1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Fruchtsaft oder Fruchtwein: Fruchtsaft oder Fruchtwein: In der Mosterei Janisroda wird das eigene Obst zum Saft

Fruchtsaft oder Fruchtwein Fruchtsaft oder Fruchtwein: In der Mosterei Janisroda wird das eigene Obst zum Saft

Von Diana Dünschel 27.07.2020, 17:30
Gisela Buschmann (75) aus Wallendorf gibt seit zwei Jahren ihre gepflückten Johannisbeeren aus dem heimischen Garten in der Annahmestelle Beuna der Jaro Fruchtverwertung GmbH ab, um im Gegenzug leckeren Saft zu erhalten.
Gisela Buschmann (75) aus Wallendorf gibt seit zwei Jahren ihre gepflückten Johannisbeeren aus dem heimischen Garten in der Annahmestelle Beuna der Jaro Fruchtverwertung GmbH ab, um im Gegenzug leckeren Saft zu erhalten. Katrin Sieler, Diana Dünschel, Sandra Rosenberger (2)

Beuna/Janisroda - Das Obst, um das es hier geht, produziert natürlich die Natur. Aber wer schon einmal ein Produkt der Mosterei Janisroda gekostet hat, egal ob Fruchtsaft oder Fruchtwein, der gönnte sich garantiert eine Spezialität aus der Region zwischen Halle und dem Burgenland. Ein nicht geringer Teil davon wuchs in den Kleingärten im Saalekreis. Doch wie kommt der Apfel in die Flasche?

Hobby- und Kleingärtner bringen Obst zur Mosterei in Janisroda

Alles beginnt mittwochnachmittags (in der Äpfel- und Birnensaison auch freitags) zwischen Mitte Mai und Oktober. 14 bis 18 Uhr öffnet Annett Jähnert, eine von fünf Beschäftigten bei der Jaro Fruchtverwertung GmbH in Janisroda bei Naumburg, die Türen ihrer Obstannahmestelle. Die befindet sich seit einiger Zeit direkt neben dem Kartoffelcenter in Beuna.

Oftmals steht bei ihrer Ankunft schon eine lange Autoschlange entlang der Straße. Aus nah und fern bringen die Hobby- und Kleingärtner, was auf ihren Bäumen und Sträuchern gewachsen ist. Entweder weil sie „in Obst ersticken“, oder weil sie weder Zeit noch Lust zum Marmelade kochen haben.

300 bis 400 Tonnen Obst werden jedes Jahr zu Natursäften ohne Konservierungsstoffe

Sorgfältig wird jede Lieferung - aktuell Sauerkirschen, Stachel- und Johannisbeeren - gewogen. Denn bezahlt wird nicht mit Geld, sondern in Naturalien. Jedes Kilo Obst ergibt eine bestimmte Menge der Ein-Liter-Flaschen „Janis“-Saft oder -Fruchtwein. Man kann sie aber natürlich auch ohne Obstabgabe kaufen.

Die jeweilige Ausbeute wird in die Mosterei gebracht, die schon vor der Wende existierte und 1991 als Jaro GmbH privatisiert wurde. Der jetzige Chef Gerald Rosenberger war damals einer der Teilhaber. Mittlerweile erstreckt sich das Sortiment auf mehr als 30 Geschmacksrichtungen.

300 bis 400 Tonnen Obst werden jedes Jahr zu Natursäften ohne Konservierungsstoffe und Aromen verarbeitet. Verkauft werden die Produkte dann in Supermärkten zwischen dem Burgenland und Thüringen sowie in Hofläden wie im Kartoffelcenter in Beuna. Dazu kooperiert die Firma mit regionalen Obstbauern.

Saft wird kurz erhitzt, dann ist er steril

Chefin Sandra Rosenberger führt durch den Betrieb. Die angelieferte Ware kommt in ein Silo, das wie eine große Badewanne mit Wasser gefüllt wird. Auf einem Förderband wird als nächstes faules Obst herausgelesen. Die Hammermühle zerkleinert alles zu Mus, das durch eine Saftleitung in die Presse geleitet wird.

Dort trennt sich die Spreu vom Weizen, in dem Fall der Saft vom Trester, den Rückständen, die als Abfall entsorgt werden. Der Saft wird kurz erhitzt, dann ist er steril, und Qualität und Geschmack verbessern sich. Tanks stehen für die Lagerung bereit. Einmal pro Woche wird abgefüllt, verschraubt, etikettiert, in Kisten verpackt und palettenweise abtransportiert.

Ertrag von Rhabarber lag unter dem Durchschnitt für 2020

„Nur von heimischen Früchten allein könnten wir nicht leben“, gibt Sandra Rosenberger aber zu. Für die exotischen Fruchtsaftsorten wie Orange-Kürbis-Melone oder Pfirsich-Mango, die sie zum Teil selbst entwickelt hat, müssen Konzentrat oder Püree hinzugekauft werden. Worauf die Chefin aber achtet: Auf die Zubereitung ohne zusätzlichen Zucker oder zumindest in Maßen dort, wo man ihn als Geschmacksträger braucht wie beim Johannisbeer-Nektar, der sonst zu herb wäre.

Und wird 2020 ein gutes Obstjahr? Das sei schwierig einzuschätzen, weil man von einem großen Einzugsgebiet beliefert werde, sagt Gerald Rosenberger. Beim Rhabarber, mit dem hier im Mai die alljährliche Winterpause endet, habe der Ertrag unter dem Durchschnitt gelegen, eine Folge der letzten trockenen Jahre. (mz)

Annett Jähnert nimmt in Beuna das Obst an, das zuerst gewogen wird.
Annett Jähnert nimmt in Beuna das Obst an, das zuerst gewogen wird.
Diana Dünschel, Sandra Rosenberger 
Auf dem Weg zur Mühle wird in Janisroda das angelieferte Obst auf diesem Förderband auf Qualität kontrolliert.
Auf dem Weg zur Mühle wird in Janisroda das angelieferte Obst auf diesem Förderband auf Qualität kontrolliert.
Diana Dünschel, Sandra Rosenberger 
Nach dem Zerkleinern und Auspressen des Obstes wird der Saft in Tanks gelagert und schließlich in die für „Janis“ typischen Ein-Liter-Flaschen abgefüllt. Diese werden verschraubt, in Kisten verpackt und ausgeliefert.
Nach dem Zerkleinern und Auspressen des Obstes wird der Saft in Tanks gelagert und schließlich in die für „Janis“ typischen Ein-Liter-Flaschen abgefüllt. Diese werden verschraubt, in Kisten verpackt und ausgeliefert.
Diana Dünschel, Sandra Rosenberger