Bauarbeiten auf der B91 Bauarbeiten auf der B91: Eiserne Hochzeit in Schkopau

Schkopau - Der große Moment wird von dichtem Schneetreiben begleitet. Ein 34 Meter langes und 50 Tonnen schweres Bauteil aus Stahlbeton hängt am Haken eines Krans. Sechs Elemente werden am Dienstag in Position gebracht - sie sind quasi das Herzstück der neuen Brücke, die am Chemiestandort Schkopau die Bundesstraße 91 überqueren wird. Hans-Georg Lorenz, für die Bauüberwachung zuständig, sagt mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Bei schönem Wetter kann doch jeder arbeiten. Nein, der Schnee ist kein Problem für uns. Eisregen oder starker Wind wären schlimm.“
Ende September im vergangenen Jahr war die alte und abgewirtschaftete Brücke abgerissen worden. Sie ist nicht nur eine wichtige Zufahrt zum Dow Olefinverbund, über sie führt auch eine Landesstraße nach Halle-Neustadt. „Beim Abbruch haben wir eine Überraschung erlebt, denn wir haben von der alten Brücke mächtige Fundamente entdeckt, die sich nur schwer beseitigen ließen“, erzählt Sven Sommer aus der Fachgruppe Brücken der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) in Halle. Dabei wäre zu DDR-Zeiten dieser horrende Aufwand nicht nötig gewesen. Unter der Verkehrsader liegt eine mindestens neun Meter dicke Schicht aus Buntsandstein - und zwar schön plan, nicht verkantet.
Die 34 Meter langen Grundträger, der Buckel für die Brücke, wurden in Niesky bei Bautzen gefertigt
„Deshalb können wir die neue Brücke auch auf einer Bodenplatte gründen und müssen keine Pfeiler in den Boden rammen“, sagt Lorenz. Die 34 Meter langen Grundträger, der Buckel für die Brücke, wurden in Niesky bei Bautzen gefertigt. In Bad Lausick kam der Beton dazu. Sechs Schwerlasttransporter hatten die Fertigteile in der Nacht zum Dienstag mit Polizeieskorte nach Schkopau gefahren.
Die Träger erhalten in den nächsten Monaten einen Überbau aus neun Tonnen Stahl, einer Platte aus Druckbeton, Gussasphalt als Schutzschicht und letztlich der Bitumendecke für die Straße. In die sechs Ungetüme aus Stahlbeton wurde übrigens eine Fußbodenheizung eingebaut. Sie soll bei Minusgraden den Beton auf fünf bis sechs Grad Celsius erwärmen, damit die Überbauplatte eingebaut werden kann.
Im Mai soll die neue und rund 1,9 Millionen Euro teure Brücke fertig sein
„Ursprünglich wollten wir mit Strom heizen, nun nehmen wir warmes Wasser“, sagt Lorenz. Im Mai soll die neue und rund 1,9 Millionen Euro teure Brücke fertig sein. Befahrbar ist sie aber erst ab September, wenn auch die Bundesstraße 91 zwischen der Saale und Schkopau auf einer Länge von 1,1 Kilometern vollkommen neu gebaut worden ist.
„Die jetzige Verkehrsführung über die beiden Buna-Rampen hat sich als Umfahrung der Baustelle bewährt. Es macht keinen Sinn, an dieser Regelung etwas zu ändern“, sagt Gerd Hornickel, Fachbereichsleiter für den Straßenbau in der LSBB. Im Vorfeld habe es viele skeptische Stimmen gegeben, die angesichts der einspurigen Lösung pro Richtung ein Verkehrs-Chaos befürchteten. „Bis auf vereinzelte Staus in Spitzenzeiten haben wir aber keine Probleme.“ (mz)
