Neue Kreise in Sachsen-Anhalt Neue Kreise in Sachsen-Anhalt: Böhmer nennt die Reform gelungen
Magdeburg/dpa. - Die in Fläche und Einwohnerzahl deutlich größeren Kreise sollen mit schlankeren Verwaltungen handlungsfähiger werden und Geld sparen. InHalberstadt feierten am Wochenende 10 000 Menschen die Fusion von drei Kreisen zum neuen Harzkreis. Durch die Fusion der Kreise Halberstadt, Wernigerode, Quedlinburg und der Stadt Falkenstein entstand mit 250 000 Einwohnern der größte Kreis Ostdeutschlands.
«Ziel der Reform war die Herstellung leistungsstarker undzukunftsfähiger Strukturen», sagte der Ministerpräsident bei demFestakt in der neuen Kreisstadt Halberstadt am Sonntag. Angesichtsdes Bevölkerungsrückgangs und knapper werdender Gelder gehe esdarum, «die Fähigkeit der Landkreise, ihre Aufgaben im Interesse dervor Ort lebenden Menschen wirtschaftlich und effizient zu erledigen,auch zukünftig zu gewährleisten. Das ist uns gelungen.»
In Halberstadt feierten um Mitternacht hunderte Menschen den neuenHarzkreis mit einem Feuerwerk. «Die Fusion bietet jetzt dieMöglichkeit, bisher auseinander laufende Aktivitäten zur Vermarktungder Region zu konzentrieren. Der Harzkreis hat gute Chancen, sich inden kommenden Jahren zu einem dynamischen Wirtschafts- undWissenschaftsstandort in einer Tourismusregion mit einem hohenLebensstandard zu entwickeln», sagte Böhmer.
Höhepunkt der Feierlichkeiten sollte ein gemeinsamer Gottesdienstam Sonntagabend sein. Rund 200 Sänger der Kirchenchöre aus den altenKreisen wollten gemeinsam die Fusion feiern, sagte StadtsprecherinUte Huch. Umrahmt wurde die zweitägige Feier von zahlreichenShowdarbietungen und einem bunten Musikprogramm. Sie stand unter demMotto «Aus Drei wird Eins - Gemeinsam sind wir stark».
In seiner Festrede ging Böhmer auch auf den Überfall vonRechtsextremisten auf Mitglieder einer Halberstädter TheatergruppeMitte Juni ein. «Wir werden nicht zulassen, dass rechtsextremistischeGewalttäter das Bild unseres Landes im In- und Ausland prägen», sagteder Ministerpräsident. Neben repressiven Maßnahmen sei aber auch diePrävention wichtig. «Rechtsextremismus zu bekämpfen kann nichtausschließlich eine Aufgabe der Politik, Justiz oder Polizei sein.»Die gesamte Zivilgesellschaft sei gefordert, entschlossen undkompromisslos gegen jede Form des Rechtsextremismus, derFremdenfeindlichkeit und der politisch motivierten Gewalteinzutreten.
Neben den Kreisen gibt es weiterhin die drei kreisfreien StädteMagdeburg, Halle und Dessau, wobei die Bauhausstadt mit dembenachbarten Roßlau fusioniert ist. Der neue Stadtrat von Dessau-Roßlau besiegelte den Zusammenschluss mit einer konstituierendenSitzung. Dabei wurde Klemens Koschig (parteilos) zum neuenOberbürgermeister ernannt.
Beschlossen wurde die Kreisreform im Oktober 2005 vom Landtag.Ziel ist es, mit schlankeren Verwaltungsstrukturen zumindestmittelfristig Geld zu sparen. Die neuen Landkreise entstandenweitgehend durch Fusion bestehender Kreise. Der Altkreis Anhalt-Zerbst wurde zerstückelt, seine Teile wurden drei neuen Kreisen sowieder Stadt Dessau angegliedert. Im Altmarkkreis Salzwedel, imLandkreis Stendal und den beiden kreisfreien Städten Magdeburg undHalle änderte sich nichts, hier bleibt es bei der bisherigenStruktur.
Die letzten Grundlagen zur Bildung der neuen Kreise wurden mit denKommunalwahlen am 22. April gelegt. Seinerzeit bestimmten die Bürgerdie neuen Landräte und die Zusammensetzung der neuen Kreistage. DieKreisreform ist bereits die zweite in Sachsen-Anhalt: Im Jahr 1994waren die Kreisstrukturen schon einmal geändert worden.