Bau von Leuna II Bau von Leuna II: Spatenstich mit Planierraupe

Leuna - 100 Jahre Chemiestandort Leuna war 2016 ein großes Ereignis - und ist auch weiter ein Thema. Am 27. April 1917 verließ der erste Kesselwagen mit Ammoniak das Gelände der Leuna-Werke. Grund genug, auch 2017 auf die wechselvolle Geschichte des Chemiestandortes zu blicken. Seit Mittwoch widmet sich eine Ausstellung im Foyer des Rathauses in Leuna dem Bau von Leuna II. Auf zahlreichen alten Fotografien kann der Bau nachverfolgt werden. Wem die Geschichte des Werkes jedoch nicht so gegenwärtig ist, für den ist es ohne Bildtexte kaum möglich, sich die Geschichte zu erschließen. Und Hinweise fehlen zumeist.
Bereits in den 1950er Jahren hatte sich abgezeichnet, dass Leuna auf Braunkohlebasis nicht mehr genug Treibstoff produzieren konnte. Das Chemieprogramm acht Jahre später sollte dann das Kernstück des Siebenjahresplanes werden. Unter dem Motto „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ war ein Projekt der Bau von Leuna II, dessen Herzstück eine Benzinspaltanlage sein sollte. Kurz darauf stand auch schon fest, dass der neue Werksteil auf einer Fläche von 200 Hektar entstehen sollte.
Aktion vom November 1959 mit einer Rüge
„Mit einer sowjetischen Planierraupe hat Bauabteilungsleiter Keck quasi selbstständig den ersten Spatenstich gemacht“, erklärt Leunas Archivar Ralf Schade. Zwar endete die Aktion vom November 1959 mit einer Rüge, doch Keck gab an, extra eine sowjetische Planierraupe genommen zu haben, als Symbol der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion. Die Arbeiten auf der zweitgrößten Chemiebaustelle der DDR gingen jedoch nur schleppend voran. Ingenieure setzten sich in die Bundesrepublik ab. Und allein die Beseitigung der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hatte 18 Monate in Anspruch genommen. So konnten erst im Juli 1960 2.000 Arbeiter ihre Tätigkeit für Leuna II aufnehmen.
Doch die politische Situation verzögerte den Bau der dringend benötigten Anlage weiter. Lieferverträge mit der Bundesrepublik wurden nicht eingehalten, es herrschte Materialmangel, der dann mit der Kündigung des innerdeutschen Handelsabkommens 1960 nur noch verstärkt wurde. Ende des Jahres wurden dann auch noch Investitionen für Vorhaben des Chemieprogramms gestrichen, die Leuna schwer trafen.
Ein erneuter Rückschlag war der harte Winter 1962 und 1963, der erneut zu einem Baustopp führte. Von da an hatte man im Schichtbetrieb auf der Baustelle gearbeitet - denn man war bereits bei einem Planungsrückstand von drei Jahren angekommen. Schließlich im November 1965 startete Leuna II mit einem Probelauf, bevor die Anlage am 31. Januar 1966 im Beisein von Erich Honecker angelaufen ist. (mz)