Medien Medien: Neuer mdr-Hörfunkchef setzt auf Rock geprägte Generation

Halle/dpa. - «Viele Älterwerdende habeneinen relativ jungen Musikgeschmack. Gleichzeitig stellen sie hoheAnsprüche an die Qualität der Moderation und der Wortbeiträge», sagteder 51-Jährige der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Halle. «Um dieseAltersgruppen müssen wir uns längerfristig kümmern. Da sehe ich auchbei den Öffentlich-Rechtlichen noch eine Alterslücke.» Dabei gehe esum die vom Rock geprägte Generation der 45- bis 55-Jährigen.
Möller war bisher stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung«Die Welt» und hat am 1. November die Nachfolge von Barbara Molsenübernommen. Als MDR-Hörfunkdirektor ist er in Sachsen, Sachsen-Anhaltund Thüringen verantwortlich für die Wellen Jump, Sputnik, Figaro,MDR INFO sowie das digitale Klassikradio. Die drei Programme von MDR1 senden dagegen unter dem Dach der Landesfunkhäuser.
Statt über Patriotismus und den Kitt der Gesellschaft zu schreibenlauten die Themen nun Internetradio, Digitalisierung und Konkurrenzvon Privatsendern. Dabei will Möller gewachsene Werte und neueEntwicklungen zusammenführen: «Je virtueller die Dinge werden, destogrößer wird das Bedürfnis nach Anfassbarkeit», sagt er. «In einerglobalisierten Welt wird die Regionalbindung immer wichtiger.»
Möller ist Verfechter eines klaren öffentlich-rechtlichen Profils,das er weiter schärfen möchte. Aus Angst vor dem Verlust jungerNutzer seien viele Medien oberflächlicher geworden. «Wir erkennennun, dass wir uns auf einen Holzweg begeben haben.» Möller sieht denMDR als Leitmedium, seine Vision lautet: «Der MDR ist die großeMedienmarke aus den neuen Bundesländern mit großer journalistischerKompetenz, die auch Hörer außerhalb der Region anspricht.»Gewinnspiele nach dem Motto «Rufen Sie an und Sie gewinnen 50 Euro»sieht Möller eher skeptisch. «Man wird an solchen Elementen nichtvorbeikommen. Ich glaube aber, dass man mit solchen Effekten keinedauerhafte Hörerbindung erzielen kann.»
In seiner Karriere hat der exzellente Kenner des Ostens vieleunterschiedliche Medien kennen gelernt. Schon während seines Studiumsder Ethnologie, Germanistik und Geschichte arbeitete Möller bei der«Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und wurde 1985 Gründungsredakteurder Seite «Geisteswissenschaften». Nach der Wende war er FAZ-Korrespondent für Thüringen und Sachsen, bevor er als Fernsehchef zumneu gegründeten MDR ins Landesfunkhaus Thüringen wechselte. Spätermoderierte er das ZDF-Magazin «Kennzeichen D». Nach rund acht Jahrenbei der «Welt» kehrt er nun zu den elektronischen Medien zurück.
Der in Bietigheim bei Stuttgart geborene Möller freut sich nachvielen Jahren in Berlin, an den Standort der MDR-Hörfunkzentrale nachHalle zu ziehen. Viele der dort Beschäftigten pendeln täglich vonihrem Wohnort Leipzig zur Arbeit. «Halle ist eine unterschätzteSchönheit», meint Möller. «Aber es war nicht einfach, etwas zufinden. Selbst die Makler wollten mir einreden, dass ich doch bessernach Leipzig ziehen sollte.» Ihm ist es aber wichtig, Sachsen-Anhaltkennen zu lernen; in den 90er Jahren wohnte er bereits in Erfurt,Weimar, Dresden und Rüdersdorf bei Gera. Möller plant nicht nur fürdie fünf Jahre seiner Amtszeit und sinniert: «Ich hoffe, dass das derletzte große Wechsel in meiner Laufbahn war.»