Anhalt Nord gibt es noch 13 ungeklärte Mordfälle aus denJahren 1990 bis heute. «Aus kriminalistischer, aber auch ausmenschlicher Sicht ist jedes Tötungsdelikt tragisch und damit alsherausragend zu betrachten», sagt Polizeisprecher Gunnar Krokotsch.Besonders schwierig seien jene Fälle, bei denen nur wenige Spuren amTatort gefunden werden. Die Entwicklung der Kriminaltechnik erhöheaber die Chance, die Täter auch nach relativ langer Zeit zu ermitteln.

Dabei ist nicht in jedem Fall klar, ob es sich um einTötungsverbrechen handelt - etwa, weil jemand schon lange alsvermisst gilt, es aber keine Leiche gibt. Bei vier dieser unklarenSchicksale bittet das Landeskriminalamt (LKA) im Internet umMithilfe: Seit 2004 ist ein Sachsen-Anhalter verschwunden, derzuletzt in der Ukraine wohnte. Seit elf Jahren fehlen von einer Frauaus Wahlitz bei Magdeburg und einer Hallenserin jede Spur. An einemFreitag im April 1998 verschwand in Halle die damals 13 Jahre alteMandy.

Auf der LKA-Seite werden zudem einige namentlich bekanntemutmaßliche Mörder gesucht, darunter mehrere Vietnamesen. Sie sollenam Kampf rivalisierender Zigarettenhändler am 26. Januar 1994 inHalle beteiligt gewesen sein. Gegen die untergetauchten Männer gibtes seit Jahren einen Haftbefehl.

Auch manche Verbrechen aus DDR-Zeiten sind noch unaufgeklärt.Einer der ältesten ungelösten Morde in Sachsen-Anhalt ist der Todeiner Pastorin aus Wernigerode im Harz. 1988 verging sich ein Mann anihr, erwürgte sie und versteckte sie im damaligen Grenzgebiet unterZweigen. Die Leiche der 50-Jährigen wird ein Vierteljahr spätergefunden. Doch ihr Mörder ist noch immer nicht gefasst.

In Sachsen-Anhalt gibt es einige ungeklärte Mordfälle. (ARCHIVFOTO: DDP)
In Sachsen-Anhalt gibt es einige ungeklärte Mordfälle. (ARCHIVFOTO: DDP)
ddp