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Trauergottesdienst für Kurt Masur in Leipzig Trauergottesdienst für Kurt Masur in Leipzig: Abschied von einem Helden der Wende

Von Kai Agthe 14.01.2016, 13:50
Das Foto (4. Oktober 1989) zeigt die „Leipziger Sechs“ um Gewandhauskapellmeister Prof. Kurt Masur (3.v.r.), die vor der großen Demonstration am 9. Oktober einen Aufruf gegen Gewalt über den Rundfunk und im Stadtfunk über Straßenlautsprecher verkünden ließen.
Das Foto (4. Oktober 1989) zeigt die „Leipziger Sechs“ um Gewandhauskapellmeister Prof. Kurt Masur (3.v.r.), die vor der großen Demonstration am 9. Oktober einen Aufruf gegen Gewalt über den Rundfunk und im Stadtfunk über Straßenlautsprecher verkünden ließen. dpa/Archiv Lizenz

Leipzig - Mit einem Trauergottesdienst hat Leipzig am Donnerstag Abschied genommen von Kurt Masur. Musikalisch begleitet wurde die Feier für den am 19. Dezember im Alter von 88 Jahren in den USA gestorbenen Dirigenten vom Thomanerchor und 30 Akteuren des Gewandhausorchesters, die unter anderem mit Felix Mendelssohn Bartholdys Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und Johann Sebastian Bachs „Dona nobis pacem“ der Feier einen bewegenden Rahmen gaben.

Unter den mehr als 1.000 Trauergästen in der Thomaskirche waren neben Tomoko Masur, der Witwe des Dirigenten, und Sohn Ken-David sowie weiteren Familienmitgliedern zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. Darunter der frühere Oberbürgermeister von Leipzig und aktuelle thüringische Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, der einstige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly, Schauspieler Armin Mueller-Stahl sowie die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter.

In seiner Predigt sagte Thomas-Pfarrer Martin Hundertmark, dass Masurs Wirken zeitlebens im Zeichen der Liebe zur Musik und zu den Menschen gestanden habe. Als unbeirrbarer Humanist, so der Theologe, sei Masur stets erfüllt gewesen vom „Geist der Besonnenheit“, der den Dirigenten im Herbst des Jahres 1989 zu jenem Helden der friedlichen Revolution in der DDR gemacht habe, der Masur nach eigenem Bekunden nie sein wollte. So gehörte er am 9. Oktober 1989 zu den Verfassern des Aufrufs „Keine Gewalt!“, der während der Großdemonstration in Leipzig verlesen wurde. „Ich habe in jenen Tagen genauso viel Angst gehabt wie alle Menschen, die auf die Straße gegangen sind“, zitierte Hundertmark den Dirigenten.

Masur sei als international gefeierter Kapellmeister, der etwa zwischen 1976 und 1980 Gastdirigent in den USA war, nicht nur ein künstlerisches Aushängeschild der DDR, sondern auch und gerade in der Wendezeit eine Autorität gewesen, die den Funktionären Paroli geboten habe, erinnerte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) in seiner Gedenkrede. Ohne Masurs tätige Mithilfe hätte die Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung nicht gegründet und das einstige Wohnhaus des Komponisten in Leipzig kaum gerettet werden können. Masurs Vermächtnis, der tiefe Glaube an die Macht der Musik, solle, so Jung, in Leipzig bewahrt werden. Einen Anfang werde ein Gedenkkonzert für den Dirigenten bilden, das unter Leitung von Michael Sanderling am 16. April im Gewandhaus stattfinden werde.

Masur stand dem Orchester von 1970 bis 1996 als Kapellmeister vor. Seinem beherzten Einsatz ist es auch zu danken, dass mit dem neuen Gewandhaus, zu dem Masur 1977 den Grundstein legte, Leipzig den einzigen Konzerthaus-Neubau erhielt, den die DDR in den 40 Jahren ihrer Existenz errichtete.

„Wir verneigen uns vor diesem Weltbürger“, schloss OB Jung seine Rede - und dürfte damit den Anwesenden aus der Seele gesprochen haben. Die letzte Ruhe fand Kurt Masurs Asche anschließend auf dem sogenannten Künstlerfeld des Leipziger Südfriedhofs. (mz)

Nach dem Trauergottesdienst für den Dirigenten Kurt Masur in der Thomaskirche in Leipzig wird die Urne von seiner Witwe Tomoko Sakurai-Masur und dem gemeinsamen Sohn Ken-David Masur (M), begleitet.
Nach dem Trauergottesdienst für den Dirigenten Kurt Masur in der Thomaskirche in Leipzig wird die Urne von seiner Witwe Tomoko Sakurai-Masur und dem gemeinsamen Sohn Ken-David Masur (M), begleitet.
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