1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Thomas Schorsch will die Stadtpolitik in Bad Lauchstädt transparenter macher

Bürgermeisterwahl 2022 Thomas Schorsch will die Stadtpolitik in Bad Lauchstädt transparenter macher

Der Amtsanwärter möchte Bürgern mehr Mitspracherecht geben, wenn es um die Zukunft der Goethestadt geht. Was er sonst noch vor hat.

Von Laura Nobel und Robert Briest Aktualisiert: 01.03.2022, 11:15
Bürgermeisterkandidat Thomas Schorsch im Schlossgraben Bad Lauchstädt
Bürgermeisterkandidat Thomas Schorsch im Schlossgraben Bad Lauchstädt Foto: Katrin Sieler

Bad Lauchstädt/MZ - Mit Unterstützung der Bürger von Bad Lauchstädt möchte Thomas Schorsch die Zukunft der Goethestadt gestalten. Dem Bürgermeisterkandidaten ist es ein Anliegen, die Einwohner der Stadt in Entscheidungen und Pläne mit einzubeziehen. Das möchte der 45-Jährige etwa durch regelmäßige Bürgerumfragen erreichen. „Es soll sich jeder mitgenommen fühlen“, sagt er. Das sei ihm besonders wichtig. Auch für mehr Transparenz in der Verwaltung möchte er sorgen. Das fange schon bei der Homepage der Stadt an. Für die Bürger müsse genau ersichtlich sein, wer in der Verwaltung für welche Aufgaben zuständig ist, findet Schorsch. Aber auch die Finanzen der Stadt, wo beispielsweise Steuern hinfließen, müssten für die Einwohner nachvollziehbar sein.

Ein wichtiges Thema für den Bad Lauchstädter sind zudem die Straßen. Die Straßenausbaubeiträge sind seit viele Jahren Streitthema in der Stadt, vor allem die Frage, ob eine Maßnahme nun als seit 2020 kostenloser Ausbau oder doch als Erschließung gilt, die für die Anwohner deutlich teurer ist. „Straßenausbau muss Straßenausbau bleiben und darf nicht zur Scheinerschließung werden“, sagt Schorsch, der selbst der Bürgerinitiative gegen Straßenausbaubeiträge angehört.

Ein Ort für das Handwerk

Es stehen noch zahlreiche weitere Punkte auf der Agenda von Schorsch. Er möchte unter anderem Existenzgründer in der Stadt stärker fördern, vor allem im Bereich des Handwerks. „Es gibt immer weniger handwerkliche Betriebe“, bedauert er. Schorsch stellt sich etwa einen Handwerkerhof in einem kommunalen Gebäude vor, in dem sich verschiedene Betriebe niederlassen können. Zudem möchte er ansässige Gewerbeunternehmen durch unkomplizierte Unterstützung bei bürokratischen Hürden entlasten, um sie in der Stadt zu halten. Um für junge Familien attraktiv zu sein, sei es zudem wichtig, die Infrastruktur zu verbessern. „Wir bauen neue Wohngebiete, dann müssen wir auch die notwendige Infrastruktur schaffen.“ Beispielsweise gebe es keinen Kinderarzt in Bad Lauchstädt, das müsse sich ändern.

Allgemein ist der Bürgermeisterkandidat jedoch dafür, das gut zu pflegen, was eh schon in der Stadt vorhanden ist, ehe man neue Projekte startet. Von dem Bau der Therme hält er zum Beispiel nicht viel, zumindest nicht in dem geplanten Ausmaß. „Eine kleine Therme im Kurpark wäre schön. Ich brauche aber keine Riesentherme mit einem Fünf-Sterne-Hotel.“ Das passe nicht in die Goethestadt, findet Schorsch. Außerdem müsse Bad Lauchstädt erstmal Kurstadt werden, um an eine Förderung zu kommen. Und wie hoch diese am Ende ausfalle, sei noch eine ganz andere Frage.

Politisch ist Thomas Schorsch seit der Kommunalwahl 2019 in Bad Lauchstädt präsent. Damals zog er als parteiloser Bewerber mit 455 Stimmen in den Stadtrat ein. Dort saß er zunächst, wie AfD-Vertreter Stev Rühlemann, als fraktionsloses Mitglied. Anders als dieser erwies sich Schorsch allerdings als Aktivposten im Rat. Und wie das aus Linken, Grünen und Freien Wählern gebildete Bürgerbündnis zeigte auch als rathauskritisch. So votierte er etwa gegen die von Amtsinhaber Christian Runkel (CDU) vorgeschlagene Machbarkeitsstudien für eine Landesgartenschau 2027 und einen neuen Aussichtsturm auf der Klobikauer Halde.

Mittlerweile ist er Teil des Bürgerbündnisses, das zuletzt aber immer wieder Rats- und Ausschusssitzungen fernblieb. Das habe mit der aktuellen Corona-Situation zu tun. Man wolle sich bei der hohen Inzidenz keiner Gefahr aussetzen, erklärt Schorsch. Deshalb möchte er auch nicht am Wahlforum teilnehmen, das die Goethestadt und die MZ am 24. Februar veranstalten. Er wolle stattdessen bei Flyeraktionen in den Orten mit Bürgern ins Gespräch kommen.

Kurztrip in die Parteipolitik

Wie vor drei Jahren ist Schorsch Einzelbewerber. Dabei hat er zwischenzeitlich eine steile, allerdings nur kurze Parteikarriere hingelegt. Über die in Bad Lauchstädt starke Protestbewegung für die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge kam er 2020 zu den Freien Wählern. Die Kleinpartei stellte sich damals mit Blick auf die Landtagswahl 2021 gerade breiter auf. Kreisverbände entstanden und Schorsch wurde zum ersten Vorsitzenden im Saalekreis, sollte Monate später auch als Direktkandidat zur Landtagswahl antreten. Doch schon im Winter knirschte es zwischen der Landesparteispitze und einigen Kreisverbänden im Süden. Die warfen der dem Landesverband unter anderem vor, an den Kreisverbänden vorbei neue Kandidaten aufgenommen zu haben. Letztlich zogen sich Schorsch und vier weitere Direktkandidaten kurz vor der Wahl aus Protest zurück. Einige Wochen später trat der Kreischef begleitet von der Mehrheit der hiesigen Mitglieder aus der Partei wieder aus. Er habe auch nicht vor, in Zukunft noch einmal einer Partei beizutreten, betont Schorsch. Lokalpolitik sei ohnehin parteiübergreifend.

Zur Person

Thomas Schorsch ist 45 Jahre alt. Er ist in Großgräfendorf aufgewachsen und in Schafstädt zur Schule gegangen. Seit 1995 lebt er in Bad Lauchstädt. Er ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Schorsch hat verschiedene Ausbildungen gemacht. Er ist Industriemechaniker, Fahrsicherheitstrainer und Ausbilder. 2016 hat er sich im Bereich der Nutzfahrzeugindustrie selbstständig gemacht. Seine Hobbys sind Angeln und die Jagd. Seit 2019 ist Schorsch Mitglied im Bad Lauchstädter Stadtrat sowie im Ortschaftsrat. Im Stadtrat gehört er inzwischen der Fraktion Bürgerbündnis an. Zuvor war er eine Zeit lang bei den Freien Wählern und stand dort dem Kreisverband vor.

Kurz gefragt: Sekt oder Selters?

Die MZ möchte von jedem Kandidaten wissen, welche persönlichen Vorlieben er oder sie hat und hat ihnen ein paar Entweder-oder-Fragen gestellt. Hier die hoffentlich unterhaltsamen Antworten:

Hund oder Katze? Hund. Ich bin ja aktiver Jäger und habe selbst zwei Hunde. Die begleiten mich fast überall mit hin.

Kaffee oder Tee? Kaffee. Das ist das Erste, was ich morgens brauche.

Fleisch oder Gemüse? Fleisch und Fisch.

Ostsee oder Berge? Ich mag sowohl das Wasser als auch die Berge. Fast jedes Jahr fahre ich nach Norwegen.

Fußball oder Schach? Fußball. Meinen Lieblingsverein verrate ich aber nicht.

Auto oder Fahrrad? Auto. Ich hab’ eine Automacke.

Buch oder Film? Inzwischen eher Film. Ich schaue mir gern Reportagen an.

Gummibärchen oder Schokolade? Definitiv Schokolade.