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Wasser bleibt das Sorgenkind Wasser bleibt das Sorgenkind: Wie die Stadtwerke Leuna das Abwasserproblem lösen wollen

Von Robert Briest 12.06.2020, 15:43
Havarien im Trinkwassernetz der Kernstadt Leuna bereitet den Stadtwerken große Sorgen.
Havarien im Trinkwassernetz der Kernstadt Leuna bereitet den Stadtwerken große Sorgen. André Kehrer

Leuna - Frank Winter heißt seit Anfang April der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Leuna. Er hat Thomas Adelt abgelöst, der seine Doppelfunktion beendet hat und nur noch als Geschäftsführer des Subunternehmens Eurawasser agiert. Wasser ist jedoch auch die größte Herausforderung für seinen Nachfolger. Denn die Stadtwerke haben seit Jahren große Probleme mit dem vom Regiebetrieb geerbten Abwassernetz in der Aue, der Kläranlage in Günthersdorf und dem überalterten Trinkwassernetz der Kernstadt.

Massive Schäden im Abwassernetz in der Aue 

Zumindest für eine der drei Baustellen kann Winter aber mittlerweile verkünden: „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“ Gemeint ist das Klärwerk in Günthersdorf. Vor zwei Jahre hatte die Untere Wasserbehörde die Anfang der 90er Jahre errichtete Anlage begutachtet und eine lange Mängelliste hinterlassen. Die habe man mittlerweile abgearbeitet, erklärt der Geschäftsführer. So sei in diesem Jahr etwa das Zulaufpumpwerk und der Räumer im Nachklärbecken saniert worden. „Die Anlage läuft mittlerweile gut, die wichtigsten Teile sind gemacht“, attestiert Leunas Bauamtschef Silvio Lämmerhirt.

Abgeschlossen ist die Sanierung gleichwohl noch nicht, wie Winter erklärt: „Wir sind natürlich ständig dabei, die Anlagenteile auf dem aktuellen Stand zu halten.“ Dem hinkt in Teilen auch das 60 Kilometer lange Abwassernetz in der Aue hinterher. Untersuchungen eines Teilstücks hatten massive Schäden offenbart. Die Aufsichtsbehörde ordnete deshalb Kamerafahrten für das gesamte Netz an. Die sind mittlerweile fast abgeschlossen, die Auswertung läuft. Winter zieht eine leicht positive Zwischenbilanz: „Eine Katastrophe werden wir nicht erleben. Es ist nicht alles in Ordnung, aber auch nicht alles schlecht.“

Stadtwerke Leuna hatten für 2020 größere Investitionen avisiert

Lämmerhirt resümiert: Der Zustand der Leitungen sei „nicht unterdurchschnittlich schlecht“. In jedem Ort gäbe es gute und schlechte Abschnitte. In der Kernstadt haben die Stadtwerke ebenfalls mit Leitungsproblemen zu kämpfen. Hier ist allerdings vorrangig das Trinkwassernetz betroffen. 60 Prozent wurden nach der Wende erneuert, die übrigen 40 Prozent der Leitungen gehen mittlerweile allerdings stark auf die 100 Jahre zu. Dabei beträgt die übliche Abschreibungszeit nur 50 Jahre. Die Folge ist eine Zunahmen von Havarien.

2018 versickerte so fast ein Viertel des eingespeisten Trinkwassers im Boden. Die Stadtwerke hatten deshalb für 2020 größere Investitionen avisiert. Doch gebaut wird noch nicht. Das Konzept sei noch in Arbeit, derzeit liefen Gespräche mit den Planungsbüros, die in Frage kämen, berichtet Winter. „Der Wunsch wäre, dass wir in diesem Jahr mögliche Varianten untersuchen und die Planung fertigstellen, um schnellstmöglich mit den Arbeiten zu beginnen.“

Richtungsumstellung im Netz würde zu mehr Havarien führen

Erster Angriffspunkt wäre wohl die Hauptleitung vom Wasserwerk Daspig zur Kernstadt. Das Problem ist jedoch, dass es für diesen Abschnitt derzeit keine Redundanz gibt. Ist die Leitung dicht, droht die Kernstadt trocken zu fallen.

Es gäbe zwar Verträge mit der Midewa über eine Versorgung von Norden, erörtert Lämmerhirt, aber er fürchtet, dass die Richtungsumstellung im Netz zu mehr Havarien führen würde. Die bevorzugte Variante der Stadtwerke ist daher derzeit, parallel zur alten eine neue Hauptleitung zu bauen, um nach deren Fertigstellung einfach umstellen zu können. (mz)