1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Prozess: Prozess: Zeugin berichtet über die letzten Stunden von Stefanie

Prozess Prozess: Zeugin berichtet über die letzten Stunden von Stefanie

Von Annette Gens 23.11.2005, 12:58

Dessau/MZ. - Im Saal 18 des Dessauer Landgerichts wurde am Mittwoch die Zeit zurückgedreht. Melanie P., eine Freundin der ermordeten DessauerGymnasiastin, berichtete über die letzten Stunden mit Stefanie am 27. Mai. Demnach fuhren die Mädchen am frühen Abend jenes Tages mit ihren Rädern zu einer Schulveranstaltung.

Gegen 23 Uhr schauten sie in einem Jugendtreffim Dessauer Norden vorbei. Später brachteMelanie ihre Freundin von dem Gedanken ab,weiter zu ziehen. Kurz nach Mitternacht warjede für sich nach Hause gefahren. "Stefaniewar eine meiner besten Freundinnen", sagtedie 19-Jährige, den Tränen nahe.

Den gleichen Zeitsprung vollzog die 6. Strafkammerdes Landgerichts am Mittwoch mit den Freundendes Andy R., Nachbar von Stefanie S.. Ihmwird vorgeworfen, die 17-Jährige in jenerNacht getötet zu haben. Nach den Zeugenaussagentrank Andy R. mit anderen vor einem Geschäftund später in einer Wohnung Mixgetränke undkiffte. Er sei ziemlich betrunken gewesen.Eine Porno-DVD soll herumgereicht worden sein.Und Andy R. habe versucht, mit einem Mädchenanzubändeln.

Die letzten, die den Angeklagten vor seinerRückkehr nach Hause sahen, könnten vier Jugendlichegewesen sein, die ihn gegen Mitternacht unweitseiner Wohnung antrafen. Einer dieser Männerwill Andy R. ein bis zwei Stunden später,vermutlich nach der Tat, "aufgewühlt mit erschrockenemGesichtsausdruck" gesehen haben. Festlegenkönne er sich nicht.

Was nach Mitternacht im Keller des Wohnhausesvon Stefanie S. geschah, zeichnete StaatsanwältinHeike Kropf in der Anklage nach. Als StefanieS. zu Hause ihr Rad in den Keller brachte,soll sie Andy R. beim Aufbrechen eines Kellersertappt haben. Nach den Ermittlungen schlugder Angeklagte das Mädchen, fügte ihr unteranderem eine Platzwunde zu. Der Angeklagtesoll sie dann mit einem Fahrradspanngurt erdrosseltund sich anschließend an ihr vergangen haben.Andy. R. schweigt zu diesen Vorwürfen.

Der Angeklagte und sein Verteidiger Sven Tamoschusversuchten, eine Einstellung des Prozesseszu erwirken. Die Vorwürfe richten sich vornehmlichgegen den psychiatrischen Gutachter. AndyR. sei, so Tamoschus, vor und während dessenBegutachtung die Möglichkeit genommen worden,sich mit seinem Verteidiger zu beraten. DieUntersuchung sei dramatisch verlaufen. DieVerteidigung lehnte den Gutachter wegen Befangenheitab. Das Gericht hat über diesen Antrag nochnicht entschieden.