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Antonov-Frachtmaschinen über Leipzig und Halle Antonov-Frachtmaschinen über Leipzig: Krach um die Uraltflieger

Von Steffen Höhne 26.06.2018, 08:00
Eine Antonov 12 überquert am Flughafen Leipzig/Halle die Autobahn. Es handelt sich um ein Archivbild.
Eine Antonov 12 überquert am Flughafen Leipzig/Halle die Autobahn. Es handelt sich um ein Archivbild. dpa

Schkeuditz - Der Logistiker DHL hat sie verbannt, doch sehr laute und alte Flugzeuge vom Typ Antonov fliegen dennoch weiter Tag und Nacht am Flughafen Leipzig/Halle. Die Bürgerinitiative „IG Nachtflugverbot“ will das nicht länger akzeptieren. „Die sächsische Staatsregierung hat keinerlei Betriebsbeschränkungen für extrem laute Fracht- und Militärmaschinen im Nachtflugbetrieb festgelegt“, kritisiert IG-Nachtflugverbot-Sprecher Thomas Pohl. Das müsse sich ändern.

Die Flugzeuge, konkret geht es um die Typen Antonov 12 (AN 12) und Antonov 26 (AN26), würden über der Region Halle einen Fluglärm von mehr als 80 Dezibel erzeugen, was vergleichbar „mit der Lautstärke eines Rasenmähers ist“. Zudem zieht Pohl die Sicherheit der Flieger in Zweifel.

DHL hat Einsatz beendet

Nach Angaben des Flughafens gab es im Monat Mai 71 Starts und Landungen mit Maschinen der Typen AN 12 und AN 26. Zehn Flüge entfielen davon auf die Zeit von 22 bis sechs Uhr. Das entspreche nur 0,3 Prozent aller Flüge in diesem Zeitraum, teilte ein Flughafen-Sprecher mit.

Die Flieger gehören drei Gesellschaften, der ukrainischen Cavok Airlines, der bulgarischen Rose Air und der lettischen RAF-Avia. Die Mehrzahl dieser Antonovs wurde in den 50er und der 60er Jahre für Militärtransporte gebaut, 1973 war Produktionsende der AN 12. Das Durchschnittsalter der Flieger liegt laut IG Nachtflugverbot bei mehr als 48 Jahren.

Der Logistiker DHL, der am mitteldeutschen Airport ein großes Drehkreuz betreibt, hat den Typ bereits aus dem Verkehr gezogen. Die Post-Tochter hatte gegenüber der Leipziger Fluglärmkommission eine Selbstverpflichtung abgegeben, die am Airport befindlichen sechs AN 26 bis 2015 gegen leisere Flugzeuge auszutauschen.

„Die am Flughafen zu sehenden Antonov-Maschinen fliegen nicht in unserem Auftrag“, betonte ein DHL-Sprecher. Die IG Nachtflugverbot weist darauf hin, dass die Flugzeugtypen wegen Lärmschutzbestimmungen auf Moskauer Flughäfen bereits seit 2011 nachts weder landen noch starten dürfen.

Die AN 12 mit vier Propellerturbinentriebwerken sei nicht nur laut, sondern hat auch einen tief frequenten Schallpegel, der auch in Häusern mit Schallschutzfenstern wahrnehmbar sei.

Frachtverkehr am Flughafen Leipzig/Halle: Das transportieren die lauten Antonovs

Am Flughafen Leipzig/Halle chartern unter anderem Automobilzulieferer die Maschinen. Der größte Auftraggeber ist jedoch die Bundeswehr.

Auf MZ-Anfrage teilte das Logistikkommando in Erfurt mit, dass sogenannte Lufttransportanforderungen an das russisch-ukrainische Gemeinschaftsunternehmen Ruslan-Salis gerichtet werden. Das Unternehmen stellt dafür sechs große Frachtflieger zur Verfügung, chartert aber auch andere Gesellschaften wie die ukrainische Cavok Airlines.

Eingesetzt wird von Cavok die AN 12, die bis zu 30 Tonnen Fracht laden kann. Eine Besonderheit dieses Flugzeugs ist die Heckrampe zum Be- und Entladen. Damit kann auch sperrige Fracht transportiert werden. Zudem ist die AN 12 auf kurzen Start- und Landepisten einsetzbar.

Die Bundeswehr nutzt den Flieger nach eigenen Angaben, um unter anderem den Einsatz im Mali abzusichern. Sie beteiligt sich an einer UN-Mission zur Stabilisierung des afrikanischen Landes mit etwa 1.100 Einsatzkräften. Die Transall, der eigene Militärtransporter der Bundeswehr, kann allerdings nur acht Tonnen laden.

Wie sicher sind die Uralt-Flieger? Generell gilt: Nicht das Alter, sondern der Wartungszustand ist entscheidend. Flugzeuge der ukrainischen Cavok werden von den dortigen Behörden zugelassen und kontrolliert. Das geschieht nach einheitlichen internationalen Regeln. Eine gesonderte Prüfung in Deutschland findet nicht statt.

Transportmaschinen Antonov am Flughafen Leipzig/Halle: Triebwerk in Flammen

Am Flughafen Leipzig/Halle gab es 2013 einen größeren Zwischenfall mit einer AN 12. Am 9. August 2013 geriet während der Startvorbereitung ein Hilfstriebwerk in Feuer. Die Maschine brannte völlig aus. Personen kamen nicht zu schaden, aber 48.000 Küken verbrannten. Das Flugzeug gehörte einer ukrainischen Gesellschaft.

Die AN 12 gilt als unfallträchtig. Laut Enzyklopädie Wikipedia kam es bei 1.243 gebauten AN 12 bisher zu 232 Totalschäden. Das dürfte auch daran liegen, dass sie häufig auf schlecht ausgebauten Pisten in Asien und Afrika eingesetzt wird. (mz)

Am 9. August 2013 brannte am Airport eine AN 12 mit 48.000 Kücken aus.
Am 9. August 2013 brannte am Airport eine AN 12 mit 48.000 Kücken aus.
dpa