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Ärger in Bad Dürrenberg Ärger in Bad Dürrenberg: Rumänische Familien müssen ausziehen

Von Melain van Alst 07.06.2017, 08:07
Auch in der John-Schehr-Straße wohnen einige rumänische Familien.
Auch in der John-Schehr-Straße wohnen einige rumänische Familien. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Fast lautlos verläuft die Zwangsräumung. Lediglich ein Transporter vor dem Haus in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Bad Dürrenberg lässt darauf schließen, dass nach und nach eine Wohnung leergeräumt wird. Matratzen, Gestelle und ein wenig Hausstand finden darin Platz.

Eine junge Frau schiebt Gegenstände in einem Kinderwagen zu einer anderen Wohnung an der John-Schehr-Straße. Auf Nachfrage sagt sie nur, sie würde nicht in der geräumten Wohnung leben. Mehr wolle sie jedoch nicht sagen.

Miete nicht gezahlt: Zwei rumänische Familin müssen Wohnungen räumen

Zwei Wohnungen wurden in der vergangenen Woche geräumt, als Konsequenz, weil die Bewohner die Miete nicht bezahlt haben. Betroffen sind rumänische Familien, die seit 2016 in dem Wohngebiet in Bad Dürrenberg leben. In den zurückliegenden Monaten hatten sich Anwohner immer wieder über Lärm, Dreck und Störungen beschwert. Sogar eine Einwohnerversammlung hatte es Anfang dieses Jahres gegeben. Damals ohne einen Vertreter der Eigentümerfirma Algo Wohnbau GmbH.

Ärger um rumänische Nachbarn in bad Dürrenberg: Hausfriedensstörungen sind der Eigentümerfirma bekannt

Auf Anfrage bestätigt Torsten Schlüter von der Algo Wohnbau, dass seit 2016 sieben Wohnungen an rumänische Familien vermietet sind. Auch die „zahlreichen Störungen des Hausfriedens in den Aufgängen, den Grundstücken und in der Nachbarschaft“ seien bekannt.

Man habe „diejenigen Mietverträge außerordentlich gekündigt, bei denen aufgrund fehlender Mietzahlung eine Beendigung durchsetzbar ist“, sagt Schlüter. Die Räumungen der Wohnungen hatte er für Ende Mai angekündigt, in einem weiteren Fall stehe ein Urteil noch aus.

In dem Viertel in Bad Dürrenberg treffen zwei Kulturen aufeinander

In dem Wohnviertel treffen zwei Kulturen aufeinander. Während einige rumänische Familien nicht verstehen können, warum sich die Anwohner über den Lärm aufregen, wollen die Dürrenberger ihre Ruhe. Laut sei es geworden, weil die Kinder ständig Treppen rauf und runter rennen, die Haustüren im Winter offen stehen und in den Wohnungen ständig getrampelt wird.

Aber auch Müll auf den Straßen und Straftaten wie zerkratzte Autos seien regelmäßig in dem Viertel zu sehen, argumentieren die Anwohner.

All das sei nicht ausreichend, um einen Mietvertrag außerordentlich zu kündigen, hält Torsten Schlüter dagegen. „Leider haben wir bisher noch keinerlei Hinweise erhalten, die eine außerordentliche Kündigung aufgrund dieser Störungen gerechtfertigt hätten. Insbesondere sind sämtliche Beschwerden nicht ,gerichtsfest’, sie sind also alle nicht geeignet, eine solche Kündigung vor Gericht durchzusetzen und in ein Räumungsurteil umzusetzen.“

Ärger mit rumänischen Nachbarn in Bad Dürrenberg: Von Anwohnern geführte Listen reichen nicht für außerordentliche Kündigungen aus

Die betroffenen Nachbarn würden nicht einmal solche Informationen, die für eine fundierte, rechtswirksame Abmahnung benötigt würden, liefern. Listen, wie sie einige Anwohner über Monate geführt haben, seien nicht ausreichend.

Unterdessen hatte Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) mitgeteilt, dass er die Information vom Eigentümer habe, dass alle Familien bis auf zwei die Wohnungen verlassen müssten.  Diese deckt sich jedoch nicht mit den Aussagen Schlüters. (mz)