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Protest gegen Steinbrüche Protest gegen Steinbrüche Sachsen-Anhalt: "Wir haben keine Chance wenn wir uns nicht wehren"

Von Thomas Schöne 12.12.2016, 05:00
Sprengarbeiten laufen im Porphyr-Steinbruch der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH in Petersberg bei Halle/Saale
Sprengarbeiten laufen im Porphyr-Steinbruch der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH in Petersberg bei Halle/Saale dpa-Zentralbild

Magdeburg/Meisdorf - Es ist ein sonniger und kühler Tag. Die Sirene heult und warnt. Plötzlich ein dumpfer Knall, aber eine Druckwelle ist nicht spürbar. In einigen hundert Metern Entfernung sackt eine meterhohe steinerne Wand mit etwa 30.000 Tonnen Porphyr zusammen.

Geschäftsführer der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH: Zu jeder Sprengung gehört eine genaue Dokumentation

„Das war es schon“, bemerkt der Geschäftsführer der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH (Sennewitz/Saalekreis), Peter Müller, trocken. Zu jeder Sprengung gehört eine genaue Dokumentation. Das sind Videoaufnahmen und Aufzeichnungen der jeweiligen Stärke der Erschütterungen, an vier bis fünf Messpunkten. Ein Diagramm verdeutlicht anschaulich, ob die entsprechenden Grenzwerte eingehalten wurden.

Nun rollt ein überdimensionaler 60-Tonnen-Dumper heran. Ein Bagger beginnt das abgesprengte Gestein aufzunehmen und auf das Fahrzeug zu laden. Manche Brocken sind noch zu groß für die spätere Zerkleinerung in der Gesteinsmühle. Der Greifarm des Baggers nimmt deshalb eine große Stahlkugel auf und lässt sie aus einiger Höhe niedersausen, um die Steine zu zertrümmern.

„Alle 14 Tage wird hier im Steinbruch Petersberg (Saalekreis) bei Halle gesprengt. Pro Monat werden so 50.000 bis 60.000 Tonnen aus dem Steinbruch geholt“, berichtet Müller. Das Material geht zur Weiterverarbeitung im Straßenbau an Baufirmen im Umkreis von 50 bis 70 Kilometer.

Steinbruch Petersberg: Porphyr darf in weiteren zehn Metern Tiefe abgebaut werden

Petersberg ist mit seinen 60 Hektar ein mittelgroßer Steinbruch. Das Bergamt Halle hat erst vor kurzem die Genehmigung gegeben, um in weiteren zehn Metern Tiefe Porphyr abbauen zu können. Die Firma betreibt eine weitere Abbaustätte in Rieder bei Ballenstedt (Landkreis Harz). Dort kommt Grauwacke vor, ein begehrter Naturstein in der Industrie und im Straßenbau. „In etwa acht Jahren ist dieser Steinbruch ausgebeutet, deshalb wurde jetzt ein Ersatztagebau in der Nähe von Ballenstedt beantragt“, erklärt Geschäftsführer Müller.

Doch wo immer ein neuer Steinbruch geplant ist, regt sich Protest. „Die Bürger sind dagegen, weil es die ganzen Investitionen in den Tourismus der letzten Jahre konterkariert“, sagt der Erste Vorsitzende des Heimatvereins Meisdorf (Landkreis Harz), Jürgen Ritter. „Wo heute noch Wald ist, wird morgen auf 60 Hektar ein Steinbruch sein.“ Und weiter: „Wir haben keine Chance, wenn wir uns nicht wehren.“

Heimatverein Meisdorf: Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Lärm- und Staubbelastungen

Gefahren sieht der Verein in einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Lärm- und Staubbelastungen sowie Erschütterungen. „Da wir in diesem wenig industrialisierten Gebiet im Prinzip nur Tourismus und Gesundheitswesen entwickeln können, hätten wir, wenn der neue Steinbruch kommt, keine guten Karten“, bemerkt Ritter. Außerdem bestehe durch die Absenkung des Grundwassers die Gefahr, dass das ohnehin trockene Gebiet noch trockner wird. „Sie können machen was sie wollen, es gibt immer hochgebildete Menschen, die ihnen sagen, dass das alles falsch gemessen wird“, sagt Müller .

Im Zuständigkeitsbereich des Landesamtes für Geologie und Bergwesen (LAGB/Halle) Sachsen-Anhalt gibt es derzeit 135 Steine- und Erden-Tagebaue. In weiteren 48 Betrieben ist die Gewinnung unterbrochen - mit der Option, die Gewinnung relativ kurzfristig wiederaufzunehmen. Die Gesamtzahl der Betriebe blieb den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren fast konstant. (dpa)