Müllentsorgung im Saalekreis Müllentsorgung im Saalekreis: Angst vorm Mülltonnen-Kuckuck

Merseburg - Ab Januar müssen sie alle regelmäßig auf die Waage, die Mülltonnen im Saalekreis. Dann endet die Ausnahmeregelung, die den Kreis seit der Gebietsreform im Jahr 2007 zwischen zwei Entsorgungsfirmen aufteilte. Das Wiegesystem, seit Ende der 1990er Jahre gängige Praxis im südlichen Saalekreis, wird dann auch auf dem Gebiet des ehemaligen Saalkreises eingeführt.
Die Entsorgungsgebühren richten sich ab Januar überall nach dem Gewicht des Abfalls. Eine Regelung, die bei Bürgern aus dem nördlichen Saalekreis Sorgen aufkommen lässt: Fremde könnten ihren Restmüll in den schwarzen Tonnen der Nachbarn deponieren, um Gebühren zu sparen. Das könnte teuer werden: Nur sechs Leerungen sind in der jährlichen Entsorgungsgebühr inbegriffen. Jede zusätzliche Leerung kostet 79 Cent, plus 18 Cent je Kilo Restmüll.
Kuckucksprinzip bei der Müllentsorgung
Gegen das Kuckucksprinzip bei der Müllentsorgung können Anwohner sich schützen, indem sie Schlösser an den Tonnen anbringen. „Das steht jedem Bürger frei, solange die Tonne funktionstüchtig bleibt“, sagt Kerstin Küpperbusch, Sprecherin beim Landkreis. Die Tonne muss also entriegelt werden, bevor sie zur Leerung an die Straße gestellt wird. Sicher vor Fremden, die ihren Abfall dort abladen, ist sie dann natürlich nicht mehr.
Die Entsorgungsbetriebe sehen es ohnehin nicht gerne, wenn Anwohner Schlösser an ihre Mülltonnen basteln. „Erstens gehören die Tonnen ja nicht dem Bürger, sondern dem Landkreis“, sagt Volker Hut, Geschäftsführer der Merseburger Entsorgungsgesellschaft. „Und zweitens können solche Konstruktionen bei uns für technische Probleme sorgen.“
Sogenannte Schwerkraftschlösser
Die MEG bietet daher selbst sogenannte Schwerkraftschlösser an. Sie lassen sich nur vom Nutzer mit einem Schlüssel öffnen, klappen aber automatisch auf, wenn der Müll von unten auf den Deckel drückt - also bei der Leerung. 58 Euro kostet es, sich ein solches Schloss von der Merseburger Entsorgungsgesellschaft an der Tonne anbringen zu lassen.
Die Nachfrage ist bisher trotz der anstehenden Neuregelung übrigens nicht gestiegen. Volker Hut von der MEG hält die Sorge vor fremdem Müll in der Tonne ohnehin für unbegründet: „Im Süden funktioniert dieses System ohne Probleme. Warum sollte es im Norden anders werden?“ In den vergangenen elf Jahren kann sich Hut an nur einen Fall erinnern, der angezeigt wurde. Dass Anwohner im Nordkreis künftig massenhaft Bauschutt und anderen Fremdabfall in ihren Restmülltonnen finden, hält der Leiter der MEG für unwahrscheinlich. (mz)