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Magdeburg Magdeburg: Ex-Regierungsfahrer landet bei NPD

Von Winfried Borchert 12.04.2007, 19:56

Magdeburg. - Jetzt ist Haenschke Vize-Chef der rechtsextremen NPD in Magdeburg. Im Wohnzimmer verrät nichts, dass der Mann auf dem Sofa NPD-Funktionär ist. "Meine Parteiecke habe ich im Schlafzimmer", sagt er. "In der Stube erlaubt das meine Frau nicht."

Haenschke war dreimal verheiratet. Treu blieb er seinem Beruf: Kraftfahrer. Beim Kraftverkehr Magdeburg, bei der LPG Irxleben, in der Magdeburger Staatskanzlei. Seine politischen Wege sind ohne klare Linie. "Zu DDR-Zeiten war ich mehr rechts, für die CSU." Als die Wende kam, setzte er auf die SPD. Im Herbst 1989 gründete er einen der ersten SPD-Ortsvereine im Osten. Später wurde er Fahrer des

letzten DDR-Außenministers Markus Meckel und nach der Einheit arbeitslos. Bis Sachsen-Anhalts SPD-Spitzenmann Reinhard Höppner 1990 einen Fahrer brauchte. Er blieb Höppners Chauffeur nach dessen Wahl zum Ministerpräsidenten 1994. Haenschke kandidierte sogar einmal für den Landtag. Nach dem Regierungswechsel 2002 war er weitere vier Jahre Fahrer der Staatskanzlei, ist heute in Altersteilzeit, finanziell gesichert.

Doch wie vollzieht einer, der 15 Jahre lang einen SPD-Ortsverein leitete, den Schritt zu jenen, die sich selbst als "nationale Sozialisten" bezeichnen? Gustav Haenschke sucht nach Erklärungen. Er habe "schon immer national gedacht". Auch das "soziale Programm" der NPD finde er gut. Haenschke sagt, er glaube, was im NPD-Programm steht. Er möchte gern an etwas glauben. Und er bevorzugt die stramme Ordnung. "Da ist Einheit drin, man fühlt sich ganz anders." Doch warum ist einer wie er so lange in der SPD geblieben, in die er doch gar nicht passt? Er sei "kein echter" Sozialdemokrat gewesen, sagt er.

Haenschke will 2009 in den Magdeburger Stadtrat. Macht fasziniert ihn. Und alles wird mit ihr ganz einfach: "Wenn wir an der Macht sind, wird alles anders." Dann werde die Politik "national und sozial". Doch wo ist der Unterschied zwischen Haenschkes "nationalen Sozialisten" und Hitlers Nationalsozialisten, die erst Bücher verbrannten und später Menschen?

Haenschke versteht nicht. "Das sagt doch der Name: Die früher bei Adolf waren Nationalsozialisten. Das war 'ne andere Zeit. Ich bin doch kein Nazi. Bei uns würde nicht drinstehen, dass Juden verbrannt werden sollen", sagt er. Auch im Programm der NSDAP stand dies nicht. Das habe er nicht gewusst, sagt er. Die NPD hetzt im Internet gegen Ausländer in Deutschland. Diese würden die deutsche Kultur "überfremden", den Arbeitsmarkt "verstopfen" und die Sprache "primitivisieren". Auch Gustav Haenschke will, dass alle Nichtdeutschen das Land verlassen müssen: "Wir wollen doch nich die ihre Kinder hier haben."

Der Autor ist Redakteur der Magdeburger Volksstimme