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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Wappen für ganz Deutschland

Von Sabrina Gorges 03.02.2009, 08:55
Der Heraldiker Jörg Mantzsch sitzt in seinem Haus in Magdeburg zeichnend an einem Tisch. (FOTO: DPA)
Der Heraldiker Jörg Mantzsch sitzt in seinem Haus in Magdeburg zeichnend an einem Tisch. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Im Beruf des Heraldikers vereint der 55-Jährige all dieseEigenschaften. Wappen sind das Leben des groß gewachsenen Mannes, derin Raguhn (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) aufgewachsen ist und heute inMagdeburg wohnt. Fast 600 Wappen hat er für Gemeinden, Städte,Verwaltungsgemeinschaften und Landkreise in ganz Deutschlanderarbeitet und gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Kommunalheraldik.«Wappen sind Symbole, die nicht nur ein dekorativer Schmuck sind,sondern eine unverwechselbare Identität vermitteln», sagt Mantzsch.«Sie schlagen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.»

1992 hat er die Heraldik in den Mittelpunkt seines Lebens gerückt.Für Mantzsch ist die «Hilfswissenschaft der Geschichte» eineBerufung. «Ich verbringe viel Zeit in Archiven, führe langeDiskussionen mit meinen Auftraggebern und muss hin und wieder auchmal mit der Hand auf den Tisch hauen», beschreibt derleidenschaftliche Gemüsegärtner seine Arbeit. Er kennt sich inWappenkunde, Wappenkunst und Wappenrecht ebenso aus wie in der klardefinierten Farbgestaltung. «Nicht jedes Objekt kann zum Wappenbildwerden», sagt Mantzsch.

Der Entstehungsprozess eines Wappens beginnt im Kopf. ErstenSkizzen folgen digitale Entwürfe am Computer. «Viele glauben, dassich mit der Baskenmütze an der Staffelei stehe», sagt Mantzsch. Ausmehreren Entwürfen sucht sich der Auftraggeber den Favoriten raus,dessen Richtigkeit und Einmaligkeit von einem Gutachter bewertetwird. Als letzte Instanz genehmigt oder verweigert eine Landesbehördedie Anerkennung. «Meine Wappen sind noch nie gescheitert», sagt er.

Der Weg bis zur Genehmigung ist oft schwierig. «Ich mussgeschichtliche Nachhilfe leisten und mit Vorurteilen und Irrtümernaufräumen», sagt Mantzsch. «Wappen sind keine Fantasiegebilde.» Dannmuss er Gemeinderäten klar machen, dass die Dorfkirche sich nicht fürein Wappen eignet, weil es ihr an Unverwechselbarkeit fehlt. Oder dasdie vermeintlichen Kleeblätter eigentlich Lindenblätter, dieSchwerter nur simple Vorlegemesser aus der Küche und die Forellen garkeine Forellen sind.

Wird ein Wappenstreit jedoch zum handfesten Parteienzwist, trittMantzsch den Rückzug an. Mehr als 20 Mal änderte er das Wappen desBerliner Bezirks Pankow, der als einziger der Hauptstadt keines hat.Vor kurzem hat er den Auftrag zurückgegeben. «Wenn die Wünsche soweit gehen, dass der Entwurf ein schönes Bild wird, aber heraldischunkorrekt ist, dann verweigere ich mich.»

Sein Lieblingswappen ist das von Quedlinburg im Harz. Der Grund:Kaiser Otto I. verlieh der Stadt das Siegelrecht und Mantzscherstellte aus den historischen Symbolen das Wappen. «Für mich einegroße Ehre», schwärmt er. Schmunzeln muss er über Magdeburg, dessenWappen aufgrund eines negativen Gutachtens offiziell nie genehmigtwurde, sondern nur geduldet ist. «Die Türme sind zu niedrig, die Frauzu groß und dieser Kranz ist einfach undefinierbar.»

Für Mantzsch ist es faszinierend, wie sich Menschen für Wappenbegeistern und mit ihnen ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl verbinden.«Stellen sie sich mal eine Uniform ohne Wappen oder einen Festumzugohne Flaggen und Standarten vor. Das geht gar nicht», sagt er. «Undda ich ein Stück von mir selbst in den Wappen über Jahrhunderteverewige, habe ich den besten Beruf der Welt.»