OB-Amt in Magdeburg OB-Amt in Magdeburg: Kandidat mit Glücksschwein
Magdeburg/MZ. - Der Blick für die Realität blieb ihm dann doch erhalten. "Ganz so toll wird das Ergebnis sicher nicht", ahnt Hans-Jörg Beyerling. Die Skepsis scheint angebracht, denn es gilt als eher unwahrscheinlich, dass ausgerechnet die Freie Wählergemeinschaft (FWG) nach der Wahl am 6. Mai in Magdeburg den Oberbürgermeister stellen wird. Beyerling jedoch lässt sich nicht schrecken und wirbt mit ungewöhnlichen Mitteln um die Gunst der Elbestädter. "Klickt mich, mehlt mich, wählt mich..." fordert er die Besucher seiner Internet-Seite augenzwinkernd auf.
Ein Programm hat der 39-jährige Familienvater nicht zu bieten, dafür aber tiefe Einblicke in sein Seelenleben. Zitat aus seinem Online-Tagebuch: "Ich brauche auch einen Anzug. Oder ein Sakko? Sozusagen ein Kostüm. Der Wahlkampf fällt ja in die Faschingszeit." Und Beyerling setzt auf Flexibilität. Weil seine leger-zottelige Frisur vielleicht nicht jedermanns Sache ist, präsentiert er im Internet gleich Alternativen: Kurzhaarschnitt, Fönwelle, gescheitelt, flippig oder punkig. Für welche Variante er sich im Falle seiner Wahl zum Stadtoberhaupt entscheiden würde, bleibt allerdings ungeklärt.
Dass ihn eine Wahlniederlage aus der Lebensbahn werfen könnte, steht nicht zu befürchten. Schwein hat er schließlich immer - im wahrsten Sinne des Wortes: Im neu gebauten Haus im Magdeburger Nordwesten wohnen neben Ehefrau Kathrin und den drei Kindern Nono und Loller. Die beiden Mini-Pigs haben bei den Beyerlings den selben Status wie in anderen Familien der Kater Mohrle oder Wellensittich Hansi. Und Konrad, das dritte Miniaturschwein der Familie, hat es sogar zum TV-Akteur im Big-Brother-Container gebracht.
Mit ihren grunzenden Haustieren nehmen es die Beyerlings durchaus ernst. "Wir sammeln Schweine aus Plüsch und Plastik," erzählt der Hausherr, "und wir haben schon etwas mehr als 600." Nono und Loller sind gewissermaßen der lebendig quiekende Ausdruck einer besonderen Liebe zu den rosafarbenen Glücksbringern. Während die Nachbarn mit Dackel Waldi zur Gassi-Runde aufbrechen, führt Kathrin Beyerling eben kleine Schweine an der Leine durch Wohngebiet und findet das "eigentlich völlig normal".
Ähnlich sieht ihr Mann seine OB-Kandidatur. Immer wieder ist er in den vergangenen Wochen gefragt worden, ob er sich ernsthaft Chancen ausrechne, von den Bürgern zum Stadtoberhaupt gekürt zu werden. "Ich trete an und will natürlich auch gewinnen", sagt Hans-Jörg Beyerling selbstbewusst.
Trotz einer gewissen Originalität der Online-Kampagne ist die Resonanz eher bescheiden. Das Gästebuch gähnt regelrecht vor Leere. Der OB-Kandidat nimmt´s gelassen, denn eines hat er bei den "richtigen" Politikern schon abgeschaut: "Es gibt nie Verlierer. Man muss negative Wahlergebnisse nur richtig kommentieren."