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Nach Krawallen in Leipzig Nach Krawallen in Leipzig: Polizei richtet Soko "Johannapark" ein

09.06.2015, 17:47
Vermummte haben unter anderem das Bundesverwaltungsgericht und das US-Konsulat in Leipzig angegriffen.
Vermummte haben unter anderem das Bundesverwaltungsgericht und das US-Konsulat in Leipzig angegriffen. dpa Lizenz

Leipzig - Die Polizei hat nach den Krawallen mutmaßlicher Linksautonomer in Leipzig eine Sonderkommission eingerichtet. In der Soko „Johannapark“ arbeiteten Kriminalbeamte des Staatsschutzes mit Ermittlern des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) zur Extremismusbekämpfung zusammen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Soko solle die Spuren auswerten, die nach dem Gewaltausbruch von rund 100 teils vermummten Randalierern am vorigen Freitag gesichert wurden. Mit Ermittlungsergebnissen sei erst in einiger Zeit zu rechnen.

Zum fünften Mal in diesem Jahr haben Vermummte in Leipzig randaliert. Eine Übersicht der Krawalle:

7. Januar:

Etwa 50 Vermummte greifen eine Polizeistation in Leipzig-Connewitz an. Sie werfen Flaschen, Steine und Farbbeutel. Zwei Polizisten in dem Gebäude bleiben unverletzt. Ein anonymes Bekennerschreiben bringt die Attacke in Zusammenhang mit dem Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh, der vor rund zehn Jahren unter ungeklärten Umständen in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte.

Rund 600 Randalierer versammeln sich in der Innenstadt. Hauswände werden mit Anti-Pegida-Schriftzügen besprüht. Am Amtsgericht werden 40 Fensterscheiben eingeworfen. Die Polizei geht davon aus, dass der zunächst ungeklärte, gewaltsame Tod eines Asylbewerbers in Dresden der Auslöser für die Krawalle war.

Rund 50 Vermummte randalieren vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft in Leipzig. Sie sprühen Parolen („Gegen Repression und Staat“) und ein Antifa-Zeichen an die Wand. Ein Bekennerschreiben im Internet bringt die „Spontandemo“ in Zusammenhang mit den Blockupy-Protesten in Frankfurt/Main.

Mutmaßlich linksextreme Angreifer versammeln sich vor der Ausländerbehörde im Technischen Rathaus der Stadt Leipzig. Sie zertrümmern 42 Fensterscheiben und sprühen den Schriftzug „#STOPASYLLAW“ auf die Fassade. Auf einer linken Internetplattform kursiert ein Bekennerschreiben, wonach die Attacke ein Protest gegen die Asylpolitik der Bundesrepublik sein sollte.

Rund 100 teils vermummte Randalierer laufen Richtung Bundesverwaltungsgericht. Sie zünden eine Barrikade aus Reifen an und werfen Molotowcocktails. Drei Polizeiautos werden demoliert. Mehr als 200 Steine fliegen, unter anderem auf das Gericht. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Randale eine Reaktion auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen beim G7-Gipfel waren.

Die Randale am Freitag waren der fünfte Fall dieser Art seit Jahresbeginn in Leipzig. Dabei waren unter anderem Scheiben des Bundesverwaltungsgerichts mit Pflastersteinen eingeworfen und Streifenwagen demoliert worden. Ein Verdächtiger wurde vorübergehend festgenommen. (dpa)