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Häuser von Flammen bedroht Großbrand bei Leiha gefährlich nah an Häusern: Roßbacher sehen an mehreren Stellen Versäumnisse

Von Diana Dünschel 19.07.2018, 06:00
Bei Roßbach war es am Dienstag zu einem Feldbrand gekommen. Anwohner erheben nun schwere Vorwürfe.
Bei Roßbach war es am Dienstag zu einem Feldbrand gekommen. Anwohner erheben nun schwere Vorwürfe. Peter Wölk

Roßbach - Am Tag nach dem Großbrand auf rund 250 Hektar Feld zwischen Roßbach und Leiha im Saale- und Pettstädt im Burgenland-Kreis kann die Feuerwehr langsam aufatmen. Zwar sind die Einsatzkräfte von der Stadtwehr Braunsbedra am Vormittag nochmal zum Nachlöschen vor Ort. Doch die Gefahr, schließlich kamen die Flammen speziell der Siedlung im Zeuchfelder Weg in Roßbach ziemlich nahe, ist gebannt.

Auch die beiden Feuerwehrmänner, die am Dienstag wegen einer Verletzung am Bein und wegen Verdachts auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, können laut Auskunft von Saalekreis-Pressesprecherin Kerstin Küpperbusch die Klinik bereits wieder verlassen.

Nach Großbrand: Roßbacher erheben Vorwürfe

Nun aber werden Vorwürfe der Anwohner aus dem Zeuchfelder Weg laut. Uwe Bönicke fasst sie gegenüber der MZ im Namen der Nachbarn zusammen. Zum einen werden die Landwirte selbst kritisiert. Früher seien Wasserwagen und Pflug bei einer Ernte immer am Feldrand gewesen.

Warum heute nicht mehr?, fragt der Roßbacher. Zum anderen sei es kein Wunder, dass die noch vom Siedlungsbau 1936 stammende veraltete und unterdimensionierte Wasserleitung nachweislich zu wenig Druck gebracht habe.

Gefahren bei solch einem Feuer gingen drittens von dem teils abgestorbenen Baumbewuchs gegenüber den Häusern und ebenso vom zugewachsenen Flutgraben aus, der im Ernstfall keinen natürlichen Schutz mehr biete, so Uwe Bönicke.

Landwirte wollten beim Löschen helfen

Das eine sei Privatfläche, für das andere fühle sich offenbar niemand zuständig. Dass beides offenbar sich selbst überlassen werde, hätte nun beinahe zur Katastrophe geführt. Und nicht zuletzt habe er von Landwirten gehört, sie hätten schon viel früher mit ihren umfunktionierten Güllewagen zum Mitlöschen auf die Felder gewollt, seien aber von der Polizei daran gehindert worden. „Es stand auf Messers Schneide. Ein Nachbar hatte schon die Tasche gepackt“, schildert der Roßbacher die Stunden des Dienstagnachmittags.

Er könne sich nur bei den Feuerwehrleuten bedanken. „Ihre ehrenamtliche Arbeit kann man nicht genug schätzen.“

Nachfrage bei Bauernverband: Warum gibt es keine Wasserwagen mehr am Feldrand?

Die MZ fragte bei den zuständigen Stellen nach. Uwe Fischer vom Bauernverband Saaletal bestätigte, dass vor der Wende die Wasserwagen und Pflüge vor Ort bei der Ernte gängige Praxis waren. Es habe seiner Meinung nach aber nie eine solche Vorschrift gegeben und sie existiere heute auch nicht. Heute würden die Landwirte aus finanziellen Gründen über begrenzte Technik und begrenztes Personal verfügen.

Wasserfässer und wenn vorhanden Pflüge stünden aber auf den Höfen. Sie am Feldrand abzustellen, sei schlicht zu riskant. „Dann erschöpft es sich schon mit den Möglichkeiten“, so Uwe Fischer.

Stadt Braunsbedra kennt Probleme bei Löschwasserversorgung

Die Ordnungsamtsleiterin der Stadt Braunsbedra, Marion Eckner, sagt zur Thematik Löschwasserversorgung: „Für die Grundsicherung war gesorgt.“ Ansonsten habe die Stadt eine Löschwasseranalyse vorliegen. Sie kenne die Probleme. Wo es sie gebe, würden bei einem Einsatz mehrere Fahrzeuge zu Hilfe gerufen. Dass bei solch einem Großbrand wie in Leiha die Grundsicherung nicht ausreiche, sei auch klar.

Polizeisprecher: Im Zweifel ging es um Sicherheit der Landwirte

Dass die Polizei vor Ort Hilfsangebote zum Löschen von Landwirten zunächst stoppte, will der Pressesprecher des Polizeireviers Saalekreis, Dominique Schneegaß, auf Anfrage nicht bestätigen. Wenn das so war, könne er es sich nur mit Sicherheitsbedenken erklären, sagt er.

Die Einsatzleitung sei in Händen der Feuerwehr gewesen. Die Polizei sei dagewesen, um zu unterstützen. Die Lage habe man erst sondieren müssen. Im Zweifel seien Flammen wie Rauch eine Gefahr auch für Retter. Das hätten die Einsatzkräfte sicherlich bedenken müssen.

Derweil gehen Mittwoch in der Feuerwehr-Leitstelle die nächsten Meldungen über Brände aufgrund der Trockenheit ein. Deren Ausmaß ist freilich mit dem Großbrand bei Leiha nicht zu vergleichen. Zwischen Dörstewitz und Hohenweiden kommt es zu einem Böschungsbrand. Zwischen Delitz am Berge und Holleben werden die Einsatzkräfte gleich mehrerer Wehren zum Löschen eines Feldbrandes gerufen. (mz)