Saalekiez in Brachwitz Saalekiez in Brachwitz: Ein Gesamtkunstwerk am Ufer der Saale feiert

Brachwitz - Ach, wenn der alte Eichendorff das noch hätte sehen können! Seine schwärmerische Saale-Ode wäre von ihm vielleicht etwas nördlicher verortet worden: „Es steht eine Kneipe im Tale ...“ würde sie beginnen, sich dann aber nicht mehr auf eine Ruine beziehen. Obwohl ...? Fast eine Ruine war der Ort, um den es hier geht, auch, als vor sieben Jahren der aus Nordhausen in Thüringen an die Saale gekommene Zimmermann Christian Hager in Brachwitz etwas oberhalb der Fähre ein altes, größtenteils leerstehendes Gebäude übernahm.
„Mein Vater war richtig sauer, als er das sah“, sagt der heutige Wirt des Kultgasthofs „Saalekiez“, wenn er an sein Gründerjahr vor sieben Jahren zurückdenkt. Das sehe ja so aus „wie ein alter Ost-Konsum!“ - habe er geurteilt: Hart, aber durchaus nicht ungerecht, denn das Gebäude versprühte wohl genau diesen maroden Charme, bevor sich das Handwerksgenie Christian Hager der Sache so unbeirrt wie entschlossen annahm.
Unzähligen Stunden aus dem alten Kasten ein ebenso großzügiges wie urgemütliches Gasthaus geschaffen
Aus heutiger Sicht ist das freilich kaum mehr vorstellbar, denn in unzähligen Stunden hat das Multitalent aus dem alten Kasten ein ebenso großzügiges wie urgemütliches Gasthaus geschaffen, das längst mehr ist als nur ein Geheimtipp für die Wochenendausflüge „des halben Paulusviertels“, wie der 38-jährige Wirt schmunzelnd anmerkt. Denn auch Familienfeiern aller Art und vor allem natürlich Hochzeiten würden inzwischen im Saalekiez am laufenden Band gefeiert.
Dergleichen hatten die Ersterbauer freilich nicht im Sinn, denn ursprünglich war in dem Gemäuer eine Kaolinfabrik untergebracht. Vor 90 Jahren - wohl nach dem Ende der Produktion - gab es dann schon mal den ersten Versuch, in der Brachwitzer Saaletal-Idylle ein Ausflugslokal zu etablieren - „mit Dampferanlegestelle, Saal, Kinderspiel und Schießstand“ , wie es im Prospekt hieß.
Unverwechselbares Kleinod, das man gar nicht anders nennen kann als ein Gesamtkunstwerk
Alles das (außer dem Schießstand natürlich) hat Christian Hager nun wieder geschaffen - insbesondere mit seiner geduldigen und bis in jedes Detail liebevollen Sanierung: Und mit der Ausgestaltung ein ganz unverwechselbares Kleinod geschaffen, das man gar nicht anders nennen kann als ein Gesamtkunstwerk. Dabei schmiegt sich das von außen kleiner wirkende Lokal ganz natürlich unter die Felsen und in die Landschaft - und zeigt, welche Wirkungen sich erzielen lassen, wenn man einem Haus und seiner Umgebung, bevor und während man dran baut, ihren Charakter ablauscht.
Der Saalekiez-Erfinder ist, obwohl er immer noch weiter zu werkeln hat, dann auch nicht unzufrieden mit sich und dem, was entstanden ist. „Ich glaube, jetzt kann es hier erstmal so bleiben“, sagt er - und muss sich aber auch schon um jenes Fest kümmern, das er für den Geburtstag in acht Tagen plant: Nur ein paar Schritte entfernt, auf seiner lauschigen Freiluftbühne, wo im Juni einmal mehr die inzwischen weltberühmte Balkan-Brass-Legende „Fanfare Ciocarlia“ vor 700 Fans gespielt hat, wird es am übernächsten Freitag eine kombinierte Veranstaltung geben: Mit einer Lesung von Knorkator-Sänger „Stumpen“ mit Buzz Dee und einem Konzert von „Mate Power“.
Mit den „Ukraniens“ (19.10.) und Boban Markovic (9.11.) geht es dann im Herbst auch im Saal spektakulär weiter: mit Weltmusik auf dem Dorf - im Saalekiez!
››Geburtstagsparty am Freitag, 16. August, 20 Uhr, open air. (mz)
