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Forum in Bad Dürrenberg Bad Dürrenberg: Rumänen sorgen für Unmut bei Anwohnern

Von Melain van Alst 16.02.2017, 07:39
Schätzungsweise über 200 Menschen waren zur Bürgerversammlung gekommen. Auf dem Podium saßen unter anderem die Regionalbereichsbeamten sowie Bürgermeister Christoph Schulze (r.).
Schätzungsweise über 200 Menschen waren zur Bürgerversammlung gekommen. Auf dem Podium saßen unter anderem die Regionalbereichsbeamten sowie Bürgermeister Christoph Schulze (r.). Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Lärmbelästigung, Sachbeschädigung, Diebstähle, Verschmutzung und Ordnungswidrigkeiten - die Liste der Vorwürfe ist lang. In drei Straßen in Bad Dürrenberg sind seit dem Frühjahr vergangenen Jahres 38 rumänische Staatsbürger gemeldet, die für Unruhe sorgen.

Zur Einwohnerversammlung am Dienstagabend waren die Anwohner der John-Schehr-Straße, Rudolf-Breitscheid-Straße sowie der Geschwister-Scholl-Straße eingeladen, um nicht nur ihrem Ärger Luft zu machen, sondern nach Lösungen zu suchen. Die Veranstaltung in der Turnhalle der Borlach-Sekundarschule wollte auch der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider für sich nutzen.

Bürgermeister Christoph Schulze spricht von „unzumutbaren Zuständen“ in Bad Dürrenberg

Eingeladen hatte die Stadt Bad Dürrenberg zu dieser Versammlung, da in den vergangenen Monaten 20 Beschwerdebriefe bei ihr eingangen seien, so Bürgermeister Christoph Schulze (CDU). Nicht ungefiltert übernehme man die Berichte der Anwohner.

Doch nach Abzug aller Übertreibungen „glaube ich es nicht nur, ich weiß, dass die Beschwerden berechtigt sind“, sagte Schulze einleitend zu den über 200 Menschen. Er halte es für „unzumutbare Zustände“, die nicht hinnehmbar seien.

Anwohnerin berichtet von schlaflosen Nächten

Neben der Stadt und dem städtischen Ordnungsamt waren eine Vertreterin des Kreisordnungsamtes sowie die Regionalbereichsbeamten auf dem Podium. Trotz Einladung war ein Vertreter des Eigentümers, der Firma Algo Bau und Boden, jedoch nicht erschienen. „Sie haben nicht einmal auf die Einladung reagiert“, erklärte Schulze.

Mit Protokollen und Dezibelmessungen hat eine Anwohnerin für den Eigentümer dokumentiert, was sie täglich erlebt. „Der Lärmpegel liegt in der Regel zwischen 42 bis zu 78 Dezibel“, erklärte sie. Zum Vergleich, ein Presslufthammer oder ständiges Telefonklingeln entspricht 80 Dezibel. Für sie seien vor allem die nächtlichen Ruhestörungen zum Problem geworden, da sie nicht mehr schlafen könne. Und wenn sich nichts ändere: „Dann bleibt mir nach 47 Jahren nur der Auszug aus unserer Eigentumswohnung, um gesund zu werden.“

Ärger in Bad Dürrenberg: Berichte von Spuckattacken auf Senioren und demolierten Autos. 

Andere berichteten davon, dass ältere Anwohner bespuckt, dass Autos beschädigt oder gar als „Klettergerüst“ benutzt werden. Auch wollen Anwohner gesehen haben, wie Tiere auf Balkonen geschlachtet und ausgenommen wurden und auch in Treppenhäuser uriniert worden sei.

Darüber hinaus sollen mehr Menschen, die sich offenbar selber als „Zigeuner“ bezeichnen, in den Wohnungen leben, als dort gemeldet sind.

27 Verstöße wurden der Stadt Bad Dürrenberg gemeldet - und alle nicht bezahlt

Insgesamt 27 Verstöße gegen die Verkehrsordnung sind der Stadt bekannt, bezahlt worden sind sie aber nicht, so der Bürgermeister. Auch die Möglichkeit, die Forderung bis zur „Erzwingungshaft“ zu verfolgen, werde nun geprüft. Wenn Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten auffallen, sollten sie angezeigt werden, riet zudem der Regionalbereichsbeamte. „Ich bin auf ihre Hilfe angewiesen“, sagte er. Nur mit Anzeigen und Zeugenaussagen könne die Polizei Straftaten zweifelsfrei nachweisen. So riefen Stadt und Polizei auf, alle Verstöße zu melden.

Kritische Stimmen aber auch Aufruf zu Dialog mit Sinti und Roma

Stimmen, die sich für einen Dialog mit den rumänischen Anwohner stark machten, waren dagegen rar. Eine Frau, die fragte, ob man die Rumänen zu der Versammlung eingeladen habe, bevor man über sie richte, quittierte Bürgermeister Schulze: „Auch sie haben eine Einladung in deutscher Sprache erhalten.“ Und der Beitrag einer jungen Frau, die dazu aufrief, lieber ins Gespräch zu kommen und Probleme anzusprechen, wurde nur von Gemurmel begleitet.

Als die Versammlung schon fast vorbei war, ergriff Hans-Thomas Tillschneider (AfD) doch noch das Wort und bedankte sich dafür, dass ihm die Bürger wieder Argumente gegeben hätten, die er auf höherer politischer Ebene verwenden könne.

Er sagte jedoch, dass das Problem nicht auf kommunaler, sondern europäischer Ebene zu lösen sei. Er, der selbst Rumäne sei, erklärte, dass man die Sinti und Roma nicht verändern könne und sie in Rumänien in ihren Vierteln bleiben sollten. Sein Vorstoß wurde teils von einigen Zwischen- und Buh-Rufen begleitet. (mz)