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Mario Barth nimmt Leuna aufs Korn Mario Barth deckt auf: Komiker nimmt Leunas Pleiten-Schwimmbad aufs Korn

Von Melain van Alst 05.04.2017, 17:45
Erst wurde das Gebäude entkernt, dann kam der Anbau für die Saunen.
Erst wurde das Gebäude entkernt, dann kam der Anbau für die Saunen. Wölk/Junghans

Leuna - „Mit dem Wissen von heute würde ich mich nicht noch mal für eine Sanierung oder den Neubau einer Schwimmhalle entscheiden“, sagte Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos) Ende 2016.

Damals war bereits klar, die Schwimmhalle ist ein Pleiten-, Pech- und Pannen-Projekt der Stadt, dessen Kosten sich mehr als verdoppelt haben. Die Kettenreaktion hatte damit begonnen, dass ein eingekaufter Planer das Projekt offenbar in den Sand zu setzen drohte.

Ein neues Planungsbüro, Korrekturen, Einbrecher und eine boomende Baubranche bremsten die Sanierung immer wieder aus. Das hat auch Komiker Mario Barth mit seiner Sendung „Mario Barth deckt auf“ erkannt, der Leuna nun bundesweit zu zweifelhaftem Ruhm verhilft.

Die MZ hat das Projekt von Anfang an begleitet und die Entwicklung nachgezeichnet:

2011: Entscheidung für Sanierung statt Neubau

Die Sanierung der Schwimmhalle soll von Mai 2012 bis November 2013 dauern und 8,3 Millionen Euro kosten. Man habe sich auf Grundlage einer Studie für die Sanierung statt für einen Neubau entschieden. Der Grund dafür waren geringere Kosten, die für eine Sanierung sprachen.

2012: Der Abriss beginnt - und die Kosten schießen in die Höhe

Pünktlich im Mai beginnen die Abrissarbeiten in der Halle, die 1974 zum 25. Jahrestag der DDR eröffnet wurde. Sie war bis Anfang der 90er Jahre von den Leuna-Werken betrieben und dann von der Stadt Leuna übernommen worden.

Schon im November 2012 ist klar, die Eröffnung muss auf Herbst 2014 verschoben werden und die Kosten steigen auf 9,3 Millionen Euro. Als Gründe werden gestiegene Preise am Markt genannt: Und der tatsächliche Sanierungsaufwand habe sich erst nach den Abriss- und Entkernungsarbeiten gezeigt.

2013: Planer der Schwimmhalle wird entlassen

Nach scharfer Kritik von Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos) am Planer wird dieser im März entlassen. Er war extra für die Sanierung der Schwimmhalle als Spezialplaner eingekauft worden. Hagenau kritisiert, er habe falsch kalkuliert und geplant.

Die Eröffnung wird auf Mitte 2015 verschoben und die Kosten steigen im Juli erst auf zehn, im September dann auf fast 13 Millionen Euro. Die Firma Plingel übernimmt das Projekt und arbeitet sich in die Planungen ein. Im Herbst stellt sie neue Grundrisslösungen für Umkleide- und Sanitärbereiche, Personal- und Nebenräume, Küche, Tresen und Saunabereiche vor.

2014: Baustelle läuft voll Wasser

Im Frühjahr plündern Diebe die Baustelle und sorgen für weitere Probleme. Sie kappen das Kabel zu einer Pumpe, die den Grundwasserstand halten soll. Die Baustelle läuft voll Wasser. Zudem ruft die Kostenexplosion den Bund der Steuerzahler auf den Plan, während die MZ von einer Kostensteigerung auf 14,8 Millionen Euro erfährt.

Die wird offiziell von der Stadt nicht bestätigt. Bürgermeisterin Hagenau räumt jedoch ein, dass in vielen Bereichen nachgebessert werden musste im Laufe der Sanierung: So waren die Kellerräume anfangs mit einer Höhe von 1,60 Meter geplant und viel zu wenig Spinde in den Umkleiden geplant. Der Saunaanbau wurde teurer, weil das Fundament tiefer angelegt werden musste, damit es auch stabil wird.

2015: Fassadenfirma muss Insolvenz anmelden

Die Eröffnung wird auf Ende 2015 und dann auf Frühjahr 2016 verschoben. Die Arbeiten laufen nicht wie geplant, weil nicht alle Firmen ihre Verträge einhalten und die Fassadenfirma im Juni sogar Insolvenz anmelden muss. Daraufhin erfolgt eine erneute europaweite Ausschreibung und wertvolle Zeit geht verloren. Im Sommer bestätigt die Stadt Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro. Ende 2015 wird die Fertigstellung auf Winter 2016 geschoben.

2016: Estrich muss erneut raus, Maler taucht nicht auf

Mit dem Start in das neue Jahr müssen 200 Quadratmeter Estrich herausgerissen werden, sie haben sich nicht mit dem Boden verbunden. Hagenau hält weiterhin an der Eröffnung im Herbst 2016 fest. Doch im September taucht der Maler nicht auf, die Arbeiten geraten erneut ins Stocken.

Das Ziel, die Schwimmhalle noch im selben Jahr zu eröffnen, kann nicht mehr eingehalten werden. Nun schweigt die Stadt zu den aktuellen Kosten und auch zum neuen Eröffnungstermin. Erst kurz vor dem Jahreswechsel folgt eine neue Schätzung: 19,4 Millionen Euro soll die Sanierung in Gänze kosten und der Probebetrieb könnte im April 2017 starten.

2017: Eröffnung soll nun im September 2017 sein

Nicht wie geplant werden die Estricharbeiten fertig. Das beauftragte Unternehmen kann den Termin nicht halten. Im Februar wird dann bekannt, dass sich die Eröffnung weiter verschiebt. Die Rede ist nun von September 2017. Es gibt keine neue Kostenschätzung, doch die SPD-Fraktion geht von mittlerweile 22 Millionen Euro aus. (mz)

Diebe richteten auf der Baustelle von Leunas Schwimmhalle großen Schaden an.
Diebe richteten auf der Baustelle von Leunas Schwimmhalle großen Schaden an.
Peter Wölk
Der Komiker Mario Barth nimmt demnächst die Schwimmhalle in Leuna auf die Schippe.
Der Komiker Mario Barth nimmt demnächst die Schwimmhalle in Leuna auf die Schippe.
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Mario Barth
Mario Barth
dpa
Mitglieder des Schwimmhallenausschusses schauen sich den Baufortschritt an.
Mitglieder des Schwimmhallenausschusses schauen sich den Baufortschritt an.
Peter Wölk
Die Schwimmhalle vor der Sanierung
Die Schwimmhalle vor der Sanierung
Peter Wölk