Versammlung in Mühlanger Versammlung in Mühlanger: Beruhigt oder Einbahnstraße?

Mühlanger - Der Saal der Gaststätte „Zum Schiffchen“ in Gallin war mehr als berstend voll am Dienstagabend. Dabei standen kein feucht fröhliches Fest, kein Tanz und auch kein Konzert auf dem Programm, sondern ein eher trockenes, kommunalpolitisches Thema. Der Ortschaftsrat von Mühlanger hatte zur Einwohnerversammlung eingeladen, und viele, viele kamen, um zu hören, wie es mit dem Straßenbau weitergeht - in Mühlanger und insbesondere im Ortsteil Gallin. Nur ein Platz blieb zunächst unbesetzt, der von Hans-Joachim Harm (Freie Wähler). Der Ortsbürgermeister steckte im Stau.
Die Nachrichten, die Zahna-Elsters stellvertretender Bürgermeister, Werner Karius, sowie der Bauamtsleiter der Stadt Zahna-Elster, Reinhard Thaldorf, mehr als 100 Ohrenpaaren verkünden konnten, waren durchaus erfreulich. Verschiedene Verkehrswege in der Region, die im Zuge des Hochwassers 2013 beschädigt worden waren, können erneuert werden. Konkret handelt es sich um die Schulstraße, die Straße zur Elbe sowie die Galliner Straße inklusive des zentralen Kreuzungsbereiches in Gallin. Der Zuwendungsbescheid zur Beseitigung von Hochwasserschäden liegt vor; insgesamt fließen rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung. Die gute Nachricht sei, so Thaldorf: „Es werden keine Gebühren für die Anwohner erhoben“. Lediglich indirekt, denn alles werde schließlich aus Steuergeldern finanziert.
Dass es im Zuge der Baumaßnahmen gleichwohl einige Probleme geben werde, verhehlte Thaldorf nicht. Teilweise seien Vollsperrungen nicht zu umgehen. Dies sei für den Busverkehr und insbesondere für den Schülertransport problematisch. Eine Lösung ist indes in Sicht. Man verhandle mit der örtlichen Agrargenossenschaft über die Anmietung einer Teilfläche, um für die Zeit der Baumaßnahmen eine Buswendeschleife zu errichten. Baubeginn sei frühestens im September dieses Jahres, der Abschluss der Arbeiten (inklusive des Rückbaus der Wendeschleife) ist bislang auf Herbst 2017 terminiert. „Es kann schon passieren, dass einige Grundstücke mehr als ein bis zwei Tage nicht mit dem Auto erreichbar sind“, erläuterte der Bauamtsleiter. Die Anwohner der betroffenen Abschnitte werde man aber rechtzeitig über mögliche Einschränkungen informieren, versprach er.
Im Mittelpunkt des zweiten, ebenfalls verkehrstechnischen Themas stand die Elbesiedlung. Nachdem die örtliche Feuerwehr beklagt hatte, dass in der Straße, die das Bebauungsgebiet ringförmig umschließt, die Durchfahrt für Einsatzfahrzeuge zeitweise durch parkende Wagen eingeschränkt sei, sei man vor Ort gewesen, so Werner Karius. Da habe sich das Problem zwar nicht bestätigt, auch handle es sich nicht um einen Unfallschwerpunkt, gleichwohl plane man, die Nutzung zu verändern. Zwei Varianten stellte der stellvertretende Bürgermeister, der zugleich Ordnungsamtsleiter der Stadt Zahna-Elster ist, zur Diskussion. Variante A sieht die Umwidmung in eine verkehrsberuhigte Zone vor, in Variante B wird der Ring als Einbahnstraße deklariert. Im ersteren Fall könnten Fußgänger die Straße auf ganzer Breite nutzen, Autofahrer müssten Schrittgeschwindigkeit fahren und das Parken wäre außerhalb gekennzeichneter Flächen verboten. Angesichts der konkreten Situation vor Ort wäre die Ausweisung von maximal 14 Stellflächen möglich. Schrittgeschwindigkeit, sprich sieben bis zehn Stundenkilometer, könne man kaum wirklich fahren, mokierte sich eine Zuhörerin, man möge doch bitte „die Kirche im Dorf lassen“, Einbahnstraßenverkehr samt Tempolimit 30 seien völlig ausreichend. Andere sprachen sich für beruhigten Verkehr und gegenseitige Rücksichtnahme aus.
Konkrete Entscheidungen sollen indes hier wie auch in der Straße an der Elbe erst nach einem Vor-Ort-Termin mit den direkt betroffenen Anwohnern fallen. Auch „An der Elbe“ ist eine Einbahnstraßenregelung avisiert. Es spreche indes nichts dagegen, auch hier über Schrittgeschwindigkeit nachzudenken, so Holger Lehmann. „Für mich grenzt es an ein Wunder, dass es hier bislang nicht zu Personenschäden gekommen ist“.
Gespaltene Meinungen täuschten indes nicht darüber hinweg, dass man in der Ortschaft insgesamt durchaus zufrieden mit den neuen Planungen ist. „Wir sind glücklich“, bekannte denn auch Ortsbürgermeister Harm mit Blick auf den im Zusammenhang mit Hochwasserschäden geförderten Straßenbau. Er betonte zugleich, dass der weitere Hochwasserschutz eine wichtige Aufgabe bleibe. Man habe bei einem Termin mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) darauf gedrängt, dass weitere Maßnahmen notwendig seien. „Der jetzige Zustand kann noch nicht das Ende sein“, so Harm, „aber allein können wir das nicht stemmen“. Inzwischen habe der Landesbetrieb für Hochwasserschutz zugesichert, weitere Planungen noch 2016 anzugehen. (mz)