1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Samariterherberge Bad Dürrenberg: Samariterherberge Bad Dürrenberg: 12.000 schwere Arbeitsstunden

Samariterherberge Bad Dürrenberg Samariterherberge Bad Dürrenberg: 12.000 schwere Arbeitsstunden

Von Melain van alst 28.06.2016, 13:45
Ein erster Rundgang: Stiftungsleiter Burkhard Weichsel (l.) zeigt die Arbeit der Menschen. Dazu zählt das Verpacken von Gewürzen.
Ein erster Rundgang: Stiftungsleiter Burkhard Weichsel (l.) zeigt die Arbeit der Menschen. Dazu zählt das Verpacken von Gewürzen. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - 12.000 Arbeitsstunden haben Menschen mit Behinderung in die Sanierung ihrer Werkstatt gesteckt. Fußböden wurden rausgerissen, alte Heizkörper und Leitungen entfernt und selbst die Malerarbeiten haben sie selbst gemacht. Stolz präsentieren die Behinderten der Samariterherberge nun ihre neu gestaltete Werkstatt in Bad Dürrenberg, die auf 2.000 Quadratmetern Fläche 72 Werkstattplätze bietet sowie 12 Fördergruppenplätze.

„Wir haben eine Baugruppe, und warum sollten wir unsere Beschäftigten nicht auch für die Sanierung einsetzen“, sagt Stiftungsleiter Burkhard Weichsel. Förderung durch Arbeit ist das Konzept hinter den Werkstätten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Hauptsitz in Horburg

Insgesamt drei dieser Werkstätten hat die Samariterherberge in der Region. Dazu gehört jene am Hauptsitz in Horburg, eine im Gewerbegebiet Merseburg-Nord sowie die sanierte Einrichtung in Bad Dürrenberg. An die 340 Menschen mit psychischer oder körperliche Behinderung können dort nach ihren Möglichkeiten arbeiten und gefördert werden. Vor allem letzteres ist Weichsel besonders wichtig. „Unser Ziel ist, Assistenz zu bieten und ihnen bei ihrer Weiterentwicklung zu helfen.“

Möglich machen es jene Werkstätten, die aber ähnlich wie Förderschulen, als Sondereinrichtungen gelten. Die Diskussion um Inklusion, ist gleichzeitig auch eine um Sondereinrichtungen. Menschen mit Behinderung sollen nicht an den Rand der Gesellschaft gestellt, sondern integriert werden. Dabei stellt sich für Weichsel eine entscheidende Frage: „Was will die Gesellschaft und was kann sie leisten?“ Ganz auf Sondereinrichtungen zu verzichten, würde nicht funktionieren, glaubt er.

Rundgang durch Einrichtung

Beim Rundgang durch die neu gestaltete Einrichtung in Bad Dürrenberg bekommt man eine Vorstellung dessen, was die Beschäftigten dort machen. „Es sind vor allem Verpackungsarbeiten“, so der Stiftungsleiter. So liefern Unternehmen beispielsweise kleine Möbelteile, die dann in der Werkstatt verpackt werden. Auch Teebeutel oder Gewürzgläser sortieren die Beschäftigten in die entsprechenden Verpackungen. Noch dazu gebe es in jeder Einrichtung Putz- und Küchengruppen.

„Das mag monoton wirken, aber für einige ist es schon eine Leistung jeden Tag pünktlich hierher zu kommen.“ Die Verträge mit den Unternehmen sind meist langfristig. „Viele kurzfristige und sich verändernde Tätigkeiten sind schwer für die Menschen zu verarbeiten.“ Oft brauche es längere Lernphasen, bevor ein Ablauf funktioniere. Dennoch werden die Beschäftigten darin bestärkt, sich auch mal nach einer anderen Tätigkeit in den Werkstätten umzusehen. „Außerdem sind wir auch auf der Suche nach Arbeitsplätzen außerhalb der Einrichtungen“, sagt Weichsel und meint Arbeitsplätze in Unternehmen. Auch das sei Inklusion.

Der Versuch, den Menschen neue Wege zu eröffnen und sie sich entwickeln lassen. „Inklusion ist für mich, dass niemand ausgeschlossen wird, der dabei sein will.“ Das sei allerdings kein Prozess von heute auf morgen - wohl eher von Jahren. (mz)(mz)