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Computernetz Computernetz: Von «www» zu «wwwwww»

10.05.2007, 07:05

Berlin/dpa. - Bei anderen Netzpräsenzen ist es möglich,das ganze Adressfeld des Monitors mit einer «w»-Reihe zu füllen, unddoch öffnet sich dieselbe Homepage. Dabei gilt es sonst als eherneRegel, dass schon ein einziger falscher Buchstabe den Weg auf diegewünschte Seite verwehrt. Das Gerangel um einprägsame Web-Adressen

macht aber erfinderisch - technisch wird so mehr Spielraumgeschaffen, ohne dass ein komplett neuer Name nötig wird. Denn ausdem Tausch von Internet-Adressen ist längst ein Geschäft geworden.

Die Menge der bereits vergebenen Varianten ist enorm: Allein mitder Endung «.de» für Deutschland sind bei der RegistrierungsstelleDenic mehr als zehn Millionen Adressbezeichnungen (Domains) vermerkt.Dabei gibt es jede nur ein Mal. Und die verbleibenden Möglichkeitenfür viel versprechende Marken in der digitalen Welt werden nach undnach rar - es bleibt noch der Kauf bereits registrierter Namen. «Vorallem Unternehmen merken, dass Domains wichtige Marketinginstrumentesind», sagt eine Sprecherin der Kölner Sedo GmbH, einer Handelsbörsemit einem Sortiment von gut sechs Millionen Internet-Namen diverserEndungen von «.com» für Firmen bis «.org» für Organisationen.

Der Markt für Adressen entwickelt sich zusehends. Weltweit wurdenim vergangenen Jahr nach Branchenschätzungen rund 72 Millionen Eurofür den Handel mit Domains ausgegeben, etwa doppelt so viel wie 2005.Dabei lagen die Preise für die beliebte «.de»-Endung bei Sedo imSchnitt bei 1280 Euro. Manchmal kommt der Zuschlag, bei dem zehnProzent als Gebühr an die vermittelnde Plattform fällig werden, aucherst bei 40 000 Euro wie für die Adresse «ich.de». Rund 7,5 MillionenDollar kostete in den USA der Name «business.com», hinter dem sicheine Suchmaschine verbirgt. Vermarktet werden indes auch «geparkte»Domains, also fast leere Seiten wie die Adresse «zins.de», die aberals Werbefläche für Links zu Internet-Angeboten eines bestimmtenThemenfeldes dienen. Bei jedem Klick kassiert der Inhaber etwas mit.

Überhaupt ist neben dem Kauf auch die Sicherung eines Namens inder Welt der vermeintlich unbegrenzten digitalen Möglichkeiten nichtkostenlos. Auf der Preisliste der Denic mit Sitz in Frankfurt/Mainstehen jeweils 58 Euro inklusive Mehrwertsteuer für Registrierungenund als Jahresentgelt für die Verwaltung einer Domain. Wenn Nutzerdie Möglichkeiten ihrer schon etablierten Netzpräsenzen erweiternwollen, ohne extra für eine neue Adresse zu zahlen, schlägt daher dieStunde der Techniker - bei Dienstleistern, die sich um Datensystemeoder Internetauftritte kümmern, brummt das Geschäft gerade besonders.Mit steigenden Umsätzen rechnen in diesem Jahr laut BranchenverbandBITKOM rund 84 Prozent der Anbieter, die oft kleine und mittelgroßeFirmen sind.

Um den Aktionsradius einer Web-Adresse zu vergrößern, setzen dieFachleute auch beim «www» an, das streng genommen gar nicht zureigentlichen Domain gehört. «Das Kürzel hat sich eingebürgert.Technisch ist es nicht nötig», sagt Erik Seifert, Geschäftsführer desBerliner Internet-Dienstleisters b-connect, der unter anderem dieSeite des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) betreut.Zusätze zum «www» schafften die Möglichkeit, innerhalb derselbenHaupt-Adresse Unterordner anzulegen, erläutert Norman Hayn,Geschäftsführer des Softwaredienstleisters Cycro-Systems in Erfurt.Damit könnten direkt Projekte angesteuert werden, die auf anderenServern liegen - das nutzen auch Betreiber von Großrechnern wie dieUniversität Hamburg mit einem Nebenauftritt unter dem Kürzel «www1».

Manchmal öffnet sich mit einem Vierfach-«w» als Anfangskennungstatt der Homepage gleich ein E-Mail-Bereich. Zu anderen Internet-Präsenzen führt das Kürzel «wwwwww», wie bei einem Tauchreisen-Veranstalter in Bayern oder einem thüringischen Spezialisten fürAudiostadtführer. Dabei verbirgt sich dahinter teils keine Abzweigungzu einem Extra-Rechner, weil der Besucherandrang es zumindest vorerstnicht nötig macht. Doch ein Nebeneffekt ist durchaus willkommen: Auchbei einem Vertipper, wenn aus Versehen ein «w» zu viel eingegebenwird, geht kein Nutzer verloren, sondern landet auf der Homepage.