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Reiner Haseloff wird 60 Reiner Haseloff wird 60: Ministerpräsident Katholik und Rock-Fan

Von Stefanie Hommers 18.02.2014, 19:22
Ministerpräsident Reiner Haseloff feiert am Mittwoch seinen 60. Geburtstg.
Ministerpräsident Reiner Haseloff feiert am Mittwoch seinen 60. Geburtstg. KLITZSCH/ARCHIV Lizenz

Wittenberg/MZ - „Er ist ein Kunde wie jeder andere“, sagt Frances Krüger. Wenn die Friseurmeisterin zur Schere greift, um Reiner Haseloff einen frischen Schnitt zu verpassen, ist sie konzentriert bei der Sache. Seit der Eröffnung ihres Salons vor fünf Jahren besucht der Ministerpräsident, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, regelmäßig die „Etwas andere Haarschneiderei“ in Wittenberg. Alle drei Wochen komme er zu ihr. Nicht zu kurz dürfe es werden und „die Frisur muss immer gleich aussehen“.

Während die Friseurin ihrem Handwerk nachgeht, merkt sie schnell, ob ihr Kunde gerade zu einem Gespräch aufgelegt ist. Natürlich rede man auch schon einmal über Politik - zum Beispiel über Mindestlöhne im Friseurhandwerk, sagt Frances Krüger, aber oft drehe sich das Gespräch um alltägliche, private Dinge. Eine ganz große Rolle spielten die Enkelkinder. „Reiner Haseloff ist ein absoluter Familienmensch.“

Dem Familienleben Raum zu schaffen, Privatsphäre zu bewahren ist harte Arbeit angesichts des prall gefüllten Terminkalenders eines Ministerpräsidenten. Dass der in Bülzig bei Wittenberg geborene Katholik in seiner Heimatstadt bis heute verwurzelt ist, hilft, ein Stück Normalität zu bewahren. Die Wege sind kurz, das Terrain so vertraut wie die Menschen.

"Wir haben gemeinsam Partys gefeiert, Musik gehört - und uns darüber gestritten."

„Ein schnellkräftiger Typ“, beschreibt ihn Erhard Kurz knapp. Der langjährige Trainer beim SC Chemie Halle kennt Haseloff aus Schulzeiten. An der EOS „Philipp Melanchthon“ unterrichtete Kurz in den 60er Jahren Sport und hat seinen Schüler als außerordentlich leistungsstarken Menschen in Erinnerung. Beim Weitsprung habe er fast sechs Meter geschafft, erzählt Kurz. Und auch in allen anderen Fächern sei er ein sehr guter Schüler gewesen. Dass Haseloff eine politische Karriere einschlagen würde, habe er damals nicht ahnen können.

Auch Michael Sandau hatte keine derartigen Vorahnungen, als die beiden sich auf ihr Abitur vorbereiteten. Haseloff habe sich nicht anders verhalten als alle anderen in der jugendlichen Sturm- und Drangzeit. „Wir haben gemeinsam Partys gefeiert, Musik gehört - und uns darüber gestritten. Ich war Stones-Fan und er schwärmte für CCR“. Sandau ist seiner alten Schule immer noch verbunden. Er ist heute Schulleiter des Luther-Melanchthon-Gymnasiums.

Vor zwei Jahren habe er ein Klassentreffen organisiert, zu dem auch Haseloff kam. Dass es etwas Besonderes sei, einen Regierungschef in seinen Reihen zu haben, wehrt er ab. „Da war er nicht der politische Funktionsträger, sondern einfach ein Klassenkamerad“. Und das sei richtig und wichtig.

"Der Glaube verbindet uns."

„Man unterschätzt häufig, wie wichtig es für Menschen ist, die politisch im Rampenlicht stehen, nicht nur in dieser Rolle wahrgenommen zu werden“, unterstreicht Nikolaus Särchen, Chefarzt der Psychiatrie an der Wittenberger Bosse-Klinik. Er wisse, wie wichtig es Reiner Haseloff sei, private Ruhezonen zu haben.

Einer dieser Rückzugsräume ist die Pfarrei St. Marien. Beide Männer kennen sich seit vielen Jahren aus der katholischen Kirchengemeinde. „Der Glaube verbindet uns“, sagt Särchen. Neben dem Engagement in der Gemeinde teilen die beiden Männer eine weitere Passion: Sie sind Ritter. Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist ein päpstlicher Orden in der katholischen Kirche. Er sieht sich der Verteidigung der Rechte der Kirche und der Freiheit der Religionsausübung, der Förderung der Ökumene, dem Schutz ethnischer Minderheiten sowie den Bemühungen um Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet. Der Schwerpunkt der Arbeit konzentriere sich auf die Unterstützung der Christen im Heiligen Land, sagt Särchen. Die Hilfe kommt unter anderem Pfarreien, Kindergärten und Altenheimen zugute.

Konfessionsübergreifendes Engagement ist aber auch und gerade in Wittenberg ein Thema. An Luther kommt keiner hier vorbei. Kein Problem, findet Gabriele Haseloff. Nicht nur, dass zum heimischen Haushalt seit der Kunstaktion von Ottmar Hörl neben Einsteinbüste und Papstporträt auch eine bronzene Lutherskulptur gehört. „Mein Mann besitzt zudem zahlreiche Luther-Bibeln.“ Überhaupt sei Lesen eine seiner großen Leidenschaften. Da die Zeit für dieses Hobby mehr als knapp geworden ist, gibt es im Hause Haseloff Teamwork. Er ist für die naturwissenschaftlichen und philosophischen Werke zuständig, sie liest Romane - und fasst die wesentlichen Dinge für ihren Mann zusammen.

Regelmäßiges Skypen mit den Enkeln in Bayreuth

Seit 38 Jahren sind Gabriele und Reiner Haseloff verheiratet. Zwei Kinder und vier Enkel gehören zur Familie - und wann immer es möglich ist, verbringen sie Zeit miteinander. Da einer der Söhne samt Familie in Wittenberg lebt, sind auch hier die Wege kurz.

Mit den in Bayreuth lebenden Enkeln wird regelmäßig geskypt und mindestens einmal pro Jahr treffen sich die Haseloffs zu einem Wochenendausflug. „Auch wenn es terminlich manchmal schwierig ist, behalten wir diese Tradition bei“, sagt Gabriele Haseloff, „das letzte Mal ging es nach Wernigerode.“ Und mit viel Glück gelingt es Gabriele Haseloff auch schon mal, einen ganz privaten Konzertbesuch zu organisieren. Zuletzt waren sie in Leipzig – nein, nicht bei CCR. Die Wahl fiel auf Status Quo.