250.000 Euro Schaden in Neukieritzsch 250.000 Euro Schaden in Neukieritzsch: Anschlag auf Parteitagshalle der Linken in Sachsen

Neukieritzsch - Unbekannte haben am Wochenende einen Anschlag auf das Tagungsgebäude der sächsischen Linke in Neukieritzsch bei Leipzig verübt. In der Park Arena gingen am frühen Sonntagmorgen 34 große Scheiben zu Bruch, der Schaden beläuft sich ersten Schätzungen zufolge auf rund 250 000 Euro. „Nahezu das gesamte Gebäude ist betroffen“, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig am Sonntag.
Womit die Täter die Scheiben zertrümmert haben, war zunächst unklar. Das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) wurde eingeschaltet. Es werde in alle Richtungen ermittelt, ein politisch motivierter Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, erklärte eine OAZ-Sprecherin.
Die knapp 200 Delegierten wichen auf das nahe gelegene Gemeindeamt aus und setzten ihren Parteitag fort. „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen! Wir lassen uns nicht vertreiben“, erklärte Landeschef Rico Gebhardt, der am Samstag auf dem Landesparteitag mit 78,3 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden war. Gebhardt kündigte nach Ende des Parteitages am Sonntagnachmittag an, auf Einladung des Bürgermeisters auch das nächste große Treffen im nächsten Jahr in Neukieritzsch abzuhalten.
Die Stimmung auf dem Parteitag sei kämpferisch gewesen, erklärte ein Parteisprecher. Gebhardt verurteilte den Anschlag scharf. So etwas sei in den vergangenen 25 Jahren noch bei keinem Parteitag der Linken passiert. „Wir haben in Sachsen ein gewaltiges gesellschaftliches Problem, wenn politische Auseinandersetzungen auf eine so undemokratische Art und Weise geführt werden.“
Auf dem Parteitag wurden Vermutungen laut, dass die klaren Worte zur Asylpolitik Anlass für den Anschlag gewesen sein könnten. Gebhardt hatte in seiner Grundsatzrede am Samstag gefordert, Fluchtursachen wie Kriege, Hunger und Armut zu bekämpfen und legale Fluchtwege nach Europa einzurichten. „Was wir also brauchen sind Fähren statt Frontex“, erklärte er. Auch die Linke-Bundesvorsitzende Katja Kipping hatte gemahnt, Flüchtlinge als potenzielle Neubürger in der Gesellschaft willkommen zu heißen.
„Ich habe tatsächlich noch Lust, es gibt noch so viele Dinge zu tun“, erklärte Gebhardt zum Antritt seiner vierten Amtszeit als Landeschef. 130 Delegierte stimmten für ihn, 22 dagegen. Zudem gab es 14 Enthaltungen. Gebhardt, der auch der Landtagsfraktion vorsteht, hatte keinen Gegenkandidaten. Seit 2009 steht der aus dem Erzgebirge stammende Gebhardt an der Spitze der sächsischen Linken.
Unter dem Motto „Wo wir stehen und worauf wir aufbauen“ wurde ein Leitantrag über die künftige Ausrichtung der Linke angenommen. Gebhardt will angesichts von Wahlverlusten und schwindenden Mitgliederzahlen die Oppositionspolitik „neu erfinden“. Die Linke musste bei der Landtagswahl 2014 Verluste hinnehmen. Seit 2000 hat sich die Zahl der Parteimitglieder mehr als halbiert. Bei der Wahl im August 2014 landete die Linke mit 18,9 Prozent auf Platz 2 hinter der CDU.
Für die Zukunft will sich die Linke in Sachsen weiter als soziale Kraft präsentieren und prekären Arbeits- und Lebensweisen den Kampf ansagen. Bei der Werbung von neuen Mitgliedern will die Partei künftig verstärkt auf die „mittelalten Bevölkerungsschichten“ auch im urbanen Raum setzen. (dpa)