Restaurant "Mangal" in Dessau Restaurant "Mangal" in Dessau: Würziges am Grillspieß

Dessau/MZ - Immer wieder Bratwurst. Nein, das muss nicht sein. Die Grillsaison kann auch anders beginnen - vielfältiger. Das neue Restaurant „Mangal“ in Dessau zeigt, was außerdem möglich ist.
Gürcan Gönen und sein kleines Team bringen Grill- und andere Spezialitäten vom Bosporus auf den Tisch. Es ist Fleisch in x-Variationen, aber auch Gemüse und zuweilen Fisch. Mancher fühlt sich an seinen Türkei-Urlaub erinnert. Andere suchen einfach mal die kulinarische Abwechslung. Die Nachfrage, gerade an freien Tagen, ist entsprechend groß. Kein Wunder, die gastliche Grill-Stätte befindet sich in bester Lage. Auswärtige suchen vielleicht nach der Zerbster Straße Nummer 8. Einheimische wissen natürlich besser Bescheid: Das „Mangal“ liegt schräg gegenüber vom Rathaus, quasi in Dessaus guter Stube. 40 Plätze sind rasch besetzt. Reservierung lohnt. Sicher ist sicher.
Adresse:
Zerbster Straße 8, 06844 Dessau
Kontakt:
Telefon 0340/532 906 85
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 9 bis 22 Uhr,
Grillspezialitäten ab 11 Uhr
Angebote:
Inegöl Köfte 12,10 Euro,
Vegetarischer Grill-Teller 11,90 Euro,
Hauswein (0,25) 3,20 Euro
Selbstbewusst und zuvorkommend beim Empfang, zeigen die Gastgeber sogleich Flagge: Der Raum rund um den großen Grill erstrahlt in frischem Weiß und kräftigem Rot. Es sind die Nationalfarben der türkischen Heimat. Ein angenehm würziger Duft schwebt in der Luft. Dunkle Möbel, kombiniert mit allerlei Kerzen und entsprechender musikalischer Beschallung, da kann durchaus ein Hauch von Orient aufkommen. Tischgespräche dürfen so Basar-Lautstärke erreichen. Der Unterschied zu der manchmal betulichen einheimischen Gastronomie ist offenkundig und auf alle Fälle ein Erlebnis.
Die Speise- und Getränkekarte passt dazu. Man konzentriert sich auf das Wesentliche. Obwohl überschaubar, braucht man eine Weile, um sich in die türkischen Begriffe „einzulesen“. Der Kellner erweist sich glücklicherweise als auskunftsfreudig und erklärt gern und wortreich. Es bleibt aber eine Auswahl mit Überraschungseffekt. Das muss jedoch überhaupt nicht verkehrt sein, wie sich später herausstellt. Später - das ist freilich ein relativer Begriff. Etwas Zeit sollten die Gäste schon mitbringen. Damit ist zumindest bei türkischen Freunden wenigstens eine Spanne von ein bis zwei Stunden gemeint. Keine Frage, wer nicht mindestens drei Gänge bestellt, verpasst bestimmt etwas.
Köfte nach Art des Hauses
Wer will, kann sich sein Stück Fleisch, das dann sogleich an den Grillspieß kommt, an der Kühltheke selbst aussuchen und dem Grillmeister dann bei der Arbeit zusehen. Traditionell und erprobt ist die Entscheidung für die türkische Frikadelle - Köfte genannt. Hackfleischröllchen aus Lamm- und Rinderhack, durch Kümmel, Koriander und Paprika kräftig im Geschmack. Denk- und machbar sind Köfte jedoch in allen möglichen Varianten. Insgesamt soll es knapp 300 Köfte-Sorten geben, also eine Wissenschaft für sich. Da hilft nur probieren. Das geht auch in Dessau über studieren. Die vergleichsweise milde Variante im „Mangal“ erinnert ein wenig an Cevapcici, zu DDR-Zeiten für Bulgarien-Urlauber der kulinarische Balkan-Hit schlechthin. Übrigens, auch Vegetarier kommen in der türkischen Grillküche auf ihre Kosten. Nur zehn Minuten dauert es beispielsweise, bis der leicht salzige Grill-Käse Halloumi schön angebräunt ist. Dazu finden sich noch Paprika und Champignons auf dem Spieß ein. Die Zubereitung der Marinade, heißt es, bleibt in diesem Fall ein Geheimnis des Hauses.
Vor dem Hauptgang empfiehlt Restaurantfachfrau Tina Winter, die den türkischen Betreiber unterstützt, aber eine der landestypischen Suppen. Rote Linsensuppe für vier Euro - die Mercimek Corbasi - ist türkischer Standard, aber im Moment bei den Dessauern gerade der Renner. Wer etwas Deftiges erwartet, wundert sich. Ihr Geschmack ist nämlich ausgesprochen zart, fast schon Schonkost für empfindsame Gaumen. Wie ist das möglich? Ganz simpel. In der Küche werden die Linsen ziemlich intensiv gewaschen, bis nur noch wenig Stärke enthalten ist. Das ist überhaupt das Wichtigste. Denn sonst, erfährt der neugierige Gast, würde am Ende nicht Suppe, sondern Brei entstehen. Das wäre ein echtes Problem. Denn serviert wird in der Tasse. Die Suppe darf, so ist die Landessitte, also auch in kleinen Schlucken getrunken werden. Kartoffel, Karotte, Zwiebel und Knoblauch kochen immer gleich mit im Topf. Butter, Tomatenmark und Kräuter runden nach einer Zubereitungszeit von gut einer halben Stunde das Ganze am Ende ab. Und dass dabei frisch gebackenes Fladenbrot auf dem Tisch steht, ist hier im „Mangal-Restaurant“ selbstverständlich.
Knusprige Lavash
Das Backwerk heißt türkisch Lavash. Mehl, Salz, etwas Milch und Wasser - nach 20 Minuten in der Pfanne (ohne Fett!) ist es bereits fertig. Dieses Brot ist besonders dünn. Heiß kann man es sogar rollen wie einen Eierkuchen, abgekühlt knuspert es. Lavash schmeckt auch gut zu Kisir - kurz übersetzt als Bulgursalat (4,50 Euro), was nichts anderes ist als ein .Hinweis auf den wichtigsten Bestandteil: Bulgur, ein Hartweizen und das Nahrungsmittel Nummer eins im vorderen Orient. Man kann ihn wie Reis kochen, aber auch in Wasser einweichen und kalt servieren. Es ist alles einfacher als man vielleicht denkt. Doch entscheidend sind die Gewürze, die einen bekömmlichen, jedoch unbeschreiblichen Mix erzeugen. Olivenöl und Zitronensaft bilden wohl die Basis dieses geheimnisvollen Gemischs. Hinzu kommen winzig klein geschnittene Zwiebel, fein gehackte Peperoni, Petersilie, Minze oder auch etwas Chili. Das muss man probieren!
Das dürfte auch für die täglich wechselnden Desserts zutreffen. Bei türkischem Milchreis mit Quitte, Safran und Granatapfel zum Beispiel könnte man zum Wiederholungstäter werden. Pistazien, Mandeln, Pinienkerne und Rosinen können aus dieser in hiesigen Gefilden doch eher schlichten Speise ein Geschmackserlebnis der besonderen Art zaubern.
Nicht ganz so glücklich dürften Weinliebhaber über die Offerte im „Mangal“ sein. Der Grund: Das Angebot, wenn es auch preisgünstig ist, fällt schmal aus. Nur ein Hauswein aus der Türkei - wieso denn das? Das ist eine vertane Chance. Schließlich stehen nicht alle Gäste auf Raki-Anisschnaps, das hochprozentige Nationalgetränk der Türken.
