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Haarsträubende Zustände Haarsträubende Zustände: Hortkinder in Niemberg auf Baustelle betreut

Von Dirk Skrzypczak 10.08.2018, 04:01
Der Hort in Niemberg ist eine Baustelle. Kinder haben hier nichts zu suchen.
Der Hort in Niemberg ist eine Baustelle. Kinder haben hier nichts zu suchen. Johannes Stein

Landsberg - Die Kreisverwaltung des Saalekreises zählt die Stadt Landsberg an. Grund sind unzureichende Zustände in den Schulhorten in den Ortsteilen Niemberg und Hohenthurm, wie Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch auf MZ-Anfrage erklärte.

In Hohenthurm ist die Betriebserlaubnis für den Hort in der Schulstraße abgelaufen. In Niemberg (auch hier liegt keine gültige Betriebserlaubnis mehr vor) wurden die Kinder in den Sommerferien auf einer Baustelle betreut. Der Kreis spricht von einer kindeswohlgefährdenden Situation.

Und er hat Landsberg ein Ultimatum bis um 9. August gestellt, die Mängel zu beseitigen. Und was passiert, wenn die Stadt die Forderungen nicht erfüllt? „Dann betreuen wir die Kinder in Regie des Landkreises“, heißt es aus Merseburg.

Jugendamt stieß auf haarsträubende Zustände im Schulhort in Niemberg

Gravierender ist der Fall Niemberg. Hier lässt die Stadt derzeit den Schulhort „Regenbogenland“ umbauen, um unter anderem die Betreuungskapazität auf 116 Plätze zu erhöhen. Zu Schulzeiten sind im Hort 90 Kinder. Bei einer Prüfung Ende Juli war das Jugendamt des Kreises nach MZ-Informationen auf haarsträubende Zustände gestoßen.

Die Ferienkinder befanden sich in einem Speisesaal eines Nachbargebäudes und nutzten weiterhin die Toiletten im Hort - zwischen Bauschutt und offenen elektrischen Anlagen. Zwischen Handwerkern und Baufahrzeugen hätten die Mädchen und Jungen gespielt. Zweimal stellte der Landkreis diesen Missstand fest, zuletzt am 6. August. Eine Obhut fanden sie schließlich in der Grundschule „Hermann Ferres“.

Missstände bei Kinderbetreuung: Konsequenzen in Niemberg stehen noch aus

Dass der Kreis die Kinderbetreuung an sich zieht, will Kurt-Jürgen Zander, beauftragter Bürgermeister, verhindern. „Wir arbeiten gemeinsam an einer Lösung. Bei uns ist in der Verwaltung nicht alles so gelaufen, wie es sein sollte. Es hat auch schon Konsequenzen gegeben“, sagte er am Mittwoch der MZ.

So habe es etwa die verantwortliche Mitarbeiterin verpasst, den Antrag auf Verlängerung der Betriebserlaubnis für Hohenthurm rechtzeitig zu stellen. Sie sei von ihren Aufgaben entbunden worden. Und in Niemberg hätte man sofort nach der ersten Kontrolle des Kreises Konsequenzen ziehen müssen. „Ich dachte, das sei auch geschehen“, so Zander. War es aber nicht, was eigentlich auch noch einer Aufarbeitung bedarf.

Kinder sollen vorübergehend umziehen

Die Ferres-Schule Niemberg und die Grundschule „Am Mühlenberg“ in Hohenthurm spielen bei der Zwischenlösung des Problems derweil die Hauptrollen. „Beide Schulen sind sehr kooperativ. Für Niemberg haben wir bereits beim Kreis einen Antrag auf Auslagerung des Hortes in die Schule gestellt“, sagt Zander. In einigen Wochen, wenn der Hort dann fertig ist, könnten die Kinder zurück.

Für den Hort in Hohenthurm, so Zander, hatte Landsberg am 10. Juli dann doch noch den Antrag auf eine Verlängerung der Betriebserlaubnis gestellt. Aber erst am 31. Juli habe der Landkreis reagiert - mit dem Hinweis, dass es so nicht gehe.

„Da ist beim Kreis auch nicht alles optimal gelaufen“, sagt Zander. Nun soll also zunächst die Grundschule für die 150 Hortkinder einspringen. Ab 2019 will die Stadt den eigentlichen Hort dann über das Stark-III-Programm sanieren. Ein Knackpunkt ist der Brandschutz. (mz)