Mordfall Ayla aus Zwickau Mordfall Ayla aus Zwickau: «Therapie ist für die meisten Sexualstraftäter richtig»
Halle/MZ. - Nimmt die Zahl der Sexualstraftaten zu?
Bussmann: Insbesondere das Privatfernsehen hat dafür gesorgt, dass Kino und TV Mord und Sexualtaten zu stark thematisieren. Dagegen ist die Zahl der Sexualmorde seit Jahrzehnten klar rückläufig. In Sachsen-Anhalt haben wir pro Jahr ein bis zwei Fälle, bundesweit sind es etwa 30 Taten. Die Gefahr für ein Kind, von einem Auto überfahren zu werden oder im Freibad tödlich zu verunglücken, ist somit um ein Vielfaches höher. Nur nimmt dieses deutlich höhere Lebensrisiko niemand zur Kenntnis.
Es kann auch Eltern nicht beruhigen. Die Bevölkerung ist bei Sexualstraftaten besonders sensibilisiert, fordert Schutz.
Bussmann: Ja sicher zu Recht. Man muss aber ganz klar sagen, dass bloßes Einsperren nicht genügt. Der jüngste Fall von Ayla Sèn zeigt, dass offenbar mit dem Täter keine therapeutische Behandlung im Strafvollzug durchgeführt wurde. Dies war ein schweres Versäumnis. Denn die Rückfallquote bei sexuell auffällig gewordenen Straftätern, wenn sie nicht therapiert wurden, liegt bei etwa zwanzig Prozent. Bei einem Prozent derartig vorbelasteter Straftäter kommt es später zu einem Sexualmord. Insofern ist es richtig, dass man nicht alle Sexualstraftäter in die Sicherungsverwahrung nimmt, sondern sie einer Therapie unterzieht. Wir untersuchen dies gerade in einer Langzeitstudie in Halle und sehen dort positive Ergebnisse.
Kann die DNA-Erfassung helfen?
Bussmann: Nicht als Schutz, allenfalls als Mittel einer perfektionierten Aufklärungsarbeit der Kriminalpolizei. Es ist also durchaus zu erwägen. Aber auf diesem Weg sind wir ja in Deutschland bereits.