Schwimmen Schwimmen: Elfeinhalb Kilo am Bauch
MERSEBURG/MZ. - Wenn Eleanor schon sprechen könnte, würde sie ihre Mutti bestimmt immer ganz laut bei deren Wettkämpfen anfeuern. Aber Eleanor ist gerade einmal ein dreiviertel Jahr alt, kann weder sprechen noch laufen. Und weil die Kleine noch so jung ist, schnallt sie ihre Mama Christin Augustiniok einfach um den Bauch. Die 32-Jährige ist Schwimmerin und Schwimm-Trainerin beim SV Merseburg. Nach der Geburt ihrer Tochter im August letzten Jahres wollte sie ihr Hobby nicht aufgeben. "Sport zu treiben ist eine Lebenseinstellung", sagt Augustiniok, "und Kindern das Schwimmen beizubringen macht mir großen Spaß."
Warum sollte sie ihr Kind also nicht mit in die Schwimmhalle nehmen? Als Eleanor vier Wochen alt war, nahm Augustiniok sie mit - vorerst zum Training. Anfangs in einer Tragetasche. "Als sie begann dort hinauszugucken, bin ich zu dem Tragetuch übergegangen", sagt die 32-Jährige, die mit ihr beim Training der "Seepferdchen", also der jungen Schwimmer, und der älteren am Beckenrand steht und Tipps gibt. "Klar schränkt mich das ein", sagt die Mutter, aber schauen und erklären könne sie allemal.
Und zugucken will auch Eleanor. "Sie strampelt, wenn ich mich mal vom Wasser abwende. Ich glaube, sie ist schon eine echte Wasserratte geworden", sagt Augustiniok. Wen wundert's, denn bereits als Eleanor drei Wochen alt war, ging Mama mit ihr ins Wasser - im "schönen, warmen Wasser" des Reha-Bades Bad Kösen gab es es die erste Schwimmeinheit für Eleanor. Bei den Kindern und Trainern des Schwimmvereins Merseburg ist die Mutti mit dem Kind um den Bauch nichts Ungewöhnliches. "Auch mein Kind ist in der Schwimmhalle groß geworden", erzählt Trainerin Carola Rex. Mit einem dreiviertel Jahr habe ihre Tochter schon zehn Meter schwimmen können. "Das war ganz vorteilhaft", sagt Rex.
Soweit ist Eleanor aber noch nicht. Noch muss sie beobachten, wie ihre Mutti richtig schwimmt. Christin Augustiniok startet mit ihren 32 Jahren noch bei Meisterschaften und überregionalen Wettbewerben der Masters (Senioren). Im Mai wird sie an den Mitteldeutschen Meisterschaften in Gera teilnehmen. "Eleanor ist da auch dabei, ich stille ja noch", erzählt sie. Christin Augustinioks Mutter oder ihr Lebensgefährte kommen dann mit, spielen Babysitter, während die Mama ihre Bahnen zieht. Training mache sie so gut es geht - zwei, drei Stunden die Woche. Trotz Trainingsrückstand reicht es aber immer noch für Podestplätze. Mitte März startete sie bei einem Wettkampf in Gera und erreichte bei drei Starts drei Platzierungen.
Eleanor kann also stolz auf ihre Mama sein - und die ist auch stolz auf ihre Tochter, sonst würde sie den Wonneproppen sicherlich nicht immer bei sich tragen. Langsam wird die kleine Eleanor aber auch ganz schön schwer. "Elfeinhalb Kilo wiegt sie jetzt", sagt Christin Augustiniok. Wie lange sie ihre Tochter noch am Bauch tragen werde, sei abzuwarten. So gut wie fest steht aber, dass Eleanor in der Schwimmhalle groß wird.