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Ärger mit Raubtieren im Saalekreis Ärger mit Raubtieren im Saalekreis: Achtung die Waschbären kommen!

Von Dirk Skrzypczak 03.06.2016, 04:30
Der Waschbär.
Der Waschbär. dpa

Merseburg - Er sieht putzig aus mit seiner schwarzen Gesichtsmaske und den an Hände erinnerten Vorderpfoten. Doch der Waschbär hat sich im Saalekreis zu einer Plage entwickelt. Er plündert Mülltonnen in Siedlungen und fällt über die Eier von Graureihern und auch Greifvögeln her. „Die Waschbär-Population wächst exponentiell. Mittlerweile hat er schon den Fuchs überholt. Ich gehe davon aus, dass sich die Tiere in der nächsten Zeit noch weiter ausbreiten werden“, sagt Kreisjägermeister Harald Schwarz. Und er warnt: „Wehe dem, der einen Waschbären auf seinem Grundstück hat. Der wird nicht mehr froh.“

Etliche Graureiher-Eier vertilgt

Der Mensch kann sich irgendwie noch wehren, andere Tiere können es nicht. „Der Waschbär hat in unseren Breiten keine natürlichen Feinde“, erzählt Schwarz. Und das nutzen die bis zu 71 Zentimeter langen und neun Kilo schweren Jäger auch aus. Vor allem die Vogelwelt gehört zur Beute der Bären. Bei Kollenbey in der Saaleaue hat eine Gruppe Waschbären eine Graureiher-Kolonie praktisch ausgelöscht. „Die Waschbären sind dabei beobachtet worden, wie sie die Eier zunächst auf einen Haufen gelegt und danach ausgetrunken hatten. 58 besetzte Nester hatte es mal gegeben“, schildert der Merseburger Ornithologe Arnulf Ryssel.

Rohrdommel auf der Roten Liste

Auch Gelege an einem Kiessee bei Burgliebenau und in einem Schutzgebiet bei Kreypau sind seinen Worten nach Waschbären zum Opfer gefallen. Besonders tragisch ist der Schaden, den die Raubtiere bei Kreypau angerichtet haben. Dort brütete die Rohrdommel, eine seltene und vom Aussterben bedrohte Reiherart. Die Rohrdommel steht auf der Roten Liste, was den Waschbär nicht stört. „Er hat ganze Arbeit geleistet. Die Rohrdommel ist nicht mehr da“, sagt Ryssel. Ein Jäger habe alleine in diesem Gebiet 60 Waschbären gefangen.

Im Saalekreis wird der Waschbär gejagt, um die Bestände halbwegs kontrollierbar zu halten, wie der Kreisjägermeister berichtet. Zwischen April 2015 und März 2016 wurden im Kreis 1.670 Waschbären geschossen - mehr als Wildschweine (1.600 Stück). Waschbären zeichnet ein gutes Gedächtnis aus. Forschungen haben ergeben, dass sich die Tiere auch Jahre später noch an eine Begebenheit erinnern konnten. Haben die Bären also erst einmal ein Revier für sich entdeckt, dann merken sie sich sehr wohl, wo etwas zu holen ist.

Verstärkte Jagd nötig

Mitte des 20. Jahrhunderts war der Waschbär dank des Menschen von Nordamerika nach Europa eingewandert. „In den 1960er Jahren ist es mal gelungen, einen Waschbär im Ziegelrodaer Forst zu schießen. Das war eine derartige Sensation, dass man den Körper ausgestopft und dann bei Fachtagungen gezeigt hat“, sagt Schwarz. Heute steht man dem Räuber eher hilflos gegenüber. Eine verstärkte Bejagung der Waschbären scheint unausweichlich zu sein.

Unterdessen versuchen Mitglieder des Ornithologen-Verbandes Sachsen-Anhalt, wenigstens die Horste von Greifvögeln zu schützen. Und so werden an immer mehr Bäumen, auf denen sich die Nester befinden, Kunststoffbahnen um den Stamm gewickelt. Sie sollen die Bären davon abhalten, auf die Bäume zu klettern und die Eier von Rotmilan und Co. zu rauben. (mz)