1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Wintereinbruch im Saalekreis: Wintereinbruch im Saalekreis - Supermarkt in Querfurt dicht - Müllabfuhr ab Freitag

Wintereinbruch im Saalekreis Wintereinbruch im Saalekreis - Supermarkt in Querfurt dicht - Müllabfuhr ab Freitag

Von der Redaktion 09.02.2021, 11:15
Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen auf den Straßen bleiben die Busse der PNVG vorerst im Depot.
Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen auf den Straßen bleiben die Busse der PNVG vorerst im Depot. Peter Wölk

Merseburg/Bad Lauchstädt/Querfurt - Es bleibt kalt und weiß im Saalekreis. Mittlerweile sind die Räumdienste vielerorts ein Stück voran gekommen, doch noch immer sind einige Straßen dicht. Der Nahverkehr ruht weitestgehend.

Die MZ gibt einen Überblick, wie mit dem Schneechaos im Saalekreis umgegangen wird. 

Straßen: In Merseburg geht die Räumtechnik kaputt

Nahverkehr: Viele Linien ruhen noch

Handel: Markt wegen Schnee auf Dach geschlossen

Schneechaos am Dienstag 

Es wird bitter kalt

In dieser Nacht sollen die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad fallen. Der Schnee wird daher auf absehbare Sicht nicht weichen. Dafür beenden wir an dieser Stelle den Liveticker. Sollte es zu neuen Winterschäden, Verkehrsbehinderungen oder Ähnlichem kommen, geben Sie uns gern Hinweise an [email protected].

Auch Linie 5 bleibt im Depot

Wie die Havag am Abend mitteilte, will sie auch am Mittwoch nur einen Notbetrieb anbieten. Das heißt Busse und Bahnen bleiben in der Saalestadt. Die Linie 5 wird nicht bedient.

Geänderte Müllabfuhr

Der Schnee nimmt auch weiterhin Einfluss auf die Müllabfuhr. Der Kreis gab dazu am Nachmittag folgendes bekannt: "Die Restabfall- und die Biotonnenentsorgung werden ausgesetzt. Sollten die ausgestellten Tonnen nicht auskömmlich sein, können Sie die Abfälle in einer geeigneten Umverpackung beim nächsten Entsorgungstermin neben der Abfalltonne bereitstellen. Ab dem 12. Februar 2021 erfolgt die Entsorgung wieder laut Tourenplan." Die Gelben Tonnen werden im Südkreis vorraussichtlich bis Donnerstag nicht abgeholt. Im alten Saalkreis soll die Abholung dieser Tonnen Donnerstag dagegen wieder beginnen. 

Sauerstoff für das Klinikum

„Unser Vorrat hätte nur noch bis Dienstagnachmittag gereicht“, sagte Lothar Koch, der stellvertretende Leiter Technik des Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikums, der MZ.  Denn aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse konnte Linde zunächst kein Tankfahrzeug  mit  Sauerstoff für die Beatmung der Patienten schicken. Dank des Technischen Hilfswerks, das den Transport begleitete, konnte Linde dem Klinikum am Dienstag 1.500 Kilogramm des dringend benötigten Sauerstoffs liefern.

Merseburg: Schnee vs. Technik 3:0

Die Stadt Merseburg hat  am Dienstag einen  technischen Tiefschlag erlitten. Gleich drei kleine Räumfahrzeuge sind mit Motor- und Kupplungsschaden ausgefallen - alle zwischen zwölf und 14 Jahre alt. An dieser Stelle schaltet sich auch Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) ein. „Die kleinen Multicars sind für normale Schneefälle völlig ausreichend. Aber für Schneehöhen wie diese brauchen wir größere Technik. Wir müssen einen großen Lkw anschaffen, eigentlich sogar zwei.“

Die Basisvariante eines solchen Spezialfahrzeugs koste rund 250.000 Euro.  „Aber wir müssen eben auch künftig auf solche Wetterlagen vorbereitet sein.“ Zwischenzeitlich hat die Stadt andere Fahrzeuge aus dem städtischen Fuhrpark mit Schiebeschildern versehen, um einsatzfähig zu bleiben.

Busse starten erst Mittwoch

Der Busverkehr im südlichen Saalekreis fällt am Dienstag komplett aus. Wie PNVG-Geschäftsführer Enrico Kretzschmar mitteilte, habe die Stadt Merseburg mittlerweile zugesagt, über Nacht den Busbahnhof räumen zu wollen. Daher versuche man nun am Mittwochmorgen alle Linien zu starten. Ob man überall auch ans Ziel komme, müsse sich angesichts der Straßenzustände allerdings noch zeigen.

Laut Gerd Heimbach, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes der Stadt Merseburg, starten die Räumarbeiten am Busbahnhof noch am Dienstag. Am Mittwoch wird ab 3 Uhr früh der komplette Busbahnhof soweit freigeschoben, dass die Busse der PNVG ab 5 Uhr starten können.

Unfall mit Gefahrguttransport

Auf der A38 kam es kurz vor dem Dreieck Halle-Süd am späten Vormittag zu einem Lkw-Unfall. In diesen war auch ein Gefahrguttransporter verwickelt. Deshalb rückten die Wehren aus Schafstädt, Bad Lauchstädt, Wanzleben und Dornstedt zur Unfallstelle in Fahrtrichtung Leipzig aus. Vor Ort stellten sie jedoch fest, dass kein Gefahrgut ausgelaufen sei. Deshalb habe man den Einsatz schnell wieder beenden können, erklärte Lauchstädts Stadtwehrleiter Stefan Thielmann. Verletzte habe es nicht gegeben.

Kreisstraßen geräumt, Müllabfuhr regulär ab Freitag

Alle Kreisstraßen sind befahrbar, hieß es Dienstagmittag von Stefan Saal, bei der Entsorgungsgesellschaft Saalekreis zuständig für den Winterdienst. Einzige Ausnahme sei die Zufahrt zum Drahtseilwerk Rothenburg, weil dort Lkw stehen und die Straße deshalb nicht beräumt werden kann und gesperrt wurde.

Zur unterbrochenen Müllentsorgung teilte er mit, Donnerstag sollen Schwerpunkte wie große Wohnanlagen und Altenheime angefahren werden. Freitag sei dann die reguläre Tour geplant, soweit das in den Nebenstraßen möglich sei. Sonnabend werde wie bereits angekündigt die ausgefallene Tour vom Montag nachgeholt.  

Merseburg: Autofahrer sollen umparken

„Den Schnee aus der Stadt rausschaffen - so weit sind wir noch nicht“, sagt Gerd Heimbach, der Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes der Stadt Merseburg. Man versuche nach wie vor Straßen freizuräumen. „Unser größtes Problem sind allerdings die Parkplätze.“ Man habe jetzt den großen Parkplatz am Westausgang des Bahnhofs freigeschoben und bitte nun Autofahrer, die auf der Ostseite parken, ihre Autos dorthin zu bringen. „Nur so kommen wir vorwärts.“

Auf den Innenstadtparkplätzen wie an der Schulstraße stünden die Fahrzeuge allerdings so dicht, dass nichts gehe. „Wir haben mehrere zusätzliche Schneefräsen angeschafft, um vorwärts zu kommen.“ Wo es möglich ist, werden die Schneemassen von einem Radlader auf die Grünflächen befördert. „Wir haben auch auf dem Schirm, das wir den Busbahnhof räumen müssen, damit die PNVG wieder fahren kann und die Fahrzeuge auch an die Bussteige rankommen“, so Heimbach.

Supermarkt in Querfurt dicht

Der Real-Markt in Querfurt ist derzeit geschlossen. Arbeiter sind auf dem Dach unterwegs. Wie ein Sprecher des Konzerns mitteilte, bleibt der Markt den gesamten Dienstag über geschlossen, während ein Dienstleister das Dach beräumt. Wie lange dies dauern wird, könne man noch nicht sagen, hoffe aber, dass Mittwoch wieder geöffnet werden kann, sagte der Real-Sprecher weiter.

Die Nacht im Auto verbracht

Noch immer sind einige Straßen im Kreis wegen Schneeverwehungen unpassierbar. Ein junger Mann und eine junge Frau mussten das in der Nacht zum Dienstag leidvoll erfahren. Sie waren mit ihrem Wagen auf der Strecke zwischen Milzau-Krakau und Bad Lauchstädt stecken geblieben. Hilfe kam erst am Morgen. Wie Bürgermeister Christian Runkel berichtete, seien sie nun entsprechend durchgefroren. "Wir haben ihnen heißen Tee angeboten, einen Rettungswagen wollten sie nicht."

Derweil kümmern sich Mitarbeiter der Stadt unterstützt durch Landwirte darum, den Wagen und ein weiteres auf der Strecke gestrandetes Fahrzeug zu bergen, damit auch diese Straße geräumt werden kann. Runkel zeigte sich optimistisch, dass dies bis zum Mittag gelingt. Er hob auch noch mal die Hilfe durch die Bauern hervor, die mit ihren Traktoren gerade größere Schneewehen beräumen könnten, bei denen die Technik der Stadt nicht mehr durchkomme. Die Feuerwehr sei derzeit nicht im Einsatz. Sie habe sich sich nach dem fast zwölfstündigen Einsatz vom Vortag, bei dem etwa zahlreiche Lkw geborgen werden mussten, eine Pause verdient.

Havag fährt im Kreis mit Notbetrieb

Die Havag bleibt vorerst im Notbetrieb. Wie die Verkehrsbetriebe am morgen mitteilten, verkehr zunächst nur eine improvisierte Straßenbahnringlinie in Halle sowie mehrere Buslinien in der Saalestadt. Die Linie 5 nach über Merseburg und Leuna nach Bad Dürrenberg fährt demnach vorerst nicht.

Sperrung auf B250

Ab 10 Uhr wird die B250 im Querfurter Ortsteil Liederstädt gesperrt und die Straße von Schnee beräumt. Das teilte ein Mitglied des Ortschaftsrates via Facebook mit. Die Ortsfeuerwehr organisiere die Umleitung.

Dienstag startet ohne Busverkehr der PNVG

Auch Dienstagmorgen bleiben die Busse der PNVG Merseburg-Querfurt im Depot. Man halte die Dächer der Fahrzeuge eisfrei und die Busse am Laufen. Im Prinzip sei man startklar, sagte Geschäftsführer Enrico Kretzschmar. Mitarbeiter würden am Vormittag die Strecken abfahren, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Problematisch sei schon der noch nicht geräumte Merseburger Busbahnhof. Hier würden die Fahrgäste in hohem Schnee warten müssen. In den nächsten Stunden sei deshalb noch nicht mit einer Wiederaufnahme der Touren zu rechnen

So erlebte der Saalekreis das Schneechaos am Montag

Nahverkehr: Unklare Perspektive

Der Busverkehr im südlichen Saalekreis bleibt den gesamten Montag über eingestellt. Wie es Dienstag weitergeht, dazu konnte PNVG-Geschäftsführer Enrico Kretzschmar am Abend noch nichts sagen. Das werde erst am Morgen entschieden. Er zeigte sich aber optimistisch, dass im Laufe des Tages zumindest die Hauptlinien wieder bedient werden können.

Für die Nutzer der Straßenbahnlinie 5 fehlt dagegen die Perspektive. Die Havag machte auf Anfrage wenig Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme des Betriebs.  "Wir können nur von Tag zu Tag entscheiden", sagte Sprecherin Iris Rudolph am Abend. Für Dienstag sei zunächst geplant, das Notangebot vom Montag fortzusetzen. Bei dem verkehrte eine innerstädtische Straßenbahnlinie in Halle.

Nur noch wenig Neuschnee

41 Zentimeter. Diese Schneehöhe vermeldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag für seine Messstation an der Loderslebener Mühle (Querfurt). Da die Messung bereits um 6 Uhr erfolgte und es in der Region bis zum Mittag schneite, dürfte der Wert aktuell noch höher liegen. Ein weiterer rasanter Zuwachs der Schneemenge ist allerdings nicht mehr zu erwarten, wie Ralf Schirrmeister vom DWD in Leipzig am Nachmittag erklärte.

"In der Nacht kann es noch ein Bisschen schneien, aber keine großen Mengen mehr." Er rechne mit vielleicht ein bis drei Zentimetern Neuschnee. Auch der Wind, der Sonntag und Montag für Verwehungen und damit zusätzlichen Ungemach für die Helfer sorgte, sei nun vorbei. "Was aber kommt, ist Dauerfrost. Nachts geht es teilweise hinunter bis auf minus 15 Grad." Soll heißen: Der Schnee schmilzt vorerst nicht. "Wir denken, dass wir diese Woche nicht aus dem Frost rauskommen", sagte Schirrmeister.

Schneemassen bringt Querfurter an Grenzen

Von einer außerordentlichen Situation sprach Querfurts Bürgermeister Andreas Nette (parteilos). „Personal und Technik arbeiten an ihren Grenzen.“ Seit Sonntagfrüh seien die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes und Abwasserbetriebes sowie die Kollegen von der Straßenmeisterei des Landkreises dabei, den enormen Schneemengen Herr zu werden. Verschärft wurde die Situation zusätzlich durch Verwehungen und anhaltenden Neuschnee.

Prioritär werden laut Nette zunächst die Hauptverkehrsstraßen beräumt. Danach geht es an die Nebenstraße. „Dies wird noch Zeit in Anspruch nehmen“, erklärte der Bürgermeister am Montagmittag und ergänzte: „Wir haben versucht, alle zu aktivieren, die Technik haben und uns  unterstützen können.“

So helfen beispielsweise die Agrargenossenschaft Querfurt, private Bauern  und Firmen  bereits seit Sonntag, die  Schneemassen zu beräumen. Ab Dienstagfrüh gegen 6 Uhr werde mit Unterstützung örtlicher Unternehmen damit begonnen, den Schnee aus der Innenstadt zu fahren, so der Bürgermeister weiter.

Probleme für Essensversorger

"Es war am Montag unheimlich schwierig, das Essen auszuliefern", sagte Mirko Seiffert, der Chef von Seiffert Menü-Service in Merseburg, gegenüber der MZ. Man sei zum Beispiel nicht in die ländlichen Gebiete wie Teuchern, Bad Lauchstädt und Milzau gekommen. "Merseburg hat einigermaßen funktioniert - aber nur, weil wir zwei Privat-Pkw mit Allradantrieb benutzt haben."

Einige Kindereinrichtungen, die nur wenige Kinder zu betreuen hatten, hätten sich verständnisvoll gezeigt und gesagt, dass sie nicht kommen müssten. Sie würden allein etwas zu essen machen können. Kitas wie in Klobikau, die sagten: "Wir haben viele Kinder - Ihr müsst kommen", hätte man natürlich versucht anzufahren. Man kontaktiere jeden Morgen die Kitas und frage, wieviele Kinder gekommen seien.

Und am Nachmittag frage man nochmal, wie der Plan für den kommenden Tag sei. "Wir liefern auf jeden Fall weiter aus und geben unser Bestes", so Seiffert. An einem Gerücht, dass Bad Dürrenberg am Dienstag nicht beliefert würde, sei nichts dran. Merseburg und Bad Dürrenberg würden auf jeden Fall beliefert. Es müssten einfach alle etwas mehr zusammenrücken und ein bisschen Verständnis zeigen. "Und es wäre schön, wenn die Straßen mal geschoben wären."

Zu viel Schnee auf dem Dach

Auf dem Dach einer Biogasanlage in Beuna hat sich so viel Schnee angesammelt, dass seit dem Morgen Feuerwehrleute damit beschäftigt sind, das Dach von der Last zu befreien. Nach Information der Leitstelle in Merseburg drohte das Dach unter der 80 Zentimeter dicken Schneedecke einzustürzen. Der Einsatz läuft auch am Nachmittag weiter.

Dauerstress für die Wehren im Saalekreis

Der Wintereinbruch hat dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter der Kreisleitstelle und die Feuerwehrleute im gesamten Kreis alle Hände voll zu tun haben. Zum Teil haben die Feuerwehren in einigen Städten wie Mücheln, Querfurt, Bad Lauchstädt und Merseburg eigene kleine Einsatzleitstellen gebildet, um von dort aus direkt Einsätze abarbeiten zu können.

Nach Informationen der Leitstelle sind die Einsätze vielfältig: In einigen Bereichen müssen Gehwege gesperrt werden, weil die Schneelawinen von den Dächern rutschen oder sich Eiszapfen lösen könnten. Am Nachmittag sorgten vor allem LKW, die quer standen, für zusätzliche Einsätze in Merseburg und Querfurt.

In der Schkopauer Ortschaft Ermlitz mussten die freiwilligen Feuerwehrleute ein Dach samt Schornstein vom Schnee befreien, weil der Schnee den Schornstein verstopft hatte. Daher konnte der Rauch nicht mehr abziehen und Kohlenmonoxid sammelte sich im Inneren. Unterstützend sind zudem auch das Technische Hilfswerk und die Mitarbeiter des Feuerwehrtechnischen Zentrums mit geländegängigen Fahrzeugen im Saalekreis im Einsatz.

Die Feuerwehren der Goethestadt Bad Lauchstädt hatten laut Bürgermeister Christian Runkel bis zum Nachmittag bereits 40 Einsätze. Größtes Problem waren auch hier querstehende Lkw gerade an leichten Steigungen. So waren beide Verbindungsstraßen zwischen Lauchstädt und Delitz wegen havarierter Lastwagen gesperrt. Die Feuerwehr befreite zudem am Vormittag das frisch sanierte Dach des Goethe-Theaters von Schneemassen, um Schäden zu verhindern.

Schnee kommt auf die Felder - Landwirte beteiligen sich an Schneeräumung 

Es sei einfach zu viel Schnee in der Stadt, sagt Norbert Schindler, Ortsbürgermeister und Bauhofchef von Bad Lauchstädt. Deshalb hätten die Stadtmitarbeiter unterstützt von Landwirten und Handwerkern damit begonnen den Schnee auf die Felder zu fahren. Mit Radladern und Unimogs gelinge es derzeit auch noch die Straßen der Stadt zu räumen, teilweise müssten sie auch Autos aus Schneewehen ziehen, berichtet Schindler. Er und seine Mitarbeiter seien derzeit fast rund um die Uhr im Einsatz.

An der Schneeräumung beteiligt ist auch der Schottereyer Landwirt Jörg Schröder. Er räumte zunächst mit seinem Radlader die Straßen in Schotterey. Am Montag ist er auch mit Traktor und Anhänger unterwegs, um den Schnee auf die Felder zu fahren. "Das ist eine Ausnahmesituation", sagt Schröder. Er kann den Schneemassen, aber auch etwas Gutes abgewinnen, vor allem wenn sie auf dem Acker liegen: Feldern landeten auch etwas Gutes abgewinnen. „Wir als Landwirte freuen uns, dass es endlich mal wieder Wasser gibt. Wir hatten in den vergangenen Jahren 500 Liter Defizit.“ Da  der Boden unter dem Schnee nicht gefroren sei, könne er dessen Schmelzwasser gut aufnehmen.

Verkehrsbehinderungen im Geiseltal

„Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Straßen wieder in einem annehmbaren Zustand sind“, sagte Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) zum Winterdienst in der Stadt. Die größten Probleme gebe es aktuell in der Freyburger Straße Richtung Leiha, die immer wieder zugeweht werde und wo der Schnee schon so hoch liege, dass man nichts mehr dazu packen könne.

Deshalb seien dort Radlader im Einsatz. Die Einwohner müssten sich gedulden. „Unsere Einsatzkräfte tun alles, was möglich ist.“ Zu den größten Verkehrsbehinderungen in Mücheln sei es in der abschüssigen Thälmannstraße in Richtung Viadukt, einer Landesstraße, gekommen, sagte Bürgermeister Andreas Marggraf (parteilos). Dort wären einige Lkw nicht mehr weitergekommen.

Hier habe dann die Feuerwehr geholfen. Ansonsten würden einige Firmen dem Winterdienst mit ihrer Technik helfen, wofür er sehr dankbar sei. So sei die Straße am Markt geräumt worden, indem man die Schneemassen erst einmal auf den darüber liegenden Terrassen abgeladen habe. Momentan überlege man, insbesondere aus den schmaleren Straße den Schnee ebenfalls abzufahren. Wohin, sei noch offen.  

Kein Andrang in der Obdachlosenunterkunft

Trotz der widrigen Witterungsbedingungen ist die Merseburger Notunterkunft für Obdachlose nicht übermäßig frequentiert. Die von der Stadt zur Verfügung gestellte und von der Personalentwicklungs- und -management GmbH (pem) betriebene Unterkunft wird aktuell von drei Männern genutzt. Normalerweise müssen die Nutzer die Unterkunft morgens verlassen und dürfen erst abends wiederkommen.

Es gelte jedoch bereits seit Wochen ein Winterplan, wie MZ erfuhr. Die Wohnungslosen dürfen sich dann auch tagsüber in der Obdachlosenunterkunft aufhalten. Trotz der Möglichkeit, den Tag im Warmen zu verbringen, ziehen sie es jedoch vor, nach draußen zu gehen. Insgesamt stehen in der Notunterkunft in der Nulandtstraße 22 Plätze zur Verfügung.

Handschak: "Kommunen haben es im Griff"

Der Saalekreis hat bisher keinen Katastrophenfall ausgerufen und sieht trotz der Widrigkeiten im Kreisgebiet dazu derzeit auch keine Veranlassung, wie Landrat Hartmut Handschak (parteilos) erklärte. "Wir haben Rückmeldungen aus den Kommunen, dass sie die Situation derzeit einigermaßen im Griff haben." Der Wintereinbruch habe sich aber auch in der Kreisverwaltung bemerkbar gemacht. Einige Mitarbeiter, gerade aus dem Burgenlandkreis, hätten es nicht nach Merseburg geschafft, berichtete Handschak.

Tonnen werden nicht abgeholt

Die Müllabfuhr ruht auch am Dienstag und Mittwoch. Das teilte die Kreisverwaltung am Mittag mit. Die Touren würden abgesagt. Ersatztermine würden noch bekanntgegeben.

Schnelltest in Petersberg verschoben

Aufgrund des Wintereinbruchs hat sich der Landkreis entschieden, den geplanten Massencoronatest im Petersberger Ortsteil Wallwitz auf Donnerstag, den 18. Februar zu verschieben. Dann können sich Bürger im Kulturhaus von 15 bis 18 Uhr kostenlos einem Schnelltest unterziehen.

Sisyphosarbeit für Merseburgs Winterdienst

Seit 4 Uhr morgens am Samstag waren auch die Räumfahrzeuge der Stadt Merseburg im Einsatz. "Allerdings sah es immer so aus, als würden wir nichts tun, weil es immer weiter geschneit hat", sagte der verantwortliche Leiter des Straßenamtes, Gerd Heimbach. Die Mitarbeiter seien jedoch rund um die Uhr unterwegs, kämen allerdings nicht bis in die kleinen Anliegerstraßen.

Selbst einige Mitarbeiter, die für den Winterdienst am Montag eingeteilt waren, schafften es nicht zur Arbeit. "Deshalb wurde die Schicht neu zusammengestellt aus den Kollegen, die da waren", so Heimbach. Angesichts der gewaltigen Schneemassen denkt er bereits an den Winter 2011. "Weil wir nicht mehr wussten, wohin damit,  mussten wir damals den Schnee mit Lkw auf die Rischmühleninsel fahren. Ich denke, das werden wir diesmal auch tun müssen. Natürlich erst, wenn die Lkw fahren können."

Pflegedienst kommt zu Fuß

"Der Pflegedienst ist das größte Problem", sagt Dirk Jürgens, Geschäftsführer der Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser. Seit gestern habe man den Bereich auf Notbetrieb umgestellt. Die Mitarbeiterinnen hätten, wo noch möglich, die Anweisung bekommen, die Dienstfahrzeuge mit nach Hause zu nehmen. "Die Kollegen fahren jetzt nicht die normalen Touren, sondern versorgen zu Fuß in ihrem Wohnumfeld."

Die Priorität liege dabei auf der medizinisch dringlichen Versorgung, wie Jürgens betont: "Die Medikamentengabe ist zeitabhängig." Diese könne man noch gewährleisten. Eingestellt hat die Volkssolidarität dagegen ihr Angebot für Essen auf Rädern. Für die Fahrzeuge sei heute kein Durchkommen, begründet der Geschäftsführer. Die Kunden seien am Sonntag informiert wurden und hätten meist Verständnis gezeigt. Die zahlreichen Kitas, die Volkssolidarität betreibt, sind laut Jürgens weitestgehend für die Notbetreuung geöffnet. Allerdings hätten einige Erzieherinnen nicht zur Kita anreisen können.

DRK-Pflegedienst muss priorisieren: Vorrang habe das medizinisch Notwendige

Auch Thomas Schöneburg, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Merseburg-Querfurt, erklärte: "Das Problem ist, dass die Straßen in einem so katastrophalen Zustand sind." Seine Pflegedienstmitarbeiter seien noch mit den Autos unterwegs. Gerade zu den Patienten im ländlichen Raum sei das Durchkommen jedoch beschwerlich.

Deshalb muss auch der DRK-Pflegedienst priorisieren. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten stünden dabei im Zweifelsfall zunächst hinten an. Vorrang habe das medizinisch Notwendige. Das DRK ist im Bereich Querfurt auch für den Rettungsdienst zuständig. Für die Wagen sei der Straßenzustand genauso problematisch wie für Autos, sagte Schöneburg. "Aber allen, denen geholfen werden musste, konnten wir helfen. Es geht aber alles etwas langsamer."

Fahrer sind da, aber Busse können nicht los

Die Busse der Personennahverkehrsgesellschaft stehen auch Montagmittag auf den Betriebshöfen in Merseburg und Querfurt. Zwar sind trotz der Straßenverhältnisse 80 bis 85 Prozent der Fahrer zum Dienst erschienen, sagt Enrico Kretzschmar, der Geschäftsführer. Doch alles, was sie vorerst tun könnten, sei die Beräumung der Höfe.

Dafür stehe schwere Technik zur Verfügung. Außerdem würden die Busse am Laufen gehalten. Sobald das Okay der Kreisleitstelle komme, sei man bereit, die Touren wieder aufzunehmen. Es habe schon viele Anfragen von Kunden gegeben, die ohne Nahverkehr Montag nicht auf ihre Arbeitsstelle kamen. Ihnen habe man dann per Mail oder Fax die entsprechende Bescheinigung zugestellt, dass der PNVG vorübergehend nicht fahre. (mz)

Aufgrund der Schneemassen blieb der Querfurter Real-Markt am Dienstag geschlossen.
Aufgrund der Schneemassen blieb der Querfurter Real-Markt am Dienstag geschlossen.
Anke Losack
Feuerwehrleute versuchen seit dem Morgen das Dach einer Biogasanlage vom Schnee zu befreien.
Feuerwehrleute versuchen seit dem Morgen das Dach einer Biogasanlage vom Schnee zu befreien.
Freiwillige Feuerwehr Bad Dürrenberg
Ihre Autos mussten die Mitarbeiter der Volkssolidarität am Montag stehen lassen.
Ihre Autos mussten die Mitarbeiter der Volkssolidarität am Montag stehen lassen.
Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser
Wenigstens die Kinder hatten ihren Spaß beim Rodeln.
Wenigstens die Kinder hatten ihren Spaß beim Rodeln.
Lothar Teschner
Verschneiter Saalekreis.
Verschneiter Saalekreis.
Katrin Sieler