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Oschersleben Oschersleben: Nach Tod eines Jungen sucht Polizei den Teichbesitzer

Von Ralf Böhme 03.03.2013, 18:33
In Oschersleben (OT Andersleben) Kind verstirbt nach Fall in einen Teich.
In Oschersleben (OT Andersleben) Kind verstirbt nach Fall in einen Teich. Jan Helmecke Lizenz

Oschersleben/MZ. - Der tragische Tod eines Siebenjährigen, der am Sonntag in der Nähe von Oschersleben (Bördekreis) ins Eis eingebrochen und später gestorben war, gibt der Polizei ein Rätsel auf. Die Unklarheiten ranken sich vor allem um das offenbar auf keiner Karte eingezeichnete Gewässer. Es soll sich, wie am Montag bekannt wurde, auf einem ehemaligen Deponie-Gelände befinden.

Kein Kontakt zum Eigentümer

Der Betrieb ruht bereits seit Mitte der 1990er Jahre. Damals ging das Unternehmen in Insolvenz. Seitdem blieb das Gelände, wie Augenzeugen aus der Nachbarschaft bestätigten, weitgehend sich selbst überlassen. Wer das Objekt, das an der B 246 liegt, möglicherweise aus der Insolvenzmasse erwarb, ist nicht bekannt. Erst der Abgleich mit Ämtern und Behörden führte die Ermittler Montagnachmittag auf die Spur eines Mannes aus Magdeburg. „Wir haben leider keinen Kontakt zum Eigentümer“, so ein Sprecher der Polizei.

Mögliche Pflichtverletzung

Hintergrund der Untersuchung ist der Verdacht auf mögliche Pflichtverletzungen, so Polizeisprecher Joachim Albrecht vom zuständigen Revier in Haldensleben. So müsse die Polizei mit Hilfe des Eigentümers klären, wie das Gewässer überhaupt entstanden ist. Bislang kann davon ausgegangen werden, dass der Teich möglicherweise früher ein Löschwasserbecken gewesen ist. Dafür spricht, dass Boden und Wände des Erdloches mit dicker Folie ausgelegt sind. „In diesem Falle hätte die Anlage aber sicher abgesperrt werden müssen“, so eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes in Halle. Der vorgeschriebene Zaun soll dann mindestens 1,25 Meter hoch sein. Auch ein verschließbares Tor und Warnschilder seien in den Vorschriften vorgesehen.

Siebenjähriger wollte helfen

Zur besonderen Tragik des tödlichen Unglücks trägt bei, dass der verlassene Teich nur vergleichsweise klein und mit reichlich zwei Metern auch nicht extrem tief ist. Polizisten vor Ort sprechen von einem drei mal vier Meter großen Erdloch voll Wasser. Zunächst war dort ein Fünfjähriger eingebrochen. Danach fiel der Siebenjährige, der ihn heraus ziehen wollte, selbst ins Wasser.

Dass die Uferbereiche mit extrem rutschiger Folie abgedeckt worden sind, erwies sich bei den Bergungsversuchen als vielleicht größter Nachteil. Wer auch immer helfen wollte, lief dabei Gefahr, in das eisige Wasser zu stürzen und nicht wieder heraus zu kommen.

Ähnlicher Fall in Coswig

Ähnlich schwierig verliefen Rettungsversuche Mitte Januar in Coswig (Landkreis Wittenberg). Dort war auch ein Kind auf dem dünnen Eis eines Löschwasserteiches eingebrochen und ertrunken. Einsatzkräfte brauchten damals mehr als eine Stunde, um den leblosen Körper an das gleichfalls von Folie bedeckte Ufer zu bringen.

Unfallort
Unfallort
MZ/VOLLMER Lizenz