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Jagd  Wolf im Kreis Wittenberg: Dezimieren zu viele Rudel Damwild im Kreis?

Von Andreas Benedix 31.08.2016, 04:00
Im Kreis Wittenberg sollen inzwischen acht Wolfsrudel aktiv sein.
Im Kreis Wittenberg sollen inzwischen acht Wolfsrudel aktiv sein. Symbol/cco

Wittenberg - Etwas zwiespältig sind ihre Gefühle, wenn Kreisjägermeister Martin Gersch und der stellvertretende Vorsitzende der Kreisjägerschaft Wittenberg, Karl Berthold, eine Bilanz des Jagdjahres 2014/2015 ziehen. Zum einen verweisen sie mit Stolz auf die erzielten Abschüsse, mit denen sie in fast allen Positionen eine Spitzenstellung in Sachsen-Anhalt einnehmen. Zum anderen sorgen sie sich wegen des Wolfes.

„Zu unserem Verantwortungsbereich zählen die Jägerschaften Wittenberg, Jessen und Mittlere Elbe. In allen drei Gemeinschaften wurde eine hervorragend Arbeit geleistet, wofür wir uns bei den zirka 530 Jägern recht herzlich bedanken möchten“, so Gersch. Zum Beweis führt er die Zahlen des im Abrechnungszeitraum erlegten Wildes an.

„Es wurden insgesamt 13.286 Stück Schalenwild gestreckt. Das sind 431 Tiere mehr als im Vorjahr. An der Gesamtstrecke des Landes haben wir einen Anteil von 14 Prozent“, verkündet der Kreisjägermeister.

Einig sind sich die beiden Weidmänner darüber, dass hinter diesen Zahlen mehr als nur die erfolgreichen Abschüsse stehen. Vielmehr verdeutlichen diese Ergebnisse die harte und verantwortungsbewusste Arbeit aller Weidgenossen auch außerhalb der Jagdsaison. „Den Finger einfach krumm zu machen, das ist das Geringste. Man muss berücksichtigen, dass hinter diesen Zahlen ein hoher Wildbestand steht, der nicht von ungefähr kommt. Wer nicht mit der Natur verbunden ist, erreicht solche Ergebnisse nicht.

Die Jägerschaft ist sich bewusst, dass einerseits der Wildbestand in einem gesunden Verhältnis zu unserem Wald stehen muss, dass aber andererseits die Hegevorschriften einzuhalten sind“, erklärt Gersch.

Karl Berthold betont: „Es geht um den Schutz des Eigentums der Waldbesitzer, indem Verbissschäden reduziert werden. Gleiches gilt für die Landwirte. Außerdem können Wildunfälle reduziert werden und nicht zuletzt stellen wir mit dem Wildbret hochwertiges Fleisch zur Verfügung“, so der stellvertretende Vorsitzende.

Sorgenfalten machen sich auf der Stirn der beiden Weidmänner breit, wenn sie auf das Thema „Wolf“ zu sprechen kommen. „Wir sind keine absoluten Gegner des Wolfes und behaupten auch nicht, dass er uns alles wegfrisst“, erklärt Gersch. Wie er weiter berichtet, seien jedoch die unkontrollierte Vermehrung und Verbreitung des Räubers zunehmend problembehaftet.

Auch in diesem Punkt kann der Kreisjägermeister mit Zahlen aufwarten. „Derzeit durchstreifen acht Wolfsrudel unseren Landkreis. Mit deren Zunahme hat sich die Damwildstrecke von 2012 bis 2015 kontinuierlich um 705 Stück verringert. Damwild ist von seinem Verhalten her eher träge und damit eine leichte Beute für den Wolf. Die Hoffnung, dass die Wölfe in andere Gebiete abwandern, wird nicht aufgehen. Mittlerweile gibt es bereits zu viele Rudel, die ihr Revier konsequent verteidigen“, konstatiert Gersch.

Berthold fügt hinzu: „Es bedarf dringend Regeln, wie die Wolfspopulation in Deutschland gestaltet werden soll, damit sich gesunde Verhältnisse einstellen.“ Für Gersch steht fest, dass in dieser Frage jetzt vordergründig die Politik gefragt ist. Es gehe den Jägern um Festlegungen die es ermöglichen, regulierend eingreifen zu können. „Dazu müssen alle Beteiligten an einen Tisch“, so das Fazit des Weidmannes.

Eine positive Bilanz ziehen die beiden Jagdgenossen in der Jungjäger-Ausbildung. Im vergangenen Jahr haben sich 35 angehende Weidmänner den Prüfungen unterzogen. „Der Wunsch, das Weidwerk auszuüben, ist gewachsen“, konstatiert Gersch.

Aus seiner langjährigen Erfahrung heraus fordert er aber eine Intensivierung der Ausbildung. Als Schwerpunkte sieht er die Fächer Wildhygiene, Ökologie/ Naturschutz/Landschaftspflege, Jagdrecht sowie das Schießen auf den „laufenden Keiler“. (mz)