Baden in der Saale Baden in der Saale: Eine saubere Sache?

Bad Dürrenberg - Die Klasse 6b des Herder-Gymnasiums Merseburg feiert am Donnerstagnachmittag ihren Schuljahresabschluss auf dem Vereinsgelände der Kanuten in Bad Dürrenberg. Idyllisch ist es hier. Sanft schiebt sich die Saale vorbei, die Hitze ist enorm. Hannes, Niklas und Tomylee suchen die Erfrischung und springen mit den Vereins-Recken Michael Hennecke und Heiko Neie vom Bootssteg in das 18 Grad Celsius kühle Wasser. Vorher hat Hennecke, der Vereins-Chef, die Kinder eingewiesen, vor gefährlichen Verwirbelungen rund um den Anleger gewarnt. „Das ist ein fließendes Gewässer. Da muss man aufpassen“, sagt er.
Die Saale wird als Badegewässer immer beliebter. Das hat auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) registriert. Meist suchen sich die Schwimmer abgelegene Plätzchen. Verboten ist es nicht. „Im Rahmen des Gemeingebrauchs ist die Saale nicht gesperrt. Aber sie ist natürlich kein offizielles Badegewässer. Jeder handelt auf eine Gefahr“, sagt Manfred Wagenschein, im LHW der Leiter für den Flussbereich Merseburg. Er warnt vor allem vor den Wehren. Dort würden sich unter Wasser tückische Strudel bilden. „Die sind wie eine Walze und ziehen einen runter. Besser ist es, mindestens 50 bis 100 Meter Abstand zu halten.“
Thema Wasserqualität
Interessanterweise wird das Thema Wasserqualität im Gegensatz zu früher nicht mehr vordergründig angeschnitten. Die hat sich nämlich deutlich verbessert, seit die alten Großbetriebe und Dreckschleudern in Weißenfels sowie auch an den Chemiestandorten Leuna und Schkopau nicht mehr da sind und Milliarden Euro in die Umwelttechnik geflossen sind.
So betreibt etwa die Infra-Leuna-Gesellschaft eine moderne biologische Abwasserbehandlungsanlage. Hier werden Abwässer aufwendig und gründlich gereinigt, bevor sie später absolut unbedenklich in die Saale abgeleitet werden können. Das hatte die Standort-Betreibergesellschaft immer wieder betont.
Kontrolle des Saalewassers
Für die Kontrolle des Saalewassers ist in Sachsen-Anhalt der Gewässerkundliche Landesdienst zuständig. Einmal pro Monat werden unter anderem an der Neumarktbrücke in Merseburg Proben gezogen und analysiert. Allerdings untersucht die Behörde nur biologische Parameter wie die organische Belastung und erhebt chemisch-physikalische Daten. Die Werte sind unauffällig.
Von sieben Güteklassen erreicht die Saale im Flussbereich Merseburg die Note 2. Ob sich im Strom aber Bakterien befinden, die Magen-Darm-Krankheiten verursachen können, wissen die Behörden nicht. Manfred Wagenschein vom LHW rät zudem, nach Hochwasser-Ereignissen auf einen Sprung in den Fluss zu verzichten, da die Saale dann jede Menge Treibgut mit sich führe.
Michael Hennecke, der Kanu-Chef aus Bad Dürrenberg, war auch schon zu DDR-Zeiten in der Saale schwimmen. „1987 habe ich im Verein angefangen. Und eine Woche nach meinem ersten Training bin ich das erste Mal mit dem Kanu gekentert.“ Gesundheitliche Probleme habe er nie gehabt. Hin und wieder trinke er sogar das Wasser. „Forellen konnte ich auch schon beobachten. Die wären doch nicht hier, wenn es eine dreckige Brühe wäre.“ Nur die Flussschildkröten sind seit dem Hochwasser 2013 verschwunden. (mz)