1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Leipzig
  6. >
  7. Vom TV-Star zum Bastel-Jörg: Was macht Tierpfleger Gräser aus dem Zoo Leipzig eigentlich heute?

NACH AUS BEI "ELEFANT, TIGER UND CO." Was macht Tierpfleger Jörg Gräser eigentlich neben seiner Arbeit im Zoo Leipzig?

Tierpfleger Jörg Gräser aus dem Leipziger Zoo ist zwar nicht mehr in der Sendung "Elefant, Tiger und Co." beim MDR zu sehen, dafür aber auf Youtube - und ab und zu auf Bühnen. Denn Sachsens bekanntester Tierpfleger hat eine weitere "Nebenbeschäftigung" für sich entdeckt - wenn auch wohl nur temporär.

Von Stephan Lohse Aktualisiert: 23.01.2024, 14:58
Seine Basteleien für die Tiere machten Tierpfleger Jörg Gräser im Zoo Leipzig bekannt.  
Seine Basteleien für die Tiere machten Tierpfleger Jörg Gräser im Zoo Leipzig bekannt.   Foto: ZB | Waltraud Grubitzsch

Leipzig/DUR – Im Frühjahr 2023 erlebte der Zoo Leipzig in regelrechtes Erdbeben. Die Versetzung von Tierpfleger Jörg Gräser in ein anderes Revier sorgte für Tausende teils wütende Kommentare, es gab eine Petition, unzählige Drohungen und heillose Spekulationen.

Unerwartetes Beben im Zoo Leipzig

Die Personalie ließ kaum einen Zoo-Fan kalt, denn sie betraf einen ganz besonderen Zoo-Mitarbeiter. Die MDR-Sendung „Elefant, Tiger und Co.“ machte nicht nur den Zoo Leipzig und seine Tiere bundesweit bekannt, sie machte auch Tierpfleger wie Jörg Gräser zu TV-Stars.

Auch interessant: Wie Jörg Gräser und seine Frau Steffi einen kleinen Igel aufgepäppelt haben

Der 54-Jährige profitierte dabei zum einen von prestigeträchtigen Schützlingen. Erdmännchen, Hyänen und Löwen gaben immer wieder tolle TV-Bilder. Und als Löwen-Baby Malik 2004 per Hand aufgezogen wurde, war Gräser als Ersatz-Papa mittendrin.

Gräsers Beliebtheit und Versetzung

Zum anderen ist der Tierpfleger Jörg Gräser ein passionierter Bastler. Seine immer wieder mit Liebe gebauten Tierbeschäftigungen machten nicht nur den Raubtieren Afrikas Spaß, sie waren für „Elefant, Tiger und Co.“ Gold wert.

Beliebte Tiere, fantasievolle Tierbeschäftigungen, dazu Gräsers offene Art: Der Tierpfleger wurde selbst zum Star – und war plötzlich nicht mehr da.

Jörg Gräsers Abschied von den Löwen - Plötzlich werden Pannen bekannt

Zumindest für die Öffentlichkeit plötzlich und unerwartet wurde Gräser versetzt: Von den Raubtieren Afrikas in die Südamerika-Anlage. Und da sowohl der Zoo als auch Gräser über die Versetzung schwiegen, schossen schnell die Gerüchte ins Kraut.

So wurde bekannt, dass es bei Gräsers Löwen eine Fütterungspanne gab. Ausgerechnet an einem Tag, an dem Gräser laut Medienberichten eher Feierabend gemacht hatte, wurde bei einer Fütterung ein Schieber nicht geschlossen. Anstatt im rückwertigen Bereich zu fressen, schleppten die damals noch zwei Löwen ihre Beute nach vorn. Löwe Majo fraß für Besucher sichtbar einen Zebra-Kopf. Mindestens ein zart besaiteter Besucher habe sich anschließend beschwert.

Gerüchte und Spekulationen zum Löwen-Aus für Jörg Gräser im Zoo Leipzig

Zudem gab es Berichte um Streit um die Löwen-Haltung. Dabei kam heraus, dass es bei den Löwen eine Fehlgeburt gegeben hatte. Während der Zoo mit solchen Fällen sonst transparent umgeht, wurde dieses Mal geschwiegen. Laut „Leipziger Volkszeitung“ habe sich Gräser dabei gegen Änderungen bei der Löwen-Haltung ausgesprochen.

Als dann auch noch Löwe Majo plötzlich starb, setzte in den Kommentarspalten des Zoos ein regelrechter Shitstorm ein. Tausende forderten die Rückkehr Gräsers in sein altes Revier. Zahlreiche Menschen drohten, nie wieder in den Zoo zu kommen oder auch „Elefant, Tiger und Co.“ zu boykottieren.

Drohungen und Boykottaufrufe: Gräsers Wechsel entzürnt Fans

Der Zoo versuchte erfolglos, die Gemüter mit zwei Statements zu beruhigen, zu den Gründen wurde aber weiter eisern geschwiegen. Auch „Elefant, Tiger und Co.“ schwieg.

Am Ende flaute die Empörung irgendwann ab. Ein öffentlicher Auftritt von Jörg Gräser in Limbach-Oberfrohna wurde viel beachtet. Zumal Gräser dort durch die Blume mitteilte, dass er seine Löwen nicht freiwillig aufgegeben hatte. Einzige offizielle Nachricht aber: Er werde nicht mehr bei „Elefant, Tiger und Co.“ im MDR auftreten.

Die Online-Wende: Der Tierpfleger als Bastel-Jörg

Inzwischen hat sich der Sturm endgültig beruhigt. Jörg Gräser ist weiter Tierpfleger im Zoo Leipzig. Und von der Kamera hat er auch nicht lassen können: Allerdings nicht mehr im MDR, sondern in den sozialen Medien.

Dort hat er sein Bastel-Hobby intensiviert. Als „Bastel-Jörg“ veröffentlicht er wöchentlich Videos, wie er aus Obst und Gemüse Tierfiguren bastelt. Ob Pinguin, Schildkröte oder zu Halloween ein Kürbis-Vampir: Tausende Fans verfolgen, was Gräser in seinem Kleingarten baut.

Jörg Gräser bastelt: Sein Kalender findet reißenden Absatz

Mehr als 15.000 Follower hat er inzwischen bei Instagram, 8.500 auf Facebook und über 6.280 bei Youtube. Etwa ein Mal pro Woche veröffentlicht er ein Bastel-Video, plaudert, zeigt seine eigenen Tiere oder einen kleinen Vogel, den er aufgepäppelt hat.

Gräser veröffentlichte auch einen Kalender mit zwölf seiner Bastel-Ergebnisse. Einen Teil der Einnahmen wolle er für den Tierschutz spenden. Die erste Charge sei sofort verkauft gewesen, berichtete er stolz.

Seine Fans sind von dem neuen Format begeistert. Nahezu jeder Eintrag bekommt massiv Lob und Zuspruch – und noch immer gibt es viele Fans, die sich seine Rückkehr zum MDR und ins alte Zoo-Revier wünschen. 

Zuletzt hat Gräser ein 30-minütiges Video auf seinem Youtube-Kanal hochgeladen, in dem er einen Elefanten bastelt. Eine Honigmelone fungiert als Bauch, Karotten als Beine, ein Butternut-Kürbis als Kopf, rote Beete als Ohren und Meerrettich als Rüssel.

Während der Tierpfleger schneidet und schnitzt, erzählt er seinen Fans Wissenswertes über Elefanten - etwa wo sie leben, wie sie kommunizieren, wie viel sie pro Tag fressen und wie lange sie leben.

Nebenbei hat Jörg Gräser zusammen mit seiner Ehefrau einen kleinen Igel aufgepäppelt.

Der Tierpfleger hält hin und wieder Vorträge

Seine Fans können Gräser aber nicht nur auf Youtube beim Basteln zuschauen, sondern ihn ab und zu auch persönlich treffen. Denn der Tierpfleger hält hin und wieder Vorträge, etwa über die Tier- und Pflanzenwelt im brasilianischen Urwald oder über Gorillas in Uganda.

Im vergangenen Jahr hat Gräser zum Beispiel Vorträge in der Böttcherfabrik im sächsischen Marienberg oder im Amerika-Tierpark in Limbach-Oberfrohna gehalten, Mitte Januar 2024 ist er in einem Bürgerzentrum in Grimma aufgetreten.

In den kommenden Wochen hält Gräser zwei weitere Vorträge in Sachsen: am 31. Januar auf Schloss Schweinsburg in Neukirchen/Pleiße und am 16. Februar im Kultur- und Kreativzentrum Folklorehof in Chemnitz.

Jörg Gräser: Vorträge über Reise in den Urwald Brasiliens

Während der Vortrag Ende Januar bereits ausverkauft ist, können Gräser-Fans für den Vortrag im Februar noch Tickets kaufen. "Etwas weniger als zehn Tickets gibt es noch", teilte der Schnitzverein Grüna, der die Veranstaltung organisiert, auf Anfrage mit.

Gräser berichtet in den beiden Vorträgen über seine private Reise in den Urwald Brasiliens. Dort hatte er Piranhas geangelt und für seine Reisegruppe als Abendessen zubereitet. "Wir waren im Frühjahr vor zwei Jahren für zwei Wochen in Brasilien", erzählt seine Frau Steffi Gräser am Telefon.

Gräser hält Vorträge als Privatperson - nicht als Mitarbeiter des Leipziger Zoos

Weitere Vorträge seien vorerst nicht geplant. "Er macht das ja in seiner Freizeit und hat nicht so viel Zeit", sagt die 53-Jährige gegenüber dieser Zeitung. Aber wenn Vereine anfragten, ob Gräser einen Vortrag halten könne, dann versuche er das einzurichten. Die Vorträge, betont Steffi Gräser, halte ihr Mann aber immer als Privatperson und nicht als Mitarbeiter Leipziger Zoos.

Zu seiner Versetzung im Zoo Leipzig sagt Gräser nichts - weder in seinen Youtube-Videos noch seinen bei Auftritten. Auf Instagram schrieb Gräser Ende Dezember lediglich, dass es 2023 "viele Herausforderungen" gab.