Wirbel um Zeckenbisse Zecken im Saalekreis: Experten warnen vor Panikmache im Internet

Merseburg/Querfurt - Der Angriff erfolgt aus dem Hinterhalt und deshalb unbemerkt: Zecken haben es auch im Saalekreis auf das Blut des Menschen abgesehen. Mit den warmen Tagen ist zwischen Albersroda und Zappendorf wieder das Risiko gestiegen, von einem der Blutsauger gebissen zu werden. Problematisch dabei: Die Tiere können Krankheiten wie Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.
Eine Infektion in fünf Jahren
Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft Kreis und Städte als sogenannte Risikogebiete ein. „Voraussetzung dafür ist, dass in einem Zeitraum von fünf Jahren eine FSME-Übertragung je 100.000 Einwohner nachgewiesen wurde“, erklärt Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI. Seit Jahren wird bei Reisen nach Baden-Württemberg und Bayern appelliert, vorsichtig zu sein. Auch halb Thüringen ist betroffen, erst im April hat sich die Zahl der Risikogebiete in Sachsen von einem auf vier erhöht. Droht FSME nun auch in den Saalekreis überzugreifen?
Falsche Karten im Internet: Warum Experten vor Panikmache warnen
Zu dieser Ansicht kann man kommen, wenn man Kartenmaterial begutachtet, das im Internet kursiert. Das Infoportal www.zecken.de zeigt etwa deutlich mehr betroffene Kommunen als das RKI. Der Saalekreis ist mit der Stadt Halle und dem Landkreis Leipzig von solchen Gebieten direkt umgeben.
„Wir sind mit den kursierenden Darstellungen, die auch von vielen Medien aufgegriffen wurden, höchst unglücklich“, sagt RKI-Sprecherin Glasmacher. Denn die Karten würden eine Gefahr suggerieren, die so gar nicht existiere. Jene Gebiete nämlich, die auf www.zecken.de zusätzlich als FSME-Regionen ausgewiesen sind, hatten irgendwann einmal seit Einführung der Meldepflicht einen solchen Fall.
Die Stadt Halle zum Beispiel im Jahr 2004, wie aus einer Datenbank des RKI hervorgeht. „Auch in Risikogebieten ist die Gefahr einer Ansteckung nicht akut, man sollte eben nur besondere Vorsicht walten lassen, wenn man sich in Wäldern oder in hohem Gras bewegt“, klärt Glasmacher auf. Laut RKI führen 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenbisse zu Borreliose-Symptomen, und weniger als jede dritte Zecke ist überhaupt infiziert. Noch seltener tritt nach Zeckenbissen FSME auf.
Pharma-Unternehmen steckt hinter Zecken-Webseite
Während man Borreliose mit Antibiotika behandeln kann, schützt gegen FSME eine Impfung. Und diese Tatsache erklärt vielleicht, wieso das Infoportal www.zecken.de so viele Gebiete ausweist und damit womöglich für Irritationen bei Verbrauchern sorgt. Beim Blick ins Impressum der Seite zeigt sich, dass das Pharma-Unternehmen Pfizer die Seite betreibt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Die Experten vom Robert-Koch-Institut rechnen darüber hinaus nicht damit, dass sich das FSME-Virus über Zecken weiter in Richtung Norden ausbreitet. Die bisherigen Risikogebiete seien seit Jahren recht stabil. „FSME ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar und der Bewegungsradius einer infizierten Zecke ist nicht so groß“, erklärt RKI-Sprecherin Glasmacher die möglichen Gründe. Nicht auszuschließen sei hingegen eine vorübergehende Ausweitung von Risikogebieten. „Das hängt meist damit zusammen, dass Nachbarkreise als solche eingestuft sind und Zecken Kreisgrenzen egal sind.“
Körper nach Ausflug nach Zecken absuchen
Mit einfachen Mitteln kann einem Zeckenbiss bereits vorgebeugt werden: Bei Spaziergängen in der Natur sollte die Kleidung die Haut bedecken, im hohen Gras können die Socken über die Hose gezogen werden. So wird Zecken eine möglichst kleine Angriffsfläche geboten.
Nach dem Ausflug sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden. Entdeckte Zecken sollten vorsichtig aus der Haut gedreht werden, ohne das Tier zu zerdrücken. Die Einstichstelle sollte desinfiziert und noch eine Weile auf Rötungen beobachtet werden. (mz)