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Erinnerungen an das Freibad Petersberg Erinnerungen an das Freibad Petersberg: "Die wenigsten Gäste waren aus dem Ort selbst"

Von Claudia Crodel 21.04.2019, 13:00
Das ehemalige Freibad in Petersberg verfällt immer mehr. Der ehemalige Schwimmmeister Peter Schmidt erinnert sich.
Das ehemalige Freibad in Petersberg verfällt immer mehr. Der ehemalige Schwimmmeister Peter Schmidt erinnert sich. Silvio Kison

Petersberg - Wie gern erinnern sich viele an heiße Sommertage, an denen sie mit dem Bus nach Petersberg fuhren oder mit dem Auto, das sie auf dem großen Parkplatz abstellten. Dann ging es mit der Tasche mit den Badesachen, der Decke und dem Picknickzeug bis ins nahe gelegene Petersbergbad. Es war eins der beliebtesten Freibäder der Region.

1968 war es eröffnet worden als das besondere Highlight des Naherholungsgebiets Petersberg, zu dem unter anderem auch der Tierpark, der Fernsehturm, die Waldbühne und der Felsenpavillon gehörten. Man erzählt sich noch heute, dass der Bau des Bades nur zustande kam, weil die SED-Kreisleitung es sich in den Kopf gesetzt hatte.

Freibad Petersberg: Bis 2001 kamen Gäste scharenweise

Bis 2001 kamen scharenweise die Hallenser und die Halle-Neustädter, Bewohner aus dem Saalekreis und der Region Bitterfeld. An schönen Sommertagen zählte man bis 2.000 Besucher. „Die wenigsten waren aus dem Ort selbst“, erzählt Elena Schmidt. Die einstige Grundschullehrerin weiß, wovon sie spricht. Ihr Mann, Peter Schmidt, war ab 1974 der Schwimmmeister im Petersbergbad.

„Im Frühjahr 2002 kam das Aus. Das Wasser, das immer den Winter über in den Becken blieb, war bereits abgelassen, die Vorbereitung auf die neue Saison stand in den Startlöchern. Der Gemeinderat beschloss aber, dass die Gemeinde das Bad finanziell nicht mehr stemmen kann“, blickt Peter Schmidt zurück. Das war bitter, nicht nur für die Badegäste, die gern zum Petersberg kamen, sondern besonders für den Schwimmmeister selbst, der mit Herz und Seele seinen Job machte.

Freibad Petersberg: Unter Moos, Gräsern und Gesträuch lassen sich die einstigen Gehwege nur erahnen

Beim Gang durch das ehemalige Bad-Gelände kann Schmidt genau erklären, wie es einst dort ausgesehen hat. Die alte Baracke mit den eingeschlagenen Scheiben, in der wahllos noch einige kaputte Möbelstücke, Steine, herausgerissene Waschbecken und andere Dinge in tiefem Schmutz versinken, beherbergte früher den Kiosk, das Büro des Schwimmmeisters sowie die Toiletten- und Duschanlage. Unter Moos, Gräsern und Gesträuch lassen sich die einstigen Gehwege nur erahnen.

In den Schwimmbecken sind die Beckenfolien zerrissen, Sträucher, Birken und Weiden wachsen mitten in den Becken. Die Weidenkätzchen sind bereits verblüht. Bänke sind überwuchert und zertrümmert. Der Volleyballplatz und der Spielplatz sind kaum noch zu erkennen. Doch dann entdeckt man den Schriftzug „Nur für Schwimmer“, einst mit weißer Farbe auf den Beton gemalt. Und man sieht noch die Edelstahlbügel, der längst entfernten Treppen ins 50 mal 25 Meter große Schwimmerbecken. Erinnerungen an etliche lange, heiße Badetage werden wach.

Schwimmmeister im Freibad Petersberg: Ich war von Mai bis Oktober an der frischen Luft

Peter Schmidt war zunächst Rettungsschwimmer im Pappelgrund in Teutschenthal. „Ich habe dann noch Lehrgänge besucht zum Schwimmmeister und zum Sonderschwimmmeister, also beispielsweise für orthopädisches Schwimmen“, erzählt der 73-Jährige. Als der erste Schwimmmeister vom Petersberg wegzog, habe er ihm Bescheid gegeben, dass dort die Stelle frei wird.

„Wir haben damals gerade eine Wohnung gesucht und freuten uns, dass mein Mann die Stelle bekam, denn dazu gehörte auch die Schwimmmeisterwohnung in Trebitz“, erinnert sich Elena Schmidt, die selbst zudem eine Stelle als Grundschullehrerin in Ostrau bekam. Später bauten die Schmidts sich ein Haus, unweit des Wirtschaftseingangs des Bades. „Ich hatte nur ein paar Schritte zur Arbeit“, sagt Peter Schmidt. „Ich war von Mai bis Oktober an der frischen Luft und habe immer viele Neuigkeiten erfahren, vor allem von den Stammgästen. Und ich habe Schwimmunterricht gegeben.“

Freibad Petersberg: Zu DDR-Zeiten ließ man nur nachts das Wasser nachlaufen

12 bis 15 Stunden habe er in der Saison täglich gearbeitet und das über viele Wochen hinweg. Sommerurlaub gab es für ihn nicht. Zu DDR-Zeiten habe man nur nachts das Wasser nachlaufen lassen und die Filter spülen können. „Sonst war der Wasserdruck nicht hoch genug“, erklärt Schmidt. Er sammelte zuhauf Überstunden an, die er im Winter dann abbaute, zu DDR-Zeiten war er dann teilweise auch noch als Gemeindearbeiter unterwegs

Im Bad sei es meist recht ruhig zugegangen. Die Trillerpfeife hat Peter Schmidt meist nur gebraucht, um auf ein aufziehendes Gewitter aufmerksam zu machen. „Wenn das Gewitter über Halle stand, kam es meist nicht über die Saale, aber wenn es von Löbejün her kam, dann dauerte es meist nur ein paar Minuten, bis es da war“, erinnern sich die Schmidts. Natürlich gab es auch einige wenige Zwischenfälle, wo der Rettungsschwimmer gefragt war oder sogar die Schnelle Medizinische Hilfe geholt werden musste. „Aber es ist nie jemand ertrunken“, sagt er.

In den 80er Jahren war das Bad mal renoviert worden, 1996 hat der Förderverein Erholungsgebiet Petersberg das Bad übernommen und sanieren lassen. Auch deshalb kam für viele Badefreunde die Schließung überraschend damals. (mz)

Die Zerstörungen nehmen immer größere Ausmaße an.
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Silvio Kison
Ein Schild aus vergangenen Zeiten
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