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MZ-Leser diskutieren WWM-Stolperfrage MZ-Leser diskutieren WWM-Stolperfrage: Würstchen in der Waschmaschine WM 66

Von Kerstin Metze 05.06.2014, 20:18
So sah die Waschmaschine aus dem Jahr 1966, kurz WM 66, aus.
So sah die Waschmaschine aus dem Jahr 1966, kurz WM 66, aus. privat Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Ob die Bundeskanzlerin mit der DDR-Waschmaschine WM?66 etwas anfangen konnte, bleibt vorerst ihr Geheimnis. Bislang hat keiner publik gemacht, ob Angela Merkel als Joker die Frage an den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach bei Günther Jauch hätte beantworten können (die MZ berichtete). Aber vielerorts und auch unter den MZ-Lesern wird seit der Ausstrahlung der Sendung „Wer wird Millionär“ vom Montag diskutiert: Wofür haben die ehemaligen DDR-Bürger das Haushaltsgerät außer zum Wäschewaschen noch benutzt?

Bei Jauch hatte es folgende Antwortmöglichkeiten gegeben: A - Heizstrom erzeugen, B - Obst einkochen, C - Staub saugen oder D - Westradio empfangen. Richtig wäre B - Obst einkochen - gewesen. Aber der Rheinländer Bosbach hatte die Segel gestrichen, als ihm Merkel, weil sie nicht ans Telefon ging, und auch Maybrit Illner nicht helfen konnten.

Maschine ohne Trommel

Zahlreiche Leser haben der MZ ihre Erinnerungen an die WM?66 geschildert, deren erstes Exemplar 1966 im VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg im Erzgebirge vom Band lief. „Jeder aus der ehemaligen DDR hätte die Antwort gewusst“, meinte Susanne Knothe aus Dessau. „Zumindest jeder ältere. Ich kann mich erinnern, dass meine Eltern, mit denen ich damals in Wittenberg wohnte, mit der WM 66 eingekocht haben. Bis zu neun Einweckgläser passten hinein.“

Iris Sichting weiß noch genau, dass sie, damals 20-jährig, sich die erste WM?66 im Jahr 1983 im Wohnheim in Schkopau angeschafft hat. „Und bald wurde darin nicht nur Wäsche gewaschen“, erzählte sie. „Weil das Gerät ja keine Trommel, sondern nur ein Wellrad hatte, eignete es sich hervorragend zum Wasserheißmachen auch für andere Zwecke.“

Sie habe - mangels anderer Einkochtöpfe - einfach ein Holzbrett auf das Wellrad gelegt, das Wasser erhitzt und so Kirschen und Erdbeeren in Gläsern eingekocht, berichtete Iris Sichting. Auf der Internetseite www.wellradwaschmaschine.de gebe es noch heute eine Anleitung zum Einwecken mit dem Gerät.

Wasser gab es genug

Aber nicht nur eingekocht worden ist mit der WM 66. Bei einer Diskussion auf der Facebook-Seite der Mitteldeutschen Zeitung schreibt Karl Naumann: „Wir haben Wasser für die Zinkbadewanne darin heiß gemacht.“ Allerdings habe die Kilowattstunde Strom da auch nur acht Pfennige gekostet.

Stephan Schneider erinnert sich, dass in dem Gerät auch Würstchen warm gemacht worden sind, und Petra Waage bezeichnet den Glühwein, der daraus genossen worden sei, als sehr lecker. Freilich sei viel Wasser verplempert worden, um die Maschine für den einen oder anderen Zweck sauber zu machen, hieß es in mehreren Wortmeldungen. Aber Wasser habe es genug gegeben. Fast zum Nulltarif.

Beim Versandhändler Ebay ist das Interesse an der Kultwaschmaschine seit der Jauch-Sendung gewachsen. Gestern gab es dort noch welche für 50 und 75?Euro. Szenekenner vermuten allerdings, dass die Oldtimer künftig an Sammlerwert gewinnen könnten.