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Wolf in Landsberg gefunden Wolf auf B100 in Landsberg gefunden: Tod auf dem Mittelstreifen

Von Michael Falgowski 16.11.2016, 12:00
Der Wolf ist in Sachsen-Anhalt angekommen.
Der Wolf ist in Sachsen-Anhalt angekommen. dpa

Landsberg/Halle (Saale) - Die Zoologische Sammlung der Martin-Luther-Universität am Domplatz bekommt demnächst Zuwachs: einen Wolf, tiefgefroren. Der Kadaver im Winterfell gesellt sich zu den anderen 14 Wölfen der Sammlung in Halle. Zwei von ihnen können als Präparate besichtigt werden. Alle Tiere wurden während der vergangenen sieben Jahren tot an den Straßenrändern in Sachsen-Anhalt oder auch in Feld und Flur - illegal erlegt - gefunden.

Wolfs-Zugang Nummer 15 aber ist ein besonderes Tier: Dieser Wolf wurde vor wenigen Tagen im Saalekreis, nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze Halles entfernt, aufgefunden: auf dem Mittelstreifen der B100 in Landsberg, genauer an der Kreuzung Spickendorf in Höhe der Shell-Tankstelle. Offenbar wurde das Tier beim Überqueren der Bundesstraße angefahren. Es dient nun als erster Beleg dafür, dass das Raubtier auch ins südliche Sachsen-Anhalt zurückgekehrt ist.

Wolf in Landsberg:  Ordnungsamt wird über Fund informiert

Bereits am 3. November war das Ordnungsamt der Stadt Landsberg von der Verkehrsleitstelle Halle informiert worden, dass ein toter vermeintlicher Schäferhund gesichtet worden sei. „Nachdem der für Landsberg zuständige Jäger das geborgene Tier als möglichen Wolf identifiziert hatte, wurde das Gespräch mit der Naturschutzbehörde des Landkreises gesucht und das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt informiert“, sagt Kurt-Jürgen Zander.

Als Beauftragter des_Saalekreises führt er derzeit die Geschäfte im Landsberger Rathaus. Weder die Stadt noch das Land haben den Verdachtsfund bekanntgemacht. Nicht, um eine Geheimnis daraus zu machen, sondern um sicher zu sein. Zudem ist der getötete Wolf an der B100 für Martin Trost, Wolfsexperte im Landesumweltschutzamt in Halle, keine Überraschung.

Kadaver des Landsberger Wolfs auch nach Berlin

Trost hat den Kadaver des Landsberger Wolfs auch nach Berlin gefahren, ins Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Dort wurde das Tier umfassend veterinärpathologisch untersucht - von einem CT-Scan zur Ermittlung von Frakturen und gegebenenfalls von Geschosssplittern über eine vollständige Sektion bis hin zur Untersuchung von Gewebeproben auf diverse Krankheitserreger. Die Untersuchungen dauern noch an, doch inzwischen ist klar: Der Wolf ist auch hierzulande zurück, rund 150 Jahre nach der Ausrottung. Im südlichen Sachsen-Anhalt hatte es bisher lediglich nicht bewiesene „Sichtungen“ gegeben.

Auch beim Angriff auf eine Schafherde bei Zeitz (Burgenlandkreis) hatte sich schließlich ein Wolfshund als Übeltäter erwiesen. Dass der Wolf nur wenige Kilometer von der Großstadt Halle, von Landsberg sowie in unmittelbarer Nähe von Dörfern aufgetaucht ist, verwundert Wolfsexperte Trost nicht. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Tiere auch im südlichen Sachsen-Anhalt nachgewiesen werden.

Saalekreis und Burgenlandkreis bieten deutlich weniger geeigneten Lebensraum für Wolf

„Es gab schon eine Tötung östlich von Magdeburg. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass der Wolf auch durch bewohntere Regionen wandern kann.“ Und er fügt hinzu: „Bisher gibt es aber keinerlei Anzeichen dafür, dass der Wolf gezielt die Nähe des Menschen sucht.“ Aber bleibt der Wolf auch? „Saalekreis und Burgenlandkreis bieten deutlich weniger geeigneten Lebensraum als andere Landesteile“, sagt dazu Christiane Röper, Sprecherin des Umweltministeriums.

Am ehesten geeignet seien ausgedehnte Waldgebiete mit größeren störungsarmen Bereichen. Im südlichen Sachsen-Anhalt sind derartige Gebiete vergleichsweise relativ klein. „Eine Ansiedlung von Wölfen ist also recht unwahrscheinlich, kann aber auch nicht völlig ausgeschlossen werden.“ (mz)