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Magdeburg Magdeburg: Robra kommt ins Schwimmen

Von HENDRIK KRANERT-RYDZY 14.10.2011, 11:13

Magdeburg/MZ. - Die Nachricht war keinedrei Stunden alt, da kursierten in den Landesbehördenund im Internet bereits die ersten Witze:Vielleicht hole sich der Chef der Staatskanzlei,Rainer Robra (CDU), ja die Ex-Weltklasse-SchwimmerinAntje Buschschulte als Büroleiterin für denFall ins Haus, dass ihm mal das Wasser biszum Hals steht. Und bei Twitter wurde spekuliert,ob die Magdeburger Kugelstoßerin Nadine Kleinertnun auch bald Ministerpräsidentin würde.

Keine Verwaltungserfahrung

Grund für den Spott ist das eher ungewöhnlicheAuswahlverfahren: Abgesehen von einigen Auftrittenbei Festen der Landesregierung als BotschafterinSachsen-Anhalts hatte Buschschulte bislangmit Politik und Verwaltung kaum etwas zu tun.Vielmehr ist die gebürtige Berlinerin Neurobiologin,arbeitet derzeit an der Magdeburger Uni alsDoktorandin. Buschschulte kennt sich sehrgut mit der Verarbeitung von optischen Reizenim Gehirn aus - weniger aber mit den verwaltungstechnischenTücken und politischen Fallstricken an derSpitze einer Regierungszentrale.

Doch da wollte die 32-Jährige ursprünglichauch gar nicht hin. Vielmehr hatte sie sichauf eine Referentenstelle für Wissenschaftskommunikationim Wirtschaftsministerium beworben - war daaber nicht zum Zug gekommen. Robra bestätigteden Vorgang. Es habe ihn überrascht, dassBuschschulte in den Landesdienst wechselnwolle, daher habe er sie angesprochen undihr die Stelle als Büroleiterin angeboten.Auch Buschschulte bestätigt dies auf MZ-Anfrageso.

"Wissenschaft ist sehr familienunfreundlichund sehr unsicher", begründet Buschschulte,seit gut zehn Monaten selbst Mutter, ihrenWunsch, in die Landesverwaltung wechseln zuwollen. Im Gegensatz zu den Einjahresverträgenan der Uni bekommt Buschschulte in der Staatskanzleieine unbefristete Stelle. Nur der Job alsBüroleiterin sei auf zwei Jahre begrenzt,so Robra. Das sei bei ihm so üblich; anschließendsoll die Wahl-Magdeburgerin ins Referat Landesmarketingder Staatskanzlei wechseln. "Dafür ist sieglänzend prädestiniert", so Robra mit Blickauf die Bekanntheit der mehrfachen Welt- undEuropameisterin. Buschschulte sieht das ähnlich:"Man hat sicher ein gewisses Interesse daran,jemanden wie mich, der im Land bekannt ist,auch zu nutzen."

In der Landesverwaltung kursieren jedoch Gerüchte,dass die Bewerbung Antje Buschschultes imWirtschaftsministerium kein Zufall war. Vielmehrhätte sich CDU-Landesschatzmeister Karl Gerholdbei Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)für einen Job für Buschschulte stark gemacht.Gerholds Firma, die Getec AG, ist wiederumHauptsponsor des Heimatvereins von Buschschulte,dem SC Magdeburg. "Unsinn", nennt Robra dieseGerüchte: "Eine solche Frau für die Landesverwaltunggewinnen zu können, ist eine Chance, die mannicht verstreichen lassen sollte." Parteipolitikspiele dabei keine Rolle. Buschschulte selbergesteht denn auch, "nur ungern" in eine Parteieintreten zu wollen.

Ohne Ausschreibung

Die Stelle als Büroleiterin kann Robra- im Gegensatz zu anderen Stellen in Landesbehörden- ohne Ausschreibung und freihändig besetzen.Begründet wird dies für das persönliche Umfeldvon Ministern mit dem besonderen Vertrauensverhältnis,welches dort herrsche: "Sie bekommt auf denTisch, was ich auf den Tisch bekomme und liest,was ich lese", so Robra.

Vergütet wird die Stelle nach AngestelltentarifE 14 - das sind anfänglich rund 3200 Eurobrutto, die bis auf 4100 Euro anwachsen können.Möglich ist die Einstellung von außen nur,weil CDU und SPD in einem zunächst geheimenZusatzprotokoll zum Koalitionsvertrag jedemMinister fünf Stellen zur persönlichen Verwendungzubilligten. Ansonsten werden Stellen abgebaut- Neueinstellungen gibt es nur bei Lehrernund Polizisten.