1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Müllskandal: Müllskandal: Auf Deponie fehlte Kontrolle

Müllskandal Müllskandal: Auf Deponie fehlte Kontrolle

03.10.2008, 16:42

MAGDEBURG/MZ/MAB. - Und das, obwohl bereits im Jahr 2007 Mitarbeitern des Amtes bei Routineüberwachungen aufgefallen war, dass der dort gelagerte Abfall einen hohen Anteil unzulässiger Kunststoffpartikel aufwies. Der zuständige Referatsleiter im Landesverwaltungsamt, Hans-Heiner Hoffmann, sagte am Donnerstag vor dem Müll-Untersuchungsausschuss des Landtages dazu: "Ich räume ein, dass eine andere Kontrolldichte und eine andere Kontrolltiefe auch zu einem anderen Ergebnis geführt hätten."

Ein Vertrauensbonus

Die ehemalige Kiesgrube bei Freyburg war im März nach Medienberichten neben den Gruben Vehlitz und Möckern (beide Jerichower Land) als illegaler Müllabladeplatz in den Fokus behördlicher Ermittlungen geraten. Aufsichtsbehörde für die Deponie, auf der auch Abfälle zwischengelagert und zerkleinert wurden, ist das Landesverwaltungsamt und nicht der Burgenlandkreis. "Die Zuständigkeit des Kreises endet am Tor der Deponie", sagte Hoffmann. Er räumte ein, dass der Betreiber der Anlage einen Vertrauensbonus im Amt gehabt habe. Deponiebetreiber ist eine Tochter der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd, die wiederum eine öffentliche Anstalt des Burgenlandkreises ist.

Hoffmann bestätigte bei seiner Vernehmung im Untersuchungsausschuss, dass die Mehrheit der 72 im Frühjahr 2008 genommenen Proben eine erhebliche Überschreitung der Grenzwerte zeige - zum Beispiel einen viel zu hohen Anteil an Kunststoff. Seit 2005 seien 1,1 Millionen Tonnen Abfall in Freyburg-Zeuchfeld eingelagert worden. "40 Prozent dieser Abfälle sind als illegal zu betrachten", so Hoffmann. Der Umfang dieser Ablagerungen und die Systematik dahinter sei im Landesverwaltungsamt aber niemandem bewusst gewesen.

Freiwillige Sperren

Der ehemalige Vorstand der Abfallwirtschaft Sachen-Anhalt Süd und frühere Geschäftsführer des Deponiebetreibers, Wolfgang Beckmann, kritisierte im Ausschuss das Landesverwaltungsamt. Auch nach den Auffälligkeiten 2007 habe es keine Handlungsanweisungen der Behörde gegeben. Zugleich betonte Beckmann, dass das Unternehmen seinen eigenen Kontrollpflichten stets nachgekommen sei. Die Mitarbeiter hätten die vorgeschriebenen Sichtkontrollen der Lieferungen umgesetzt. Bei Verstößen seien gegen die Zulieferer - unter anderem Entsorgungsfachbetriebe aus dem Burgenlandkreis - auf freiwilliger Basis vorübergehende Sperren verhängt worden. Diese seien erst aufgehoben worden, "wenn die Abfälle wieder in Ordnung waren". Kommentar Seite 4