1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Prozess wegen Mord in Halberstadt: Prozess wegen Mord in Halberstadt: 26-Jähriger soll "wie von Sinnen" gewesen sein

Prozess wegen Mord in Halberstadt Prozess wegen Mord in Halberstadt: 26-Jähriger soll "wie von Sinnen" gewesen sein

23.07.2013, 12:46
Der Angeklagte Stanley H. (26, r) sitzt Landgericht in Magdeburg. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, seine Ex-Freundin in Halberstadt erwürgt zu haben.
Der Angeklagte Stanley H. (26, r) sitzt Landgericht in Magdeburg. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, seine Ex-Freundin in Halberstadt erwürgt zu haben. ZB Lizenz

Magdeburg/dpa - Eine gescheiterte Beziehung, Versöhnungssex und dann ein tragisches Ende: An einem kalten Februartag stirbt auf einem Baumarkt-Parkplatz in Halberstadt (Harzkreis) eine Frau. Sie wurde erwürgt. Der Täter ist der Ex-Freund der 26-Jährigen. Er hatte gestanden, seine ehemalige Partnerin im Streit getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen Totschlags angeklagt. Seit Dienstag sitzt er im Landgericht Magdeburg auf der Anklagebank.
Der schmächtige 26-Jährige, der in Erlabrunn in Unterfranken (Bayern) geboren wurde, ist laut Anklage nur vermindert schuldfähig. Er soll an einer Persönlichkeitsstörung leiden. Ungewöhnlich an seiner Tat: Er hatte die Tote neben sich ins Auto gesetzt, zugedeckt und war mit ihr durch die Gegend gefahren. Stundenlang. Erst in seinem Wohnort Maintal in Hessen stellte er sich der Polizei - nach einer fast 400 Kilometer langen Fahrt durch die Dunkelheit.
Aus Sicht von Oberstaatsanwältin Eva Vogel hat sich das Geschehen am Nachmittag des 10. Februar wie folgt abgespielt: Der Angeklagte, damals 25 Jahre alt, trifft seine Ex-Freundin in Halberstadt zu einer Aussprache. Sie schlafen miteinander. Dann gibt es Streit über eine neue Zukunft als Paar. Der junge Mann attackiert daraufhin die Frau auf dem Beifahrersitz und würgt sie mit beiden Händen.

Mutter der Toten brach immer wieder in Tränen aus

Es sei ihr gelungen, aus dem Auto zu kommen. Auf dem Parkplatz habe er sie überwältigt, zu Boden gerungen und getötet. „Wegen seiner Persönlichkeitsstörung kommt die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus in Betracht“, sagte Vogel.
Der gelassen wirkende Angeklagte schwieg während des ersten von fünf Prozesstagen. Er ließ sich fotografieren und filmen, schaute stumm auf die vor ihm liegenden Akten und schüttelte hin und wieder vorsichtig den Kopf. Über seinen Verteidiger ließ er mitteilen, er werde sich später zu Tat und Person äußern.
Die Mutter der Toten tritt in dem Verfahren als Nebenklägerin auf. Mit einem kleinen Stoff-Elch in der Hand saß sie dem Angeklagten gegenüber - und brach immer wieder in Tränen aus.
Die Strafkammer um den Vorsitzenden Richter Dirk Sternberg hörte zunächst die Schilderungen hessischer Kriminalbeamter. Ihren Aussagen zufolge habe der 26-Jährige in einer ersten Vernehmung ausgesagt, „wie von Sinnen“ gewesen zu sein. „Er sagte, er hatte einen kompletten Ausraster“, sagte ein Beamter. Der Körper des Angeklagten sei voller Schürfwunden und Schwellungen gewesen. „Es muss ein heftiges Gerangel mit dem späteren Opfer gegeben haben.“ Aber warum war er mit der Leiche bis nach Hessen gefahren? Er habe sie bei sich haben wollen, soll er bei der Polizei gesagt haben.
In dem Fall soll zunächst bis 2. September verhandelt werden. Das Gericht will 14 Zeugen und drei Sachverständige hören. Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt.