BMW in Leipzig BMW Werk Leipzig: Automatischer Bau des Elektroautos i3

Leipzig - Als Gast fasst man sich erst mal an die Ohren. Doch nicht, weil es so laut ist. Im Gegenteil: Es ist fast nichts zu hören. In der Karosseriebau-Halle des Elektro-Fahrzeugs i3 schwingen mehr als hundert orange lackierte Roboterarme lautlos im Takt. Sie heben Karbonteile auf und fügen sie zusammen.
„Hier wird nichts geschweißt, verschraubt oder vernietet“, sagt BMW-Sprecher Jochen Müller. Alle Teile würden miteinander verklebt. Vereinzelt laufen Arbeiter durch die Halle, stehen an kleinen Computer-Displays und überwachen so die Produktion.
BMW Werk Leipzig: 400 Millionen Euro investiert
2013 hat BMW die Serienproduktion des elektrischen Stadtflitzers i3 aufgenommen. 400 Millionen Euro wurden dafür investiert, 800 neue Mitarbeiter eingestellt. Es entstand ein Werk im Werk. Denn der i3 und der Sportwagen i8 haben nicht nur einen anderen Antrieb, sondern werden auch komplett anders hergestellt.
Statt eines Rahmens aus Stahl besitzen die Elektro-Autos ein Skelett aus leichtem Karbon - sind aber genauso stabil. Die Karosserie besteht nur noch aus 130 Teilen - etwa einem Drittel dessen, was ein konventionelles Auto benötigt. Die Außenhaut besteht aus nur noch 17 lackierten Kunststoffplatten, die an die Karbon-Fahrgastzelle montiert werden.
Der Kleinwagen mit einer Reichweite von 300 Kilometern kostet aber immerhin 35 000 Euro. „Es ist ein klassisches Stadtauto“, sagt BMW-Werkleiter Hans-Peter Kemser. Die meisten Menschen fahren täglich kaum mehr als 40 Kilometer.
BMW i3 aus dem Werk Leipzig: Verkaufszahlen steigen
BMW bekam bei der Einführung viel Lob für die neue Fahrzeug-Generation. Viele Kunden zeigten sich jedoch zögerlich. Erst langsam kommt der i3 auf Touren. Nach Angaben von BMW wurden im ersten Halbjahr 2016 rund 5 480 Fahrzeuge verkauft. Im ersten Halbjahr 2017 sind es nun 14 825.
Das große Plus erklärt sich auch dadurch, dass eine neue, leistungsfähigere Batterie eingebaut wurde. Stärkster Markt waren die USA mit 2 992 verkauften i3, gefolgt von Norwegen (2 836) und Deutschland (2 189). Die hohen Verkäufe in Norwegen gehen auf hohe staatliche Subventionen zurück.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen hält das Fahrzeug für sehr innovativ aber nicht tauglich für einen Massenmarkt. „Die Karbon-Technologie ist dafür zu teuer“, meint Dudenhöffer. BMW setzte deshalb auf den leichten Werkstoff, um Gewicht einzusparen, denn die Batterien sind schwer. Inzwischen sieht es aber so aus, als ob die neue Karbon-Technologie, in die BMW hunderte Millionen Euro investiert hat, schon wieder zum Auslaufmodell wird.
BMW-Chef Harald Krüger hat verkündet, dass in einigen Jahren in jedem BMW-Werk sowohl Autos mit Verbrennungs- als auch Elektromotor hergestellt werden sollen - wenn möglich auf einem Band.
Bei der am Dienstag vorgestellten neuen Modell-Studie BMW i-Vision, die einem futuristischen 3er-BMW mit Elektromotor ähnelt, ist von Karbon jedenfalls nicht mehr die Rede. Leistungsfähigere Batterien machen offenbar eine gesonderte Fahrzeug-Architektur unnötig.
BMW-Werk in Leipzig: Es gibt weniger Fördergelder
Am Dienstag bekam der Leipziger Werkchef Kemser noch eine schlechte Nachricht. BMW stehen für die Fertigung von Elektroautos in Leipzig nach einem Urteil des EU-Gerichts weniger Fördergelder zu als angemeldet. Statt einer Investitionshilfe von 45 Millionen Euro dürfe der Freistaat nur mit 17 Millionen Euro helfen. Bei BMW versteht man das Urteil nicht, weil der Zuschuss für eine technologische Neuheit gewährt wurde.
Im Leipziger Werk zeigt sich aber auch, dass Elektromobilität immer mehr auch Teil der klassischen Produktion wird. So wurden vom 2er Active Tourer im vergangenen Jahr 72 253 Stück produziert. Von den Vans verfügten 7 295 über einen sogenannten Plug-in-Hybrid-Antrieb - ein Verbrennungsmotor kombiniert mit einem Elektro-Antrieb.
Die elektrische Reichweite liegt zwar nur bei 40 bis 50 Kilometern, für den Stadtverkehr ist das meist aber ausreichend. Das Hybrid-Auto kostet weniger als ein Allrad Diesel und ist damit für viele Kunden zur günstigeren Alternative geworden. (mz)