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Zentraler Verfall Zentraler Verfall: Schafstädts Innenstadt ist in desolatem Zustand

Von Robert Briest 21.04.2018, 13:00
Grüße aus Schafstädt
Grüße aus Schafstädt Fotos: Peter Wölk/Grafik: MZ

Schafstädt - Der Besucher darf nur den Blick nicht zu sehr heben, dann ist Schafstädts Innenstadt gut in Schuss. Denn Straßen und Plätze hat die Stadt in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten auf Vordermann gebracht. Derzeit läuft noch die Sanierung des Töpfermarktes. Begeht der Besucher allerdings den Fehler und hebt seinen Kopf, bietet sich ihm vor allem in der Marktstraße und am Markt ein erschütterndes Bild. Zwar stehen auch hier einige sanierte Häuser, doch ihre Nachbarn sind zumeist baufällige Gebäude, Ruinen oder Baulücken. Gewerbe gibt es nur punktuell.

Ein Stadtrundgang mit Ortsbürgermeister Klaus Andres nimmt denn auch einige Zeit in Anspruch. Er kennt die Häuser, ihre Verfallsgeschichte, die teils verworrenen Eigentümersituationen: „Das war mal die Bäckerei. Das ist heute im Privatbesitz“, erklärt er etwa an einem verlassenen grünen Haus mit verrammelten Fenstern, an dem noch der Name „Heinrich Florstedt“ prangt. Schräg gegenüber sieht es noch schlechter aus. „Das kann man nur noch wegreißen“, schätzt Andres die Situation einer ehemaligen Gaststätte mit dahinterliegendem Kinosaal ein. Das Objekt habe viele Besitzerwechsel hinter sich.

Schafstädts Innenstadt darbt seit vielen Jahren

Schafstädts Innenstadt darbt seit vielen Jahren. Das ist nicht wie in anderen ostdeutschen Kleinstädten eine logische Folge eines Aussterbens. Denn übermäßiger Wegzug ist nicht Schafstädts Problem. Im Gegenteil: Die Nachfrage nach Bauflächen ist vorhanden. Mit der jüngsten Änderung des Flächennutzungsplanes hat der Stadtrat beschlossen, die bestehende Wiese im Wohngebiet am Mühlweg zum Bauland zu machen, um ihr gerecht zu werden.

Doch die Nachfrage besteht nur am Stadtrat: „Interesse, im Stadtzentrum zu investieren, haben wir gar nicht festgestellt“, berichtet Andres: Er sieht dafür mehrere Gründe. Der erste: „Die jungen Leute, die draußen bauen, interessiert eine ruhige Wohnlage, von der aus sie schnell auf die Autobahn zur Arbeit kommen.“ Zudem seien die Grundstücke wie am Markt, den Andres als sein größtes Sorgenkind beschreibt, oft zu groß. Alte Bauernhöfe mit viel, oft zerfallenen Nebengelassen. Und noch einen dritten Grund führt er an: Die zumeist älteren in der Innenstadt verbliebenen Hausbesitzer bekämen oft keinen Kredit, um zu sanieren.

Ruinen in Schafstädt als Problem: Leute, die bauen, schauen sich die Umgebung an

Henri Gnauert, Stadtplaner und Sanierungsbeauftragter für die Bad Lauchstädter Innenstadt, sieht vor allem die Ruinen als Problem: „Leute, die bauen, schauen sich die Umgebung an. Wenn man weiß, bei den Häusern ringsum passiert nichts, dann ist das eine Investitionsbremse.“ Es bedürfe schon viel Idealismus, hier Geld in die Hand zu nehmen.

Weil die alten Strukturen nicht mehr funktionieren, empfiehlt Gnauert, ein neues Konzept für die Innenstadt zu finden. Vielleicht könne man sie zur grünen Mitte machen, nennt er ein Beispiel. Feststeht für ihn jedenfalls, dass es einer Initialzündung durch die Stadt bedürfe, um zu zeigen, dass sich Investitionen lohnen.

Um das Zentrum voranzubringen, will Bad Lauchstädt - insofern der Stadtrat zustimmt - nun für ihren Ortsteil den Fördertopf „Kleine Städte und Gemeinden“ anzapfen, über den Land und Bund jährlich 4,6 Millionen ausreichen. „Damit können wir auch Grundstücke aufkaufen, um dort abzureißen“, erklärt Andres. Das Förderareal soll auch die Umgebung der evangelischen Kirche umfassen und damit größer ausfallen, als das in den 2000ern ins Leben gerufenen Sanierungsgebiet.

Doch auch wenn Schafstädt der Sprung in das Förderprogramm gelingen sollte, prognostiziert Stadtplaner Gnauert: „Ein schnelle Lösung wird es nicht geben.“ (mz)