Lebensmittel-Branche Lebensmittel-Branche: Unternehmer aus Calbe hat «Quick»-Cola wiederentdeckt

Calbe/MZ. - Hans Franke liebt Tage wie diese. Wenn das Thermometer auf mehr als 30 Grad steigt. Wenn sich am Kiosk vor seiner Firma eine kleine Schlange bildet. Wenn die Maschinen gar nicht so schnell laufen können, wie er Getränke abfüllen möchte. Dann geht der 70-Jährige aus seinem Büro im Zentrum von Calbe die paar Schritte hinüber in die Produktionshalle und schaut einfach zu. Weil er dieses Bild liebt: Wie die Flaschen gespült und mit Etiketten beklebt werden, und wie sich der Kronkorken über der braunen Flüssigkeit senkt. Das sind Frankes Lieblingstage: "Die machen richtig Spaß."
Hans Franke ist - ganz unverkennbar - seit vielen Jahren Chef. Er hat 50 Mitarbeiter unter Vertrag, er hat das Familienunternehmen Duphorn unter sich. Und Hans Franke hat Erfolg - eigentlich schon seit 50 Jahren.
Denn Franke, für den zwischen Calbe und Schönebeck "Welten liegen", sagt von sich, dass er schon mit 19 Kapitalist gewesen sei. Als er 1955 als Teilhaber in den elterlichen Likör- und Mineralwasserbetrieb eintrat, da ging es nicht nur um den Vertrieb von Bieren und Limonaden. In der noch jungen DDR waren die Kriegswunden gerade verheilt, da begann der Bierverleger Franke mit der Produktion von Schokoladenbrause. Süß und klebrig war die, "aber die Kinder mochten sie". Einziges Problem: In der DDR waren seinerzeit die Flaschen knapp. Aber der Arbeiter- und Bauernstaat stellte sich noch ganz anderen Herausforderungen. Um den Anschluss an den Siegeszug amerikanischer Colas im Westen nicht ganz zu verpassen, wollte die DDR eine eigene coffeinhaltige Limonade auf den Markt bringen.
Und das möglichst schnell. Also wurde - und zwar in Halle - "Quick" geboren. Eine Cola, die nicht so süß wie vergleichbare war, die aber ein entscheidendes Problem hatte: Sie schäumte ohnegleichen. Der Mann für alle Fälle hieß Hans Franke, und in seiner privaten Mineralwasserfabrik in Calbe bekam er das Problem in den Griff. 70 000 Hektoliter Cola pro Jahr, produziert von 100 Mitarbeitern, verließen das Unternehmen schließlich. Und weil er der einzige war, der die für die luxuriösen DDR-Interhotels bestimmten Miniflaschen abfüllen konnte, musste er auch die Getränke für die Staatsjagd liefern. "Ich hatte immer einen Karton ordentlicher Etiketten unter meinem Schreibtisch."
Groß war der Schock, als Franke 1972 erfuhr, das er enteignet werden sollte. Die einzige gute Nachricht: Als angestellter Chef im Betriebsteil des Getränkekombinates Magdeburg schaffte es Franke zum ersten Mal nach 20 Jahren, auch mal Urlaub zu machen.
Duphorn ist immer Duphorn geblieben. Weil Hans Franke immer daran geglaubt hat, die Firma einmal zurückzubekommen, führte er den Betrieb wie sein "eigenes Unternehmen". Und als die Mauer fiel, da wurde Franke als erster beim damaligen Rat des Kreises vorstellig. "So schnell wie man mir alles weggenommen hatte, hatte ich es zurück." Seit 1. April 1990 gibt es wieder Duphorn & Franke.
Franke hat immer an seine Cola geglaubt. Auch wenn er nach der Währungsunion im Juli 1990 schmerzhaft merken musste, dass die Kundschaft zunächst die süße West-Cola verlangte. Er hat weiterproduziert, auch wenn die Maschinen in manchen Monaten nur an zwei Tage liefen. Er musste seine "Quick" in Q-Cola umbenennen, weil er die Namensrechte nicht mehr hatte. Er hatte Probleme, weil "die schönste Flasche der Welt" (Franke) aus DDR-Produktion knapp wurde.
Nur Franke hat immer an seine Cola geglaubt. Er fand eine Firma in Freital, die eine entsprechende Flaschenform produzierte. Er holte Sohn und Enkel in die Firma. Er besorgte sich Kredite und neue Maschinen. Und 2003 reiste Franke still und leise - "manchmal muss man schweigen können" - nach Leverkusen, um den Bayer-Managern die Markenrechte für die "Quick"-Cola abzukaufen.
Seitdem läuft es wieder in der Firma, ist Duphorn mit seinen Produkten bei den großen Handelsriesen gelistet. "Die Leute trinken ein Lebensgefühl", sagt er. Die Cola ist der Star in seiner Produktpalette. Deshalb hat Hans Franke inzwischen auch Sammler-Trucks herstellen lassen. Natürlich als W 50.