Leben ohne Rauchen Leben ohne Rauchen: Abschied vom blauen Dunst nach über 30 Jahren
Halle/MZ. - 31 Jahre sind eine lange Zeit, eine verdammt lange Zeit. Wie viele Zigaretten Elvira Teuchert in den rund 370 Monaten geraucht hat, kann die Frau aus Langenbogen im Saalkreis nicht einmal schätzen. Waren es Tausende, Zehntausende oder Hunderttausende? Nur eines ist der 48-Jährigen inzwischen klar: Sie hat jede Menge Teer, Nikotin und andere ungesunde Stoffe regelmäßig in ihre Lungen aufgesogen. Und es muss eine ganze Menge Geld gewesen sein, das sich praktisch in Qualm aufgelöst hat. Bezahlen für das Vergiften.
Drei Euro pro Schachtel, eine Packung pro Tag - bei 365 Tagen im Jahr kommen so schnell mal 1 095 Euro bei ihr zusammen; mögliche Preiserhöhungen nicht eingeschlossen. Die kann sie jährlich sparen und mal so ganz nebenbei, glaubt man anerkannten Wissenschaftlern, die Lebenserwartung um zehn Jahre erhöhen. Aber nur, wenn es die Mutter zweier Söhne schafft, von der Nikotinsucht voll und ganz loszukommen. 30 Jahre nachdem die damalige Schülerin der zehnten Klasse in der Clique von einem Kumpel "eine zum Probieren bekommen hat", soll mit der "Pafferei" endlich Schluss sein.
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Atemprobleme, die ständig steigenden Preise: "Ich will einfach nicht mehr", sagt Elvira Teuchert, die in Langenbogen einen Kosmetik- und Fußpflegesalon betreibt. Leichter gesagt, als getan - und schon gar nicht allein. "Da siegt dann meist die Sucht und die Gewohnheit", hat sie bereits in der Vergangenheit leidvoll erfahren müssen. Doch als sie im Radio die Worte "Nichtraucher" und "AOK" aufschnappt, ist es um die resolute Frau geschehen. Ein Anruf bei ihrer Krankenkasse, zwei Besuche bei Informationsabenden, dann ist sie für einen Raucher-Entwöhnungskurs angemeldet.
Zwölf Wochen versuchen knapp zwei Dutzend Raucher unter der Anleitung des Neurologen Peter Jeschke aus Halle gemeinsam vom Glimmstängel loszukommen - mit einer Nikotin-Entwöhnungstherapie, medikamentöser Behandlung der Entzugserscheinungen und des Rauchverlangens, Akupunktur, einer Verhaltenstherapie und Entspannungstechniken.
Die ersten Gespräche mit dem Arzt und den anderen Kursteilnehmern verlaufen gut, Elvira Teuchert macht es Spaß. Ganz behutsam wird sie auf die letzte Zigarette vorbereitet. Die raucht sie an einem Sonntagabend. Sie sitzt dabei gemütlich auf einem Stuhl in der Küche ihres Hauses, schaut hinaus auf die Straße und weiß genau, "dass soll's gewesen sein". 30 Jahre Rauchen, einfach so vorbei?
Doch der Weg zum Ziel ist steinig und hart. Das merkt auch Elvira Teuchert schnell. "Da habe ich vor meiner Kaffeetasse gesessen, draußen den rauchenden Bauarbeitern zugeschaut und mich mehr als einmal gefragt, warum ich mir das hier eigentlich antue. Ich habe sogar von Zigaretten geträumt."
Schlechte Laune, Reizbarkeit, Unruhe - all die typischen Entzugserscheinungen macht sie durch: "Am Anfang war es schrecklich. Aber wenn ich etwas beginne, dann ziehe ich es auch durch." Der Kurs hilft ihr dabei. "Ohne die Gespräche, die Akupunktur und die Hinweise hätte ich es bis jetzt nicht durchgehalten", sagt sie weiter.
Inzwischen fühlt sich die Kosmetikerin merkbar wohler, Atemprobleme hat sie nicht mehr. Über den Berg ist sie trotzdem noch nicht. Zwar beweist das A 4-Blatt vor ihr, auf dem sie ihre psychische und physische Belastung über Wochen selbst festhalten muss, dass die Sucht abnimmt. Doch die Rückfall-Gefahr bleibt. Im Kurs wird sie darauf vorbereitet, dass das nicht passiert. "Die nächsten Wochen werden es zeigen. Aber ich schaffe es", sagt Elvira Teuchert mit Bestimmtheit und schaut dabei so entschlossen, dass man ihr das einfach glaubt.
Fortsetzung folgt